Nachhaltige Stadtentwicklung

Mehr als die Hälfte aller Menschen lebt heute in Städten, im Jahr 2050 werden es sogar zwei von drei Menschen sein. Dieser anhaltende Urbanisierungsschub wird überwiegend in Ballungsräumen von Schwellen- und Entwicklungsländern stattfinden. Bestehende Mittel- und Großstädte werden wachsen, neue werden entstehen. Wir kennen Städte als Zentren für Kultur, Wirtschaft, Jobs und Innovation. Doch Städte sind gleichzeitig auch die größten Energieverbraucher und CO2-Verursacher der Welt. Eine klimafreundliche Zukunft und die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius sind ohne ihren Beitrag nicht erreichbar.
Viele Städte haben bereits Pläne entwickelt, um ihre CO2-Emissionen zu senken und sich auf Folgen des Klimawandels vorzubereiten, denn: Wirbelstürme, Trockenheit, Überschwemmungen und Hitzewellen nehmen in Häufigkeit und Intensität zu und verursachen enormes menschliches Leid und wirtschaftlichen Schaden.
Klimaneutrale Städte – Herausforderungen und Chancen
Die Schlüsselrolle von Städten als Akteure im Klimaschutz wurde erstmals 2015 formell bei den Klimaverhandlungen im Rahmen der COP 21 in Paris anerkannt. Auf dem dritten UN-Gipfel zu Wohnungswesen und nachhaltiger Stadtentwicklung – der Habitat III-Konferenz im Oktober 2016 in Quito – wurden mit der „New Urban Agenda“ auch globale Ziele und Orientierungen zur nachhaltigen Stadtentwicklung verankert. Die Agenda 2030 unterstreicht mit dem Nachhaltigkeitsziels „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ (SDG 11) ebenfalls den wichtigen Beitrag, den Städte leisten, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen.
Diese Beispiele zeigen nicht nur die zunehmende Verankerung von nachhaltiger Stadtentwicklung in internationalen Abkommen, sondern auch die wachsende Bedeutung der städtischen Perspektive für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz.
Obwohl das Leben in Städten nicht im Wiederspruch zu einer ressourcenschonenden Lebensweise steht, sind Städte für über 70 Prozent der globalen, energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich (C40 Cities): Durch Infrastruktur- und Gebäudeprojekte wird Fläche versiegelt und Biodiversität bedroht. Gleichzeitig sind Städte in besonderem Maße von den Auswirkungen des Klimawandels wie Wasserknappheit, Hitzestress, steigenden Meeresspiegeln, Überschwemmungen und Stürmen betroffen. Deshalb gilt es, die fortschreitende Urbanisierung in nachhaltige Bahnen zu lenken. Dies kann nur gelingen, wenn Städte aller Größen bei dieser Herausforderung ausreichend unterstützt werden.
Der aktuelle Bericht des Weltklimarates zeigt nicht nur die wachsende Bedeutung von Städten als menschlichem Lebensraum, sondern auch, wie sehr diese vom fortschreitenden Klimawandel betroffen sind. Gleichzeitig macht der Bericht deutlich, dass Städte eine zentrale Rolle spielen, nationale und internationale Klima- und Biodiversitätsschutzziele zu erreichen. Der Bericht des UN-Umweltprogrammes (zusammen mit dem internationalen Ressourcen Panel) unterstreicht, dass Urbanisierung nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für globale Nachhaltigkeit sein kann.
Ansätze der IKI für nachhaltige Stadtentwicklung
Die Bedeutung der Städte für den Klimaschutz spiegelt sich auch in der Förderausrichtung der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) wider. Das Thema „Nachhaltige Stadtentwicklung“ ist bereits seit 2015 einer der bereichsübergreifenden Förderschwerpunkte. Die IKI-Projekte unterstützen die Partnerländer und Städte dabei, Strategien für nachhaltige, klimafreundliche und resiliente Stadtentwicklung sowie für urbane Biodiversität zu entwickeln. Dabei stehen integrative und nachhaltige Ansätze für die Entwicklung urbaner Räume im Mittelpunkt. Der Kapazitätsaufbau betrifft die nationale und lokale Ebene und findet über Wissenstransfer, Technologiekooperation, Politikberatung und Investitionen statt.
Bei den Maßnahmen zum städtischen Klimaschutz liegen die Schwerpunkte der unterstützten Maßnahmen auf der Entwicklung von lokalen Klimaaktionsplänen, auf der vertikalen Integration von Klimaschutzstrategien und Politiken sowie auf Finanzierungsmechanismen für Klimaschutzaktivitäten. So beraten beispielsweise städtische Klimaschutzberaterinnen und -berater in afrikanischen Großstädten die jeweiligen Stadtverwaltungen dabei, ambitionierte Klimaaktionsplänen zu erarbeiten, die die Umsetzung nationaler Klimaschutzziele unterstützen.
Im Bereich der Anpassung an den Klimawandel liegt der Schwerpunkt auf der Stärkung der urbanen Resilienz. Ziel ist es, die Städte besser auf die Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten und Gefahren für Mensch, Umwelt und Wirtschaft zu reduzieren.
Die Maßnahmen zur urbanen Biodiversität legen einen Fokus darauf, Ökosystemleistungen in die Stadtentwicklung zu integrieren und natur-basierte Lösungen (nature-based solutions) zu fördern. In San Jose, Costa Rica, trägt beispielsweise die Einrichtung von Biokorridoren dazu bei, die Wasserversorgung, die Regulierung des Mikroklimas und Erholungsflächen wiederherzustellen. So wird letztlich auch das Wohlbefinden der Stadtbevölkerung in der Metropolregion verbessert.
Wie Städte ihren Umbau finanzieren können
Weltweit müssen bis 2030 über 65 Billionen US-Dollar in den Bau von nachhaltigen Infrastrukturen in Städten investiert werden. Dies entspricht 70 Prozent der benötigten Investitionen in nachhaltige Infrastruktur weltweit und fast dem Zwanzigfachen des Bruttoinlandsproduktes Deutschlands im Jahr 2018 (3.344 Milliarden).
Doch Städte scheitern oft schon am Anfang, wenn es darum geht, aus Ideen konkrete Projekte zu definieren und deren Machbarkeit zu prüfen. Die internationale Unterstützung von Projektentwicklungsfazilitäten oder Klimafonds fokussierte sich meist auf die Entwicklung von Klimaplänen vor oder der Weiterentwicklung und Finanzierung von Projekten nach dieser Phase. Ein globaler Klimafond soll seit 2019 diese Lücke schließen und Städten hierbei helfen:
Der City Climate Finance Gap Fund
Der City Climate Finance, kurz: Gap Fund, stellt Städten in Entwicklungsländern Geld zur Verfügung, um mit Hilfe von Expertinnen und Experten nachhaltige Infrastrukturprojekte soweit zu entwickeln, dass Projektvorbereitungsfazilitäten diese weiter unterstützten können. Am Ende dieser Entwicklung stehen dann Investoren, die bereit sind, die Umsetzung zu finanzieren.
Insgesamt soll der Gap Fund mehr als 100 Million Euro an Zuschüssen erhalten und damit den Bau von urbanen Infrastrukturprojekten mit einem Gesamtwert von vier Milliarden Euro ermöglichen. Städte können damit einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens sowie der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung leisten.
Der Gap Fund ist Teil der Rahmeninitiative Leadership for Urban Climate Investment (LUCI), die für subnationale Akteure den Zugang zu Mitteln der internationalen Klimafinanzierung verbessern will. Ebenso kooperiert der Fond eng mit der Cities Climate Finance Leadership Alliance (CCFLA) als führende Plattform für internationale Zusammenarbeit und Wissensaustausch im Bereich subnationale Klimafinanzierung.
Ausgewählte Projekte
- Climate Smart Cities
- Morgenstadt Global Smart Cities Initiative: globaler Ansatz - lokale Lösungen
- Biodiver_CITY - Einrichtung interurbaner Biokorridore
- Unterstützung der nationalen Agenda für nachhaltige Stadtentwicklung in Brasilien (ANDUS)
- Klimaschutz in der mexikanischen Städtepolitik (CiClim)
- Die Bedeutung der Städte: Kapazitätsaufbau in Megastädten in Subsahara-Afrika für eine Transformation zu nachhaltigen…
- Klimaresiliente Stadtplanung: Unterstützung der städtischen Behörden auf den Philippinen
- Transformative städtische Koalitionen: Städtepartnerschaften zur Förderung der systemischen Transformation in Richtung…
- City Climate Finance Gap Fund I - World Bank
- City Climate Finance Gap Fund II - EIB
Videos
City Climate Finance Gap Fund
Der City Climate Finance Gap Fund ist der erste globale Fonds, der Städte weltweit in einer sehr frühen Phase der Projektentwicklung unterstützt. Er ist ein Baustein für die Umsetzung der nationalen Klimaschutzbeiträge.
Weltbank-Blog "Sustainable cities"
Die Förderbereiche der IKI
Minderung von Treibhausgasemissionen
Anpassung an die Folgen des Klimawandels
Erhalt und Wiederherstellung natürlicher Kohlenstoffsenken
Schutz der biologischen Vielfalt
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