09.12.2025

Ecuador: Junge Menschen für den Erhalt der Biodiversität begeistern

Zwei Kinder pflanzen einen Baum

Mit Unterstützung der Internationalen Klimaschutzinitiative arbeitete das Nationale Institut für Biodiversität (INABIO) in Ecuador mit 13 über das Land verteilten Pilotschulen zusammen, um praxisorientierte Bildung zum Thema Biodiversität zu ermöglichen, verwurzelt in lokalen Ökosystemen. 

Eine Frau (Emily) und ein Zitattext
Emily Lara von INABIO leitete die technische Umsetzung des Bildungsprojekts zur Biodiversität.

Was als kleines Pilotprojekt begann, hat inzwischen über 1.000 Schulen landesweit erreicht und wurde in den nationalen Lehrplan Ecuadors integriert. Das Projekt zeigt, wie ein Bildungsprojekt — richtig unterstützt und finanziert — nachhaltige systemische Veränderungen im ganzen Land bewirken kann.

Projekt startete in ausgewählten Schulklassen

In einem der artenreichsten Länder der Welt findet ein Wandel in der Umweltbildung statt. Mit Unterstützung von IKI Small Grants hat das Instituto Nacional de Biodiversidad (INABIO) in Ecuador einen neuen Ansatz zur Vermittlung von Biodiversitätsthemen entwickelt – einen Ansatz, der mittlerweile Schulen im ganzen Land erreicht. Es begann mit nur dreizehn Schulen. Durch ein Pilotprojekt konnte INABIO – unterstützt von IKI Small Grants – Inhalte zu Biodiversität, Klimawandel und Ressourcenmanagement in den Alltag der Schüler integrieren. Anstatt mit einem fertigen Lehrplan zu kommen, begannen sie mit Beobachtungen. „Wir kamen nicht mit einer Lösung“, sagt Diego Inclán, Direktor von INABIO. „Wir gingen an die Schulen und lernten in der ersten Phase von der Gemeinschaft. Das heißt, von den Lehrern, den Kindern und den Eltern. Wir bekamen einen Eindruck davon, was sie fühlen, was sie brauchen – und dann entwickelten wir gemeinsam Ansätze.“

Die Umgebung wahrnehmen lernen

Der erste Schritt war das Wiedererwecken der Wahrnehmung. In vielen städtischen Schulen war Biodiversität etwas Verborgenes oder Unbekanntes. Das Team von INABIO lud die Schüler ein, ihre Umgebung zu erkunden, oft zum ersten Mal. Ausgestattet mit Smartphones und der iNaturalist-App, die Teil eines Citizen-Science-Projekts zur Umweltbeobachtung ist, dokumentierten Kinder Spinnen, Vögel oder Insekten auf Schulhöfen, die sie zuvor nie bemerkt hatten. „Einige Schulen sind überhaupt nicht grün“, erklärt Diego. „Aber wir gingen raus, um die Biodiversität gemeinsam zu entdecken. Und dann begannen die Schülerinnen und Schüler, zu erkennen – da draußen findet sich Biodiversität, auch wenn sie sich versteckt.“

Im Rahmen der Nachhaltigkeitsmaßnahmen des Projekts erhielt jede Schule einen ökologischen Garten und ein Kompostierungssystem. Es wurden Solar-Bänke installiert, um die Nutzung erneuerbarer Energien zur Stromversorgung von Schulgeräten zu fördern. Zusätzlich wurden Regenwassernutzungssysteme eingerichtet, um den Zugang zu Wasser in Schulen mit begrenztem Trinkwasser zu verbessern. In einer Schule wurde ein Gewächshaus errichtet, um ein laufendes Projekt zu unterstützen, das darauf abzielt, die Schulverpflegung durch im Gewächshaus angebaute Lebensmittel zu verbessern.

Die Schülerinnen und Schüler dokumentierten die biologische Vielfalt und stellten wissenschaftliche Fragen über ihre lokalen Ökosysteme. „Wir wollten die Geschichte verbinden“, sagt Diego. „Du findest eine Spinne – was bedeutet das? Welche Beziehung hat sie zu anderen Tieren, zur Umwelt?“ Für Emily Lara, die für die technische Umsetzung des Projekts verantwortlich gewesen ist, war die Integration der Schlüssel: „Wir können nicht über Biodiversität nachdenken, wenn wir die Probleme mit Abfall, Wasser oder Energie nicht ansprechen. Diese Dinge sind miteinander verbunden. Es ist schwierig, über einen Vogel oder eine Art zu sprechen, wenn die Schule nicht einmal sauberes Wasser hat.“
 

Projekt mit landesweiter Wirkung

Ein Mann (Diego) und ein Zitat.
Die Unterstützung durch IKI Small Grants war für Diego Inclán, Geschäftsführer von INABIO, entscheidend, um Wirkung auf nationaler Ebene entfalten zu können.

Das Pilotprojekt bezog direkt 13 Schulen, darunter eine Förderschule für Kinder mit Behinderungen und über 8.000 Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern und Gemeindemitglieder ein. Aber der eigentliche Durchbruch des Projekts kam unerwartet – durch ein Stück Hausaufgabe. „Eines Tages war ich zu Hause“, erinnert sich Diego. „Und meine Tochter, die nicht in einer Pilotschule war, sagte mir, sie habe Hausaufgaben bekommen, um Biodiversität zu messen. Ich dachte: ‚Moment mal, das ist unsere Aufgabe!‘ Das Bildungsministerium hatte eine unserer Pilotaktivitäten auf das gesamte Bildungssystem ausgeweitet.“ Dieser Moment markierte einen großen Meilenstein. Was als praktisches Pilotprojekt begann, wurde in den nationalen Lehrplan Ecuadors aufgenommen. „So entstand sehr große Wirkung“, sagt Diego. „Wir wussten nicht, dass das passieren würde. Aber so ist der Weg – eine Aktivität wird in den Lehrplan aufgenommen, und dann wiederholt sie sich immer wieder.“

Wirkungsvolle Unterstützung für lokale Institutionen

Der Erfolg des Projekts lag nicht nur in der geglückten Bildungsinitiative – er war auch strukturell. Für INABIO war es das erste Mal, dass ihre Arbeit offiziell in das Bildungssystem Ecuadors integriert wurde. Und dieser Sprung wäre ohne die Unterstützung – und das Vertrauen – von IKI Small Grants nicht möglich gewesen. „Wenn ich alleine als INABIO einer Idee nachgehen, werden ich wahrscheinlich nicht gehört“, erklärt Diego. „Aber als wir sagten, dass es Teil einer IKI Small Grants-Initiative sei, hörten die Leute zu.“ 

Der Ansatz: Funding the Funders

Eine Frau (Mijako) und ein Zitat.
Mijako Nierenköther, Leiterin der IKI Small Grants-Förderlinie für Förderinstitutionen, sieht den Erfolg des „Funding the Funders“-Ansatzes in der Eigenverantwortung der geförderten Organisationen.

Mijako Nierenköther, verantwortlich für die Förderlinie Funding Institutions bei IKI Small Grants, sagt, dass genau das den „Funding the Funders“-Ansatz auszeichnet: „Wir ermöglichen lokalen Institutionen, die Führung zu übernehmen. INABIO musste nicht gesagt werden, was zu tun ist – sie brauchten Vertrauen, Flexibilität und Legitimität, um das umzusetzen, von dem sie wussten, dass es funktionieren würde. Das ist es, was unser Ansatz unterstützt.“  

Auch für Emily Lara wurde dieses Prinzip in der Praxis lebendig. „Es ging nicht nur um die Finanzierung“, sagt sie. „Uns wurde vertraut, es auf unsere eigene Art und Weise zu machen – und das machte den Unterschied.“ IKI Small Grants unterstützte auch die Stärkung von INABIO als Institution durch verschiedene „Capacity Development“-Maßnahmen. Dazu gehörten die Unterstützung beim Design und der Umsetzung eines Förderaufrufs, Verbesserungen im Finanzmanagement der Organisation sowie der Ausbau fachlicher Fähigkeiten, wie Fotografie und Kamerabedienung zur Beobachtung der Umwelt. Das Personal von INABIO erhielt ebenfalls Schulungen zur Verbesserung des Projektmanagements sowie zur Anwendung von Projektmanagement-Software, die diese Prozesse unterstützt. Darüber hinaus nahmen Mitglieder des Instituts an einem IKI Small Grants-Netzwerktreffen teil, um Erfahrungen zu teilen und Lessons learned mit anderen durch IKI Small Grants geförderten Institutionen zu diskutieren.

Lehren, die über die Schulen hinaus reichen

Einer der größten Erfolge des Projekts war der Einfluss auf die lokalen Gemeinschaften. „Kinder gehen nach Hause und sind wirklich glücklich mit dem, was sie lernen“, erinnert sich Emily. „Sie bringen ihren Eltern und Nachbarn etwas bei. Ein Kind kam zurück und sagte: ‚Mein Nachbar kompostiert jetzt.‘ Das war wirklich cool.“ Sie war besonders erstaunt, welcher Effekt mit Blick auf die verschiedenen Geschlechter eintrat. „Einige Mädchen konnten sich nicht einmal vorstellen, dass sie eine Biologin oder Wissenschaftlerin sein könnten. Aber nach den Workshops sagte mir ein sechsjähriges Mädchen: ‚Ich werde einmal Wissenschaftlerin sein, und ich werde wie du sein.‘ Das war eines unserer Ziele – nämlich genau diese Veränderung bei ihnen zu sehen.“

Ein lebendiger Lehrplan mit gelebter Neugier

Für INABIO ist das erst ein erster Schritt. Das Projekt wird ausgewertet und soll die Grundlage für Folgeprojekte legen. Als öffentliche Institution plant INABIO, die Arbeit über die Laufzeit der Förderung hinaus zusammen mit dem Bildungsministerium von Ecuador fortzusetzen. „Wir glauben, dass wenn man etwas bewahren möchte, man wissen muss, was man bewahren möchte“, sagt Diego. „Was wir versuchen ist, Kindern zu helfen, diese Überraschung – diese Emotion – wieder zu entdecken, wenn sie so etwas wie eine Spinne sehen. Diese Neugier ist erst der Anfang einer längeren Geschichte.“

Über IKI Small Grants

IKI Small Grants, umgesetzt von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), unterstützt lokale Akteure, die die treibende Kraft für Veränderungen sind und für wirksame Klima- und Biodiversitätsmaßnahmen weltweit entscheidend sind. Das Programm ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI). IKI Small Grants fördert Bottom-up-Lösungen und stärkt die Kompetenzen von lokalen Akteuren.

Details über den Funding the Funders-Ansatz erfahren Sie in diesem Video:

Climate and Biodiversity Action: How Germany is ‘Funding the Funders’

 

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Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

Videos zum Projekt

Vorschaubild des Videos: Collage – links junge Menschen fotografieren mit einer Spiegelreflexkamera in der Natur, rechts ein Portrait der Protagonistin vor unscharfen Gebäuden.

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