02.09.2024

Drei Städte und Regionen führen 100 % Renewables Roadmaps ein

Aufnahme der Provinz West-Nusa-Tenggara. Das Bild wurde von einem Berg aufgenommen und im Hintergrund ist ein weiteres Bergmassiv zu sehen.
Provinz West-Nusa-Tenggara, Indonesien

IKI-Projekt stellt in Partnerschaft mit den Verwaltungen von Avellaneda (Argentinien), Kisumu County (Kenia) und der Provinz West-Nusa-Tenggara (Indonesien) Roadmaps für realistische und individuelle Wege hin zu 100 % erneuerbaren Energien bis 2050 vor.

Die Roadmaps bilden einen der Höhepunkte des Projekts „100 % Erneuerbare Energie in Städten und Regionen für eine Abschwächung des Klimawandels“, das vom ICLEI – Local Governments for Sustainability durchgeführt, und von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) gefördert wird.

„Diese Roadmaps veranschaulichen, dass Städte und Regionen bei der Energiewende nicht nur passive Teilnehmer, sondern aktive Vorreiter sind, wie die Beispiele Avelleneda, Kisumu County und West-Nusa-Tanggara zeigen“, erklärte Gino Van Begin, Generalsekretär des ICLEI. „Indem sie diese Rolle übernehmen, können sie die Herausforderungen von heute in die Chancen von morgen verwandeln“, führte er weiter aus.

Jede Roadmap ist auf die einzigartigen Gegebenheiten des jeweiligen Gebiets zugeschnitten und berücksichtigt die verfügbaren erneuerbaren Energiequellen, Demographien und Ressourcen. Die Roadmaps basieren auf einer maßgeschneiderten Energiemodellierung, die vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme durchgeführt wird. Darüber hinaus bieten sie weiterführende Anleitungen, wie die Szenarien aus der Modellierung vor Ort in greifbare Ergebnisse umgesetzt werden können. Dazu gehören unter anderem Empfehlungen für die Politik, potenzielle Finanzierungsquellen und Methoden für die Überwachung und Evaluierung des Fortschritts durch spezifische Indikatoren. Daraus ergeben sich für jeden Standort unterschiedliche Wege, individuelle Prioritäten und realistische Ziele.

„Wir sind stolz darauf, die Roadmaps für das Projekt „100 % Erneuerbare Energie in Städten und Regionen für eine Abschwächung des Klimawandels“ für Avellaneda, Kisumu County und die Provinz West-Nusa-Tenggara vorstellen zu können“, so Rohit Sen, Leiter der Abteilung Nachhaltige Energie beim ICLEI. „Diese Roadmaps stellen die Summe unserer Arbeit mit subnationalen Regierungen in den letzten Jahren dar, und verdeutlichen das hohe Maß an Energie, Begeisterung und Ehrgeiz, das auf lokaler Ebene vorhanden ist, um die Klimakrise anzugehen.“

Jede Stadt oder Region hat eng mit dem ICLEI-Weltsekretariat und den regionalen ICLEI-Büros – ICLEI Südamerika, ICLEI Argentinien, ICLEI Südostasien, ICLEI Indonesien und ICLEI Afrika – zusammengearbeitet, um eine übergreifende Vision für ihre Zukunft mit 100 % erneuerbaren Energien zu definieren, zum Beispiel durch Priorisierung des Zugangs zu Energie oder der wirtschaftlichen Entwicklung. Gemeinsam arbeiteten sie daran, ihre Kompetenzen in den Bereichen Energie und Finanzierung zu erweitern und führten eine umfangreiche Datenerhebung durch, die in den Prozess der Energiemodellierung einfließen sollte. Ebenso wurden Dialoge mit den Verwaltungen und der Politik auf mehreren Ebenen geführt sowie bankfähige Projektvorschläge für die weitere Umsetzung identifiziert und entwickelt.

Avellaneda, Argentinien

Die Stadt Avellaneda ist stark durch Industrie und Landwirtschaft geprägt, und hat daher beschlossen, sich vorrangig auf Bioenergie zu konzentrieren, um ihren Strom- und Wärmebedarf zu decken. Ihre Roadmap umfasst außerdem Maßnahmen, mit denen der Verkehr auf erneuerbare Energien umgestellt und die Energieeffizienz verbessert werden soll. Auch die Solarenergie spielt eine große Rolle. Hier wurde Avellaneda bei der Entwicklung eines bankfähigen Antrags für einen 5-MWp-Solarpark unterstützt. Die Erfahrung von Avellaneda hat auch gezeigt, wie wichtig eine Steuerung auf mehreren Ebenen ist. So wurden die Provinzregierung (in diesem Fall die von Santa Fe) und die nationale Regierung in die Planung der nachhaltigen Energiewende vor Ort einbezogen.

Grafik mit Text "City of Avellaneda, Argentina"

Dieser integrierte Lösungsansatz soll den CO2-Fußabdruck der Stadt verringern und die Nachhaltigkeit im Bereich Energie verbessern. Unter Verweis auf das von Avellaneda vorgeschlagene bankfähige Projekt betonte Juan Carlos Fernández, der Gemeindevertreter im Industriepark von Avellaneda: „Für die Stadt, für die Klimasituation und für den Industriepark sind erneuerbare Energien ein wichtiger Beitrag, und daher unterstützen wir sie auf jede erdenkliche Weise und werden dies auch weiterhin tun.“

Kisumu County, Kenia

Grafik mit Text "Kisumu County, Kenya"

Kenias Strommix weist bereits einen hohen Anteil erneuerbarer Energien auf, hauptsächlich aus geothermischen Quellen. Im Kisumu County mangelt es einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung an einem Zugang zu einer zuverlässigen Stromversorgung. Daher hat das Kisumu County beschlossen, neben dem Schwerpunkt auf nachfrageseitigen Maßnahmen im Bau- und Verkehrssektor, vorrangig den Zugang zu Strom und sauberen Kochquellen und -technologien zu verbessern. Die Umstellung von traditionellen zu sauberen Brennstoffen zum Kochen kann einen wichtigen Beitrag zum allgemeinen Wohlergehen der Bevölkerung des Kisumu County leisten.

„Diese Roadmap ist ein entscheidender Schritt, unsere Herausforderungen bei der Energieversorgung zu bewältigen, indem wir die erneuerbaren Energiequellen nutzen, die uns reichlich zur Verfügung stehen“, sagte Salmon Orimba, Mitglied der Bezirksregierung für die Abteilung Energie, Verkehr, Straßen und öffentliche Arbeiten. „Wir haben die Energieerzeugung von Quellen, die viele Treibhausgase freisetzen, auf solche verlagert, die wenig oder keine Treibhausgase freisetzen. Wir danken allen, die uns dabei unterstützt und einen Beitrag geleistet haben. Erneuerbare Energien verringern nicht nur unseren CO2-Fußabdruck, sondern ermöglichen auch einen erschwinglichen und zuverlässigen Zugang zu Energie für alle, kurbeln das Wirtschaftswachstum an und fördern die Schaffung von grünen Arbeitsplätzen“, schloss er seine Ausführungen.

Provinz West-Nusa-Tenggara, Indonesien

Grafik mit Text "West Nusa Tenggara Province, Indonesia"

Als eine Inselprovinz musste West-Nusa-Tenggara einen stimmigen Lösungsansatz für das gesamte Gebiet entwickeln, um effektiv von fossilen Brennstoffen wegzukommen und ihre Gebäude und Industrien umweltfreundlicher zu gestalten. Die Abhängigkeit der Provinz von importierten fossilen Brennstoffen macht sie anfällig, nicht nur in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels, sondern auch im Hinblick auf die Energiesicherheit. Allerdings verfügt West-Nusa-Tenggara über enormes Potenzial für Bioenergie durch landwirtschaftliche Abfälle, und die Verfügbarkeit von Land bietet erhebliche Chancen, die eine Säule ihrer Roadmap bilden. Die Provinz skizzierte auch mehrere Maßnahmen für einen geringeren Energieverbrauch und eine höhere Energieeffizienz im industriellen Sektor sowie zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden und Verkehrsmitteln und des Zugangs zu sauberen Kochbrennstoffen und -technologien.

„Erneuerbare Energien sorgen für mehr Widerstandsfähigkeit und stellen eine Chance dar. Widerstandsfähigkeit, weil wir weniger abhängig von Energieimporten von außerhalb unserer Region sein wollen, die hauptsächlich von Kohle, Öl und Gas dominiert wird. Chance, weil der Übergang von fossiler zu nachhaltiger Energie das Wachstum der lokalen Industrie fördern kann, wodurch neue Arbeitsplätze geschaffen werden und schließlich der Lebensstandard unserer Bevölkerung steigt“, so Niken Arumdati, Sekretärin des Amts für Energie und mineralische Ressourcen von West-Nusa-Tenggara. Sie fügte hinzu: „Wir wussten, welchen Zustand wir uns wünschen würden, und die Roadmap selbst dient als Kompass, der uns zum Ziel führt.“

Weitere Ressourcen um die Energiewende zu beschleunigen

Neben den Roadmaps hat das Projekt weitere wichtige Ressourcen hervorgebracht, um Städte auf der ganzen Welt bei ihrem Übergang zu unterstützen. Die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse wurden in einem Paket aus Empfehlungen für die Politik zusammengefasst. Das Paket mit Lösungsansätzen für 100 % erneuerbare Energien bietet detaillierte Übersichten und Anleitungen für verschiedene Technologien, Lösungsansätze für die Finanzierung sowie Richtlinien, die von der solaren Wasserpumpe bis zum Laden von Elektrofahrzeugen reichen. Die Factsheets zu 100 % erneuerbaren Energien bieten wichtige Fakten und einführende technische Informationen zu erneuerbaren Energiequellen und -technologien. Das Spiel „Strategie für eine nachhaltige Energiewende“ (SETS), das während des Prozesses zur Entwicklung der Roadmaps eingesetzt wurde, bietet ein interaktives Instrument, um die relevanten Stakeholder bei der Bewältigung der Herausforderungen der Energiewende einzubeziehen.

Text: Matteo Bizzotto, Sr. Officer, Global Communications, ICLEI World Secretariat

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