Vietnam

Stand: November 2023

Das Land gehört zu den Schwerpunktländern, mit denen die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) besonders eng zusammenarbeitet.

Vietnam ist durch seine lange Küstenlinie und die Deltas äußerst verwundbar gegenüber dem Klimawandel. Die Auswirkungen des Klimawandels und eine CO₂-intensive Ökonomie gefährden Vietnams ehrgeizige Stabilitäts-, Wachstums- und Wohlstandspläne. Die größten Risiken im Hinblick auf den Klimawandel sind die Zunahme von Extremereignissen und verstärkte saisonale Schwankungen, die Überschwemmungen und lokal begrenzten Dürren zur Folge haben. Die Küstengebiete sind vom Meeresspiegelanstieg, Überflutungen und Salzwassereintrag betroffen, was die Biodiversität und Landwirtschaft, insbesondere den Reisanbau in Deltagebieten, beeinträchtigt.

Vietnam ist derzeitig abhängig von fossilen Energieträgern für seine Stromerzeugung. Im Jahr 2020 bestand der Strommix aus 46 Prozent Kohle, 31 Prozent Wasserkraft, 10 Prozent Erdgas/Öl, 11 Prozent Solar, ein Prozent Wind und ein Prozent Biomasse/Import. Aufgrund eines schnellen Wirtschaftswachstums entsteht ein starker Druck auf den Ausbau von Stromerzeugungskapazitäten und sonstige Energieinfrastruktur.

Auf der COP26, die im November 2021 in Glasgow stattfand, hat die vietnamesische Regierung überraschend ein neues Netto-Null-Emissionsziel für das Jahr 2050 verkündet, für das zentrale Strategien und Pläne überarbeitet werden. Dazu gehören die nationale Klimastrategie und der im Mai 2023 verabschiedete nationale Energieplan „Power Development Plan 8“. Demnach möchte Vietnam seinen Energiemix bis 2050 dekarbonisieren und die erneuerbaren Energien stetig ausbauen. Aufgrund des steigenden Bedarfs, beispielsweise an gewerblichem Strom, sind dafür erhebliche Investitionen nötig.
Just Energy Transition Partnership
Ein weiterer Meilenstein der Klimapolitik Vietnams ist die Just Energy Transition Partnership (JETP) mit der International Partner Group, die im Dezember 2022 unterzeichnet wurde. Darin verpflichten sich die Geberstaaten, 15 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, vorrangig für den Ausbau von erneuerbaren Energien. Die Finanzierung soll je zur Hälfte von staatlichen und privaten Akteuren übernommen werden.

Der Anteil der erneuerbaren Energien (Wind-, Solar- und Hydroenergie) soll von bisher geplanten 36 auf 47 Prozent steigen. Der Ausstoß von CO₂ soll von 240 auf 170 Megatonnen reduziert werden. Kohleverstromte Energie soll von 41 auf 30 Gigawatt abgesenkt werden.

Der Fokus der JETP liegt neben dem Kohleausstieg auch auf der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor und einer sozial gerechten Transformation.
NDC-Update
Das zweite Update des nationalen Klimabeitrags (Nationally Determined Contribution, NDC) Vietnams wurde im November 2022 bei der COP27 in Scharm El-Scheich eingereicht. Dort sind erhöhte „conditional“ (43,5 Prozent) sowie „unconditional“ (15,8 Prozent) Minderungsziele für das Jahr 2030 formuliert. Zudem wurde das zuvor angekündigte Langfristziel in das NDC-Update aufgenommen - ebenso die Absicht, die Methanemissionen um 30 Prozent gegenüber 2020 bis zum Jahr 2030 zu reduzieren. Jedoch sehen die neuen Minderungsziele keinen Emissionspeak vor 2030 vor.
Global Biodiversity Framework
Aktuell koordiniert das Umweltministerium MONRE die Umsetzung des Global Biodiversity Frameworks (GBF), das im Dezember 2022 in Montreal beschlossen wurde. Die bestehende „Nationale Biodiversitätsstrategie und Aktionsplan“ (NBSAP) soll entsprechend des GBF priorisiert angegangen werden.

Eine Überarbeitung der NBSAP ist aktuell nicht geplant, jedoch soll das nationale Biodiversitätsgesetz von 2008 aktualisiert werden. Dazu wird auch das neue IKI-Schnittstellenvorhaben in Vietnam, das im April 2023 seine Arbeit aufgenommen hat, MONRE beraten.
Die IKI fördert eine Bandbreite an Projekten in verschiedenen Sektoren, um Vietnam bei der Transformation hin zu einer klimaverträglichen und resilienten Entwicklung zu unterstützen. Den Bedarfen entsprechend kristallisiert sich die Energiewende als Schwerpunkt im IKI-Portfolio in Vietnam heraus. Der Großteil der Mittel wird im Bereich der Emissionsminderung eingesetzt, darunter gibt es regionale Projekte zu den Themen Energieverbrauch, städtischem Klimaschutz und Green Banking.

Im Bereich Anpassung gibt es, unter anderem ein Projekt zum Küstenschutz durch die Anpflanzung von Mangroven sowie ein neues Vorhaben aus dem Ländercall 2020, das den Fokus auf naturbasierten Lösungen im Agrarsektor richtet. Ergänzt wird das IKI-Portfolio um regionale und globale Projekte zu innovativen Versicherungen und Klimadienstleistungen.

Schnittstellenprojekt

In den meisten Schwerpunktländern der IKI gibt es sogenannte IKI-Schnittstellenprojekte, die feste Projektbüros in den Hauptstädten haben. Neben ihrem eigenen landesspezifischen Projektauftrag gehört es zu den Aufgaben der Schnittstellenprojekte, engen Kontakt zu den Umwelt- und Klimaministerien zu halten sowie die klima- und biodiversitätspolitische Vernetzung mit anderen relevanten Ministerien sicherzustellen. Darüber hinaus arbeiten die Schnittstellenprojekte daran, alle IKI-Projekte im Land und in der Region miteinander zu vernetzen und so Synergien zu fördern.

Die Schnittstellenfunktion wird derzeit vom Projekt Unterstützung Vietnams für die Umsetzung des Pariser Abkommens II (SIPA II) übernommen.

Schwerpunkte des Projekts

Die Unterstützung der vietnamesischen Regierung zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens erstreckt sich auf fünf Kernbereiche:

Beratung bei der weiteren Entwicklung und Umsetzung des vietnamesischen Klima- und Biodiversitätsbeitrags;
Unterstützung beim Aufbau eines institutionellen Rahmens zur Umsetzung der Abkommen von Paris und Kunming-Montreal sowie der JETP;
Beratung und Kapazitätsaufbau zur Dekarbonisierung des Transportsektors in Vietnam mit Fokus auf den Frachttransport;
in zwei Provinzen werden konkrete Maßnahmen durchgeführt, die hohes Skalierungspotential aufweisen (Konzept der naturbasierten Lösungen für Anpassung (NbSA));
Funktion als IKI-Schnittstelle: Förderung des Dialogs über Klima und Biodiversität zwischen den IKI-Projekten im Land sowie zwischen weiteren Akteurinnen und Akteuren (Vernetzungsangebote und Wissensmanagement).