Die Energieeffizienz in der brasilianischen Industrie steigern

Ein Projekt der Mitigation Action Facility hat erfolgreich über 400 kleine und mittlere Unternehmen dabei unterstützt, ihren Energieverbrauch zu senken. Jetzt wird es auf weitere Regionen Brasiliens ausgeweitet.
Der Industriesektor macht ein Drittel des Endenergieverbrauchs Brasiliens aus und trägt mit 18,13 Prozent zu den energiebedingten Treibhausgasemissionen (THG) des Landes bei. Trotz des erheblichen Potenzials für Energieeinsparungen in diesem Sektor blieb der Markt für Energieeffizienz in der Industrie bisher weitgehend unerschlossen.
Das Vorhaben „Transformative Investments for Industrial Energy Efficiency“ (PotencializEE), das von der Mitigation Action Facility – einem Multi-Geber Klimafinanzierungsmechanismus – mit Mitteln der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) und anderer Geber finanziert wird, zielt darauf ab, transformative Investitionen in die industrielle Energieeffizienz in Brasilien zu ermöglichen und dadurch die Dekarbonisierung zu beschleunigen. PotencializEE richtete sich zunächst an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in São Paulo, dem Bundesstaat mit der höchsten Anzahl an Industrieunternehmen, für den Aufbau einer Energieeffizienz-Wertschöpfungskette, darunter Berater, Technologieanbieter sowie öffentliche und private Finanzinstitutionen.
Erfolgreiche Energieaudits in über 400 kleinen und mittleren Unternehmen
Bisher hat PotencializEE mehr als 400 KMU durch Energieaudits unterstützt. Die Auditoren waren zuvor im Rahmen des Projekts in São Paulo ausgebildet worden. Die ersten 170 Unternehmen haben bereits mit der Umsetzung der vorgeschlagenen Energieeffizienzmaßnahmen begonnen, einige von ihnen erhielten zudem Unterstützung durch einen Garantiefonds, der den Zugang zu Krediten erleichtert. Diesen Fonds hat die Entwicklungsbank des Bundesstaates São Paulo in Zusammenarbeit mit der Landesregierung eingerichtet.
Die mobilisierten Investitionen haben bislang zu Energieeinsparungen von mehr als 500 GWh und einer kumulierten Reduktion von 103.154 Tonnen CO₂-Äquivalente über die Lebensdauer der eingesetzten Technologien geführt. Diese Einsparungen kommen verschiedenen Industriezweigen zugute, darunter die Metallverarbeitung, die Automobilzulieferindustrie, die Kunststoffbranche, die Lebensmittel- und Getränkeproduktion sowie die Textilindustrie.
Das Beispiel Particolare Gelateria: Reduktion von Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von Speiseeis
Ein konkretes Beispiel für die Wirkung von PotencializEE ist das Unternehmen Particolare Gelateria, ein kleiner Betrieb, der Speiseeis und Tiefkühldesserts herstellt. Nach der technischen Unterstützung durch das Projekt entschied sich das Unternehmen, eine Hochtemperatur-Wärmepumpe für den Pasteurisierungsprozess zu installieren, Anpassungen an den Kühlräumen vorzunehmen, thermische Isolierungsmaßnahmen umzusetzen und ineffiziente Kompressoren sowie Kühltürme zu ersetzen.
An der Umsetzung der Maßnahmen sind auch deutsche Technologieanbieter beteiligt. Mit einer Investition von rund 270.000 Euro erwartet das Unternehmen eine Reduktion seiner THG-Emissionen um 63 Prozent im Vergleich zum „Weiter-wie-bisher-Szenario“. Dies entspricht einer Einsparung von 1.284 Tonnen CO₂-Äquivalente. Gleichzeitig kann das Unternehmen seine Energiekosten um 47Prozent senken.
„Ohne PotencializEE und die Expertise der Fachleute, die mein Unternehmen unterstützt haben, hätten wir dieses Projekt nicht realisieren können,“ sagte Vicente Manzione, Geschäftsführer von Particolare Gelateria.
Ausweitung des Projekts auf alle Regionen Brasiliens
Angesichts der positiven Ergebnisse hat die brasilianische Regierung beschlossen, das Projekt mit eigenen Mitteln weiterzuführen. Zusätzlich stellt die Mitigation Action Facility über die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) weitere sechs Millionen Euro für die technische Unterstützung der Ausweitung bereit.
Die derzeitige brasilianische Regierung hat kürzlich sieben zentrale Missionen für ihre sogenannte Neo-Industrialisierungsstrategie definiert, darunter die „Dekarbonisierung der Industrie, Energiewende und Bioökonomie“. Diese Mission umfasst die Förderung von Investitionen in Energieeffizienz in der Industrie. In diesem Zusammenhang wurde das Projekt PotencializEE in ein Regierungsprogramm integriert, das darauf abzielt, die Emissionsintensität im Industriesektor bis 2033 um 30 Prozent zu reduzieren.
Ein Baustein, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, ist die Ausweitung von PotencializEE ab der zweiten Hälfte des Jahres 2025 auf alle Regionen Brasiliens, darunter mindestens fünf weitere Bundesstaaten. Die Beratungsleistung des Projekts wird sich insbesondere auf die Elektrifizierung von industrieller Prozesswärme sowie Energieeffizienzmaßnahmen in thermischen Energiesysteme konzentrieren – darunter Öfen, Kesselanlagen, Gefriersysteme, Kühlanlagen und Kühlhäuser.
Energieeffizienzmaßnahmen in diesen Bereichen sind besonders wirkungsvoll, erfordern jedoch spezialisiertes Know-how und höhere Investitionen. Genau an diesen Punkten setzt die Unterstützung an und trägt so zur Dekarbonisierung der Industrie bei.
Der Link wurde in die Zwischenablage kopiert
Kontakt
IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71
10963 Berlin
Die Mitigation Action Facility
Über die Plattform werden ehrgeizige Minderungsprojekte mit dem Ziel der Dekarbonisierung von Schlüsselsektoren unterstützt.