23.08.2018

Vietnam: Gesunde Wälder speichern mehr Kohlenstoff

Einheimische in einem Landschaftsstrich des Ke Go Naturreservats bei der Bepflanzung des Gebiets mit der einheimischen Pflanzenart Erythrophleum fordii; Foto: Nguyen The Chien/ SNV
Einheimische in einem Landschaftsstrich des Ke Go Naturreservats bei der Bepflanzung des Gebiets mit der einheimischen Pflanzenart Erythrophleum fordii; Foto: Nguyen The Chien/ SNV

Durch ökologisch und sozialverträgliche Rehabilitierung von Waldökosystemen in größerem landschaftlichen Umfang verbessert sich der Zustand der vietnamesischen Wälder, so dass sie mehr Kohlenstoff speichern können.

Es ist bekannt, dass Vietnam in den letzten 20 Jahren die Zerstörung seiner Waldflächen erheblich eingedämmt hat. Dieser Erfolg ging jedoch zu Lasten der Waldqualität: So waren 2005 mehr als 5,5 Mio. Hektar Urwald stark degradiert. Leider mangelte es an Investitionen in die Verbesserung der Waldqualität und in Maßnahmen zur Wiederherstellung von Waldlandschaften (FLR). Vor diesem Hintergrund bietet das von der Internationalen Klimaschutzinitiative finanzierte und von der niederländischen EZ-Organisation SNV seit November 2011 umgesetzte Projekt Erfahrungsaufbau zur Rolle natürlicher Kohlenstoffanreicherung in Wäldern im Kontext von REDD+ (kurz: ENRICH) vielversprechende neue Ansätze. Das übergeordnete Projektziel bestand darin zu klären, wie die Kohlenstoffspeicherfähigkeit der Wälder im Rahmen einer künftigen REDD+-Vereinbarung verbessert werden kann. Dazu sollen die Waldökosysteme in größerem landschaftlichen Umfang durch ökologisch- und sozialverträgliche Maßnahmen rehabilitiert werden.

Angesichts der Bedeutung der vietnamesischen Wälder gehört die Steigerung der Kohlenstoffspeicherkapazität zu den zentralen klimapolitischen Zielen der vietnamesischen Regierung. In den letzten Jahren hat das Land große Fortschritte bei der Wiederaufforstung von Wäldern erzielt, so dass die Waldfläche insgesamt zugenommen hat. Wenn Vietnam jedoch das Potenzial ausschöpfen möchte, das die natürlichen Ressourcen dem Land bieten, müssen große, qualitativ geringwertige Waldflächen gezielt regeneriert werden. Nur so wird es Vietnam gelingen, seine Klimaziele zu erreichen und konkurrierende Landnutzungsanforderungen miteinander in Einklang zu bringen.

Instandsetzung eines Mangrovenwalds in einem Shrimp Bassin; Foto: Nguyen The Chien/ SNV

In der ersten Projektphase von 2011 bis 2014 hat ENRICH Machbarkeitsstudien durchgeführt und an mehreren Pilotstandorten in Vietnam verschiedene Strategien zur Verbesserung der Kohlenstoffspeicherkapazität der Wälder analysiert. Dabei wurden in der Provinz Ha Tinh dauerhaft 20 Versuchsflächen eingerichtet, um mithilfe eines Monitorings festzustellen, wie die Kohlenstoffspeicherfähigkeit des immergrünen Waldökosystems der Provinz entwickelt werden könnte. In diesem Zusammenhang wurden auch technische Materialien erarbeitet und verteilt, die den Projektbeteiligten von der nationalen bis hin zur lokalen Ebene Orientierung bieten. Darüber hinaus hat das Projekt untersucht, wie sich die Steigerung der Kohlenstoffspeicherkapazität besser in die nationale REDD+-Strategie einbinden lässt.

Durch Wiederaufforstung und die Förderung der natürlichen Regenerierung ist es dem Projekt gelungen, die Produktivität der degradierten Wälder um 20 bis 25 Prozent zu steigern. Dadurch weisen die Wälder inzwischen eine höhere Gesamtbiomasse auf und speichern mehr Kohlenstoff. Gleichzeitig hat die biologische Vielfalt zugenommen und die Wälder stellen umfassende Ökosystemdienstleistungen bereit.

Wiederaufbau eines Mangrovenwalds; Foto: Nguyen The Chien/ SNV

Die Projektmaßnahmen haben außerdem sozioökonomische Vorteile gebracht, denn die Einwohnerinnen und Einwohner der lokalen Gemeinden wurden in die Projektmaßnahmen eingebunden und als Arbeitende beschäftigt. „Durch meine Mitwirkung am ENRICH-Projekt konnte ich zur Rehabilitierung des natürlichen Waldökosystems in unserer Gegend beitragen“, so PHAM Huy Hoang aus dem Dorf Tan Thanh in der Provinz Ha Tinh.

In der zweiten Projektphase (2015 bis 2018) hat das Projekt Maßnahmen zur ökologisch und sozialverträglichen Rehabilitierung von Waldökosystemen in größerem landschaftlichen Umfang entwickelt und umgesetzt.  Erreicht wurde dies durch die Unterstützung der Behörden bei der Ausarbeitung und Einführung von Landschaftsplänen für die Provinzen im Rahmen des nationalen REDD+-Programms. Außerdem wurden die Aktivitäten mit einfachen Leistungsanreizen verknüpft und Maßnahmen gegen Faktoren getroffen, die die Degradierung von Wäldern begünstigen. Zu diesen Faktoren zählen die Umwandlung von Urwald in Flächen zur Anpflanzung von schnell wachsenden Acacia-Arten, die Nutzung von Urwaldflächen für die Landwirtschaft sowie der illegale Holzeinschlag. Das Projekt untersucht, wie sich Vorteile, die über die Kohlenstoffspeicherung oder -sequestrierung hinausgehen, landschaftsweit in Zahlungs- und Monitoring-Mechanismen integrieren lassen.

Das Projekt gehört zu den ersten, das in den Provinzen Ha Tinh und Nghe An Pilotmaßnahmen zur Restaurierung von Waldlandschaften umsetzt, mit denen erfolgsabhängige Zahlungen aus dem FCPF Carbon Fund-Programm (2019 bis 2025) angestrebt werden. Das Projekt zeigt, wie eine ganzheitliche Strategie zur Verringerung von Entwaldung und Walddegradierung in verschiedenen Landschaftsteilen entscheidend dazu beitragen kann, die Kohlenstoffspeicherfähigkeit der Wälder zu verbessern, die REDD+- und Klimaminderungsziele des Landes zu unterstützen und die nachhaltige Entwicklung voranzubringen.

Herr Hoang pflanzt Michelia mediocris Dandy in seinem Wald; Foto: Nguyen The Chien/ SNV  Im Rahmen der landschaftsorientierten Herangehensweise bieten sich häufig nicht nur auf Waldflächen Chancen zur Wiederherstellung von Waldlandschaften, sondern auch auf in der Nähe gelegenen Agrarflächen. Die ländlichen Gemeinden können das vor Ort vorhandene Potenzial zur Wiederherstellung von Naturräumen direkt beeinflussen, indem sie die vielen kleinen agroforstwirtschaftlich genutzten Flächen nachhaltig bewirtschaften. Durch ihre Mitwirkung an Maßnahmen zur Wiederherstellung der Wälder profitieren die örtlichen Landwirte und Gemeinden von den Funktionen, die die entwaldeten und degradierten Flächen nach der Wiederherstellung bieten. Dazu zählen eine Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und die Tatsache, dass mehr Wald zur Verfügung steht und verstärkt Nichtholzprodukte genutzt werden können. „Wenn sich der Wald erholt,“ so PHAM Huy Hoang, „haben wir genügend Wasser für zwei Reisernten pro Jahr. Das Projekt hat uns hochwertige einheimische Baumarten zur Verfügung gestellt wie Erythrophleum fordii und Michelia mediocris Dandy. Diese einheimischen Baumarten werden uns in den nächsten 20 bis 30 Jahren einen großen Nutzen bieten. Wir sehen darin einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz, der auch noch meinen Kindern zugutekommen wird.“

Bis jetzt hat ENRICH mehr als 5.000 Hektar an degradierten Waldflächen erfolgreich wiederhergestellt, über 1.900 Landwirte in agrar- und forstwirtschaftlichen Maßnahmen geschult und Capacity Building für das mit der Entwicklung von FLR-Plänen befasste Fachpersonal durchgeführt. Mehr als 500 Haushalte (etwa 2.000 Personen) haben direkt von der Beteiligung an den Projektmaßnahmen profitiert.

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