E-Bikes ebnen den Weg für nachhaltige Mobilität in Namibia
Mit Unterstützung des deutschen IKI Small Grants-Programms, das lokale Projekte zum Schutz des Klimas und zum Erhalt der Artenvielfalt fördert, ermöglicht EBIKES4AFRICA breitenwirksam bezahlbares Radfahren.
In Namibias Hauptstadt Windhoek stellt Mobilität eine tägliche Herausforderung dar – insbesondere für die benachteiligten Bevölkerungsgruppen am Rande der weitläufigen Stadt. Durch die Herstellung einer eigenen Marke solarbetriebener E-Bikes, die Einführung eines Verleihsystems und die Zusammenarbeit mit sozialen Initiativen schafft das lokale Unternehmen EBIKES4AFRICA insbesondere für benachteiligte Gruppen in der Gesellschaft Alternativen zu gängigen Verkehrsmitteln.
Wenn Olivia Shililifa sich auf ihr Fahrrad schwingt, um die Landstraßen rund um Namibias Hauptstadt Windhoek zu erfahren, bedeutet Radfahren für sie mehr als nur Sport. Für sie geht es darum, ein Zeichen für nachhaltige Mobilität zu setzen. „Radfahren ist die Zukunft“, sagt sie. „Ich fahre nicht für mich selbst. Ich fahre für die Gemeinschaft. Ich fahre für eine Nation.“ Olivia nutzt ihren Einfluss als Profi-Sportlerin, um auf Radfahren in Namibia aufmerksam zu machen. Dabei arbeitet sie mit dem Sozialunternehmen EBIKES4AFRICA zusammen, das solarbetriebene E-Bikes herstellt und vertreibt – mit finanzieller Unterstützung und Förderung durch das deutsche IKI Small Grants-Programm.
Von A nach B: Eine alltägliche Herausforderung
Die wenigsten Menschen in Windhoek sehen das Fahrrad als wirkliche Alternative für die Fortbewegung in der Stadt an. In den letzten Jahren hat die Stadt einen starken Zuzug aus ländlichen Gebieten erlebt. Die Stadtgrenzen sind gewachsen. Die Infrastruktur hält mit dieser Entwicklung kaum Schritt. Busse sind selten und unzuverlässig. Für viele sind die Kosten für Autos oder Taxis unbezahlbar. Unwegsames Gelände, steile Hügel, lange Entfernungen und sengende Hitze machen Fahrräder, die ausschließlich per Muskelkraft bewegt werden, unpraktisch.
„Mobilität ist in Namibia ein großes Problem“, erklärt Marita Walther, Mitbegründerin von EBIKES4AFRICA. „Die Menschen geben bis zu einem Drittel ihres Einkommens allein aus, um von A nach B zu kommen. Es besteht großer Bedarf nach kosteneffektiven Lösungen.“ Die E-Bikes, die ihr Unternehmen herstellt, sind darauf ausgelegt, diesen Bedarf zu decken. „Radfahren ist mit den vielen Hügeln der Stadt anstrengend. Während 10 oder 20% der Bevölkerung fit genug sind, fünf Kilometer zur Arbeit zu radeln, sind es 80% nicht, weil sie zu alt oder zu jung sind. Wir eröffnen Menschen neue Möglichkeiten, Fahrräder zu nutzen.“
Fahrräder „made in Namibia“ auf lokale Gegebenheiten zugeschnitten
EBIKES4AFRICA entwickelt und baut E-Bikes, die auf die lokalen namibischen Gegebenheiten zugeschnitten sind. Wie Geländewagen auf zwei Rädern sind die Fahrräder für unwegsames Gelände geeignet und dennoch günstig in der Wartung. Sie werden vor Ort von geschulten technischen Fachkräften in Namibia hergestellt und sind mit Stahlrahmen, pannensicheren Reifen und solarbetriebenen Batterie-Ladesystemen ausgestattet. Die Fahrräder sind für eine breite Kundschaft konzipiert – von Studierenden und Pendelnden bis hin zu Straßenverkäufer*innen und Geschäftsleuten.
Umdenken vorantreiben durch Umbau der Infrastruktur
Mit finanzieller und technischer Unterstützung durch IKI Small Grants hat EBIKES4AFRICA Zentren für solarbetriebene E-Bikes – sogenannte E-Hubs – in stadtnahen Gebieten eingerichtet. Diese Zentren bieten Verleihdienste und technische Schulungen an und sind Teil einer umfassenderen Vision, Radfahren sowohl praktisch als auch attraktiv zu machen. Eine solche Station wird von Physically Active Youth (PAY) betrieben, einer Gemeinschaftsinitiative, die Fahrräder an Schulkinder und Studierende vermietet, die sonst Schwierigkeiten hätten, den Unterricht zu besuchen. „Nachhaltige Mobilität soll kein Privileg sein“, betont Marita Walther.
Das PAY-Zentrum fungiert als solarbetriebene Fertigungswerkstatt, Verleihstation und Batterieladestation in einem. EBIKES4AFRICA hat 25 E-Bikes gespendet, die nun zu günstigen Preisen von Schulkindern und anderen Pendelnden gemietet werden können. Die Organisation bietet auch außerschulischen Radsport als Beschäftigung an. So wird sichergestellt, dass Jugendliche aus benachteiligten Gebieten am Wandel zu nachhaltiger Mobilität teilnehmen. Walther fügt hinzu: „Wenn wir Schulkinder mit einbeziehen, ermutigen wir die jüngere Generation für die Zukunft der Mobilität ausgebildet zu sein.“
Gemeinschaft durch Innovation und Bewegung fördern
Wie der Name und das Credo schon vermuten lassen, ist EBIKES4AFRICA mehr als nur ein Produkt. Es ist eine gemeinschaftlich getragene Vision. Über die Herstellung und den Vertrieb der Fahrräder hinaus schafft das Unternehmen lokale Beschäftigungs-, Ausbildungs- und Aufstiegschancen – insbesondere für Frauen und Jugendliche. Dank der Finanzierung und Unterstützung durch IKI Small Grants wurden 16 Schüler*innen aus nahe gelegenen Bildungseinrichtungen darin geschult, insgesamt 24 E-Bikes herzustellen und beim Aufbau der Hubs zu helfen. Mit der Unterstützung kann EBIKES4AFRICA weiteres Wachstum vorantreiben und seine Vision ausweiten.
Ein E-Hub wurde inzwischen an die Namibian Women's Association (NAWA) übergeben und wird nun von zwei zertifizierten E-Hub-Koordinator*innen geleitet und verwaltet. In Zusammenarbeit mit diesen lokalen Initiativen bietet EBIKES4AFRICA jungen Auszubildenden, Studierenden und Freiwilligen praktische Berufserfahrung sowie Weiterentwicklung in den Bereichen Fertigung und Forschung.
Olivia war eine dieser Auszubildenden. Nachdem sie als Teenager zu PAY gekommen war, kombinierte sie ihre Leidenschaft für das Radfahren mit dem Ziel, die Mobilität in ihrer Stadt zu verbessern. Sie lernte, wie man E-Bikes zusammenbaut, repariert und wartet – und erwarb dabei wertvolle Kenntnisse in der Geschäftsentwicklung. „Ich habe so viel aus dem Fahrrad-Programm von EBIKES4AFRICA gelernt“, erzählt sie. „Nicht nur, wie man Fahrräder repariert, sondern auch, wie man kommuniziert und wie man eine Führungsrolle übernimmt.“
Zukünftige Wirkungen und zukünftiges Wachstum
Mit einer aktuellen Produktionskapazität von 200 E-Bikes pro Jahr trägt das lokale Unternehmen aktiv zur Transformation der Verkehrslandschaft in Windhoek bei. „Wir haben EBIKES4AFRICA ausgewählt, weil es Namibia bei der Entwicklung klimafreundlicher und sozial gerechter Mobilitätslösungen unterstützt“, sagt David Fuchs, Programmdirektor von IKI Small Grants. „Es handelt sich hier um mehr als eine einmalige Förderung. Hier bietet sich eine Lösung für mehr Gleichheit im Zugang zum Verkehrswesen, mehr Resilienz gegen Klimawandel und mehr Unabhängigkeit der Energieversorgung.“
Das Projekt dient nun als Vorbild für weitere E-Hubs in Windhoek und Nord-Namibia. Es ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Klimaschutzlösungen auf lokaler Ebene Fuß fassen können – angetrieben von Zielstrebigkeit, Gemeinschaft und Chancen. Mit immer mehr E-Bike-Fahrenden auf den Straßen setzen sich Menschen wie Olivia – einst Auszubildende, heute Nationalathletin – für sichere, effiziente und nachhaltige Mobilitätsalternativen in einem Land ein, das für Veränderungen gut geeignet ist. Für Olivia ist Namibia „ein Paradies für Radfahrende.“
Über IKI Small Grants
Die IKI Small Grants, die von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt werden, finanzieren lokale Akteure, die die treibende Kraft für Veränderungen sind und für wirksame Klima- und Biodiversitätsmaßnahmen weltweit wichtig sind. Das Programm ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative, die von drei deutschen Bundesministerien gemeinsam beauftragt wird. IKI Small Grants fördert Bottom-up-Lösungen und stärkt die Kompetenzen von lokalen Akteuren.
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Die IKI will maximale Wirkungen für den Schutz des Klimas und der Biodiversität erreichen. Dazu konzentriert sie die Förderaktivitäten auf priorisierte Handlungsfelder innerhalb der vier Förderbereiche. Ein weiteres zentrales Element ist die enge Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnerländern, insbesondere mit den Schwerpunktländern der IKI.