06.03.2023

Deutschlands Klima- und Umweltkooperation setzt neuen Schwerpunkt beim Thema Wälder

Wald von oben. In der Mitte steht eine Gruppe abgestorbener Bäume

Über die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) wird die Bundesregierung in Indien die Wiederherstellung von Waldlandschaften in Indien unterstützen. 

Die wertvollen Feuchtgebiete Indiens erhalten und die globale Bedrohung durch Meeresmüll bekämpfen, die Schönheit und den Wert der Himalaya-Regionen schützen, die Verbringung von Abfällen auf Mülldeponien stoppen und grüne Arbeitsplätze schaffen – die deutsch-indische Klima- und Umweltkooperation befasst sich mit einer Vielzahl von Themen. 

Die beiden Länder arbeiten seit mehr als 60 Jahren sowohl bilateral als auch international zusammen. Darüber hinaus ist Indien insbesondere für die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) der Bundesregierung seit deren Gründung im Jahr 2008 ein Schwerpunktland, wenn es darum geht, den Klimaschutz und den Artenschutz zu unterstützen.

Starke Kooperation zwischen den beiden Ländern

Im Jahr 2023 werden 46 bilaterale und regionale Projekte sowie Mehrländerprojekte der IKI von Deutschland gefördert und in Kooperation mit der indischen Regierung durchgeführt. Maßnahmen mit einer hohen Priorität werden dabei insbesondere von Partnerministerien wie dem Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Klimawandel (MoEFCC), dem Ministerium für Wohnungswesen und städtische Angelegenheiten (MoHUA) sowie dem Ministerium für neue und erneuerbare Energien (MNRE) unterstützt. 

Die IKI-Projekte befassen sich mit einem breiten Spektrum an Maßnahmen zum Klimaschutz. Das beinhaltet sowohl Minderungsmaßnahmen, um die Durchführung der national festgelegten Klimaschutzbeiträge (NDCs), die im Mittelpunkt des Pariser Klimaschutzabkommens stehen, zu unterstützen, sowie Maßnahmen zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels und zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit gegenüber dessen unvermeidlichen Folgen.

Die IKI ist auch bestrebt, natürliche Kohlenstoffsenken unter Berücksichtigung ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Belange zu erhalten und wiederherzustellen. Darüber hinaus steht bei ihrer Arbeit auch die Realisierung der Ziele der Biodiversitätskonvention (CBD) im Mittelpunkt. Die IKI-Projekte umfassen auch Angebote für Schulungen und Unterstützung beim Zugang zu Klimafinanzierung, um die jeweiligen Maßnahmen zu beschleunigen. Und nicht zuletzt beinhalten viele IKI-Projekte in Indien die Einbindung des privaten Sektors sowie die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft. Die Kooperation zwischen Deutschland und Indien wird durch den Austausch im Rahmen von Regierungskonsultationen vertieft.

So besiegelten Indiens Premierminister Narendra Modi und Bundeskanzler Olaf Scholz im Mai 2022 in Berlin eine bilaterale Partnerschaft für grüne und nachhaltige Entwicklung. Mit der neuen Partnerschaft möchten Deutschland und Indien gemeinsam Fortschritte bei der Realisierung der Ziele aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und der Nachhaltigkeitsziele (SDG) erreichen. Im Rahmen der Partnerschaft unterzeichneten der indische Umweltminister Bhupender Yadav und Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, eine gemeinsame Erklärung (JDI) zur Wald- und Landschaftswiederherstellung (FLR). In dieser JDI geht es vor allem um die Kooperation bei der Wald- und Landschaftswiederherstellung. 

Entscheidender Wandel in der internationalen Politik

Waldlandschaften gilt mittlerweile eine besondere Aufmerksamkeit, da sie in einzigartiger Weise in der Lage sind, die „dreifache Krise“ für die natürliche Umwelt zu bewältigen: die Klimakrise, die Umweltverschmutzung und der Verlust der Biodiversität. Die Vereinten Nationen haben dieses Jahrzehnt zur UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen deklariert. Damit befindet sich die Welt mitten in einer neuen Ära, in der der Schwerpunkt darauf liegt, der Natur mehr Raum zu geben und die Natur/Biodiversität in die Landnutzung und die wirtschaftlichen Praktiken einzubeziehen.

Die UN-Biodiversitätskonferenz, die im Dezember 2022 in Montreal, Kanada, stattfand, schloss mit der Verpflichtung ab, 30 Prozent der Land-, Wasser- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen. Das wachsende Interesse an naturbasierten Lösungsansätzen, dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Kohlenstoffsenken (REDD+) und Emissionsgutschriften auf Kohlenstoffmärkten sowie neuen Finanzierungsinitiativen beschleunigen die Durchführung solcher Maßnahmen vor Ort. Beispiele dafür sind die Lowering Emissions by Accelerating Forest Finance (LEAF) Coalition, die politische Initiative „Forest and Climate Leaders’ Partnership“ sowie bilaterale Partnerschaften zwischen Ländern wie die gemeinsame Absichtserklärung von Deutschland und Indien zur Wald- und Landschaftswiederherstellung (FLR).

Ein neues Projekt mit Leuchtturmcharakter in der deutsch-indischen Zusammenarbeit

Deutschland möchte Indien in seinen Bemühungen zur Realisierung des langfristigen Ziels einer 33-prozentigen Waldbedeckung und der ehrgeizigen Verpflichtung im Rahmen der Bonn Challenge, 26 Millionen Hektar geschädigte und entwaldete Landflächen bis zum Jahr 2030 wiederherzustellen, unterstützen. In diesem Zusammenhang sieht das jüngste Projekt der IKI für Indien „Wiederherstellung, Erhalt und Schutz von Wäldern und Baumbeständen zur Umsetzung der nationalen Klimaschutzbeiträge in Indien“ (RECAP4NDC) starke Maßnahmen vor. Dieses Projekt wird derzeit gemeinsam vom deutschen und indischen Umweltministerium sowie weiteren Stakeholdern entwickelt. Mit der Durchführung des Projekts soll voraussichtlich bis Ende des zweiten Quartals 2023 begonnen werden. 

Indien gehört zu den wenigen Ländern weltweit, die einen positiven Trend bei der Wald- und Baumbedeckung erreicht haben. Derzeit liegt das Land bei 24,6 Prozent im Vergleich zu dem Ziel von 33 Prozent aus der Nationalen Waldrichtlinie von 1988. Indiens Bäume in und außerhalb von Wäldern erbringen Ökosystemleistungen, die sowohl lokal als auch global von Bedeutung sind. Gleichzeitig hängt die Lebensgrundlage von rund 300 Millionen Inderinnen und Indern von Wäldern ab. Es gibt jedoch Gebiete, in denen der Wald und der Boden ernsthaft geschädigt sind. So können 43 Prozent der indischen Wälder aufgrund zunehmender Urbanisierung, Überweidung, Brennholzgewinnung, ausgedehnter Dürren und unsicherer Regenfälle als geschädigt angesehen werden. Das Potenzial für eine Aufforstung ist daher groß, was auch von der Forest Survey of India, der nationalen Behörde, die über Wald- und Baumbedeckung in Indien berichtet, bestätigt wird.

Ausblick: Das Projekt RECAP4NDC

Im Rahmen des RECAP4NDC-Projekts sollen Akteurinnen und Akteure in vier Bundesstaaten in die Lage versetzt werden, Maßnahmen zur Wald- und Landschaftswiederherstellung (FLR) und Bäumen außerhalb von Wäldern (TOF) effektiv zu planen, zu finanzieren, durchzuführen und zu überwachen. Damit soll das Projekt dazu beitragen, Indiens Ziele aus seinen NDCs in Bezug auf die Forstbewirtschaftung zu realisieren, den Biodiversitätserhalt zu verstärken und die ländlichen Lebensgrundlagen durch eine höhere Wald- und Baumbedeckung nachhaltig zu verbessern. 

Die FLR- und TOF-Maßnahmen werden im Rahmen von Pilotprojekten auf einer Fläche von insgesamt 150.000 Hektar durchgeführt, um bewährte Verfahren aufzuzeigen. 

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Kontakt

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Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

Mehr Informationen

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