Innovative Projekte für Länder mit hohen Ambitionen
Über die NAMA-Fazilität unterstützt die IKI seit zehn Jahren Schwellen- und Entwicklungsländer bei Klimaschutzmaßnahmen. Besonders ambitionierte Länder erhalten mit der „Ambition Initiative“ weitere finanzielle Mittel zur Umsetzung ihrer nationalen Klimaschutzbeiträge, während sie sich von den Folgen der Covid-19-Pandemie erholen.
Solarbetriebene Kühlung für Nahrungsmittel und elektrische Motorräder in Kenia, grüner Wasserstoff in Costa Rica und nachhaltige E-Mobilität in Nepal – noch sind dies nur vielversprechende Ideen. Doch schon bald sollen sie Wirklichkeit werden, Treibhausgasemissionen einsparen und in den jeweiligen Ländern zur Klimaneutralität beitragen.
Ihnen allen gemeinsam sind nicht nur innovative Konzepte, sondern auch ihre Finanzierung. Die vier Projekte wurden 2021 als Ideenskizzen von der NAMA-Fazilität im Rahmen der Ambition Initiative ausgewählt, um detaillierte Projektanträge auszuarbeiten.
Gemeinsame, aber unterschiedliche Verantwortung
Die NAMA-Fazilität ist ein internationales Klimafinanzierungsprogramm, das ambitionierte Maßnahmen zur Minderung von Treibhausgasemissionen vorantreibt. NAMA ist die Abkürzung für Nationally Appropriate Mitigation Actions, zu Deutsch national angemessene Klimaschutzmaßnahmen. Das Konzept berücksichtigt die national unterschiedlichen sozio-ökonomischen Bedingungen und spiegelt die in der Klimarahmenkonvention festgehaltene gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und Fähigkeiten von Industriestaaten und Schwellen- und Entwicklungsländern wider. NAMAs werden als konkrete Schritte zur Erreichung der national festgelegten Klimaschutzbeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) anerkannt.
Konkret finanziert die NAMA-Fazilität innovative NAMA-Unterstützungsprojekte (NAMA Support Projects, NSP), die den Klimawandel bekämpfen und das Potenzial haben, ihre Ansätze über das eigentliche Projekt hinaus zu verbreiten. Gegründet wurde die NAMA-Fazilität im Jahr 2012 von Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Seit 2015 sind auch Dänemark und die Europäische Kommission als Gebende vertreten. 2021 folgte die Children's Investment Fund Foundation (CIFF), eine private Stiftung, die in England und Wales eingetragen ist.
Um die konzeptionelle Verknüpfung zwischen NDCs und NAMAs zu unterstreichen, müssen die geförderten Projekte gezielt auf den NDC-Kontext des Landes Bezug nehmen. Die NAMA-Fazilität wählt sie in Wettbewerbsverfahren (Calls) auf Grundlage von Skizzen aus. Die Calls sind offen für Bewerbungen aus allen Regionen und Sektoren. Empfängerländer müssen ODA-fähig sein: ODA steht für Official Development Assistance (öffentliche Entwicklungszusammenarbeit) und ist eine internationale Messgröße, die öffentliche Entwicklungsleistungen erfasst.
Seit ihrer Gründung hat die NAMA-Fazilität 667 Millionen Euro bereitgestellt. Das Projektportfolio erstreckt sich insbesondere über die Minderungssektoren Abfallwirtschaft, Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Land- und Forstwirtschaft sowie Verkehr. Derzeit umfasst NSP-Portfolio 43 Projekte, die sich auf Lateinamerika und die Karibik, Afrika sowie Asien und den Pazifikraum verteilen.
Ambition Initiative
Die „Ambition Initiative“ an der sich Deutschland über die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) mit 100 Millionen Euro beteiligt, startete im Dezember 2020 anlässlich des fünfjährigen Jubiläums des Pariser Klimaschutzabkommens. Angesichts der globalen Herausforderungen zielt sie auf ein noch ehrgeizigeres Niveau ab als die vorherigen Calls der NAMA-Fazilität und soll die Länder bei der Umsetzung ihrer aktualisierten NDCs und einem nachhaltigen Neustart nach der Covid-19-Pandemie unterstützen.
Insgesamt wurden bis zum Ende des Förderaufrufs am 31. Mai 2021 41 NSP-Entwürfe aus 28 Ländern eingereicht, um sich auf die Kombination aus technischer Unterstützung und Klimafinanzierung zu bewerben. Die NAMA-Fazilität wählte vier Skizzen aus, für die nun bis 2023 detaillierte Projektentwürfe ausgearbeitet werden.
Nachernteverluste vermeiden: solarbetriebene Kühlketten in Kenia
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzte 2019, dass 40 Prozent der jährlich in Kenia produzierten zwölf Millionen Tonnen Obst und Gemüse aufgrund von technischen Problemen oder unzureichenden Lager- und Kühleinrichtungen nach der Ernte verderben.
Diese Nachernteverluste gefährden nicht nur die Lebensmittelsicherheit und die wirtschaftlichen Existenzen der Menschen: Die Bekämpfung dieser Verluste leistet zugleich einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der Treibhausgasemissionen, da die anaerobe Zersetzung organischer Stoffe eine bedeutende Emissionsquelle für Methan ist.
Das Projekt soll solarbetriebene Kühlketten im Agrarsektor einführen und ausbauen, um Nachernteverluste zu vermindern – insbesondere in der Hortikultur, der Molkereiwirtschaft und der Fleischproduktion. Das Angebot richtet sich an Kleinbäuerinnen und -bauern und deren Anbaugenossenschaften in Nakuru und Meru, den zwei größten Agrargebieten Kenias.
Das NSP unterstützt Dienstleistende, die Kühlung wie solarbetriebene Kühlhäuser an und zwischen den jeweiligen Anbaustätten bzw. Endmärkten anbieten. Im Rahmen der technischen Unterstützung informiert das NSP Landwirtschaftstreibende zum Thema Nacherntemanagement und soll so grundlegenden Wandel anregen. Der Finanzmechanismus des Projekts zielt auf eine langfristige Risikominimierung des Agrarsektors durch Darlehen und einen Garantiefonds ab.
Das NSP will insgesamt rund 495.000 Tonnen CO₂-Äquivalente vermeiden und 3.900 Tonnen klimafreundliche Kühlhauskapazitäten schaffen.
Dekarbonisierung der Wirtschaft: grüner Wasserstoff in Costa Rica
Costa Rica will bis 2050 kohlenstoffneutral sein. Hierfür sollen Schlüsselsektoren wie Industrie, Verkehr und Landwirtschaft dekarbonisiert werden. Da das Land in den vergangenen sechs Jahren 98 Prozent seines Stroms mit erneuerbaren Energien produziert hat, setzt die Regierung auch auf grünen Wasserstoff: 2022 soll eine nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet werden.
Das NSP will die Erzeugung, Verteilung und Nutzung von Wasserstoff in ausgewählten Sektoren vorantreiben, um die Marktreife von grünen Wasserstoff-Anwendungen zu beschleunigen. Im Rahmen der technischen Zusammenarbeit wird die Regierung unterstützt, günstige Bedingungen für die Produktion und den Verbrauch von grünem Wasserstoff zu schaffen und Geschäftsmodelle für den Einsatz in verschiedenen Sektoren zu entwickeln. Der Finanzmechanismus des NSP umfasst gezielte Anreizsysteme für Produktionsanlagen sowie Abnehmerinnen und Abnehmer im industriellen und landwirtschaftlichen Sektor.
Nachhaltiger ÖPNV: E-Mobilität in Nepal
Der Verkehrssektor ist für 36 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen des Energiesektors in Nepal verantwortlich. Das NDC des Landes sieht vor, dass 20 Prozent der öffentlichen Verkehrsmittel bis 2025 elektrisch betrieben werden.
Das NSP unterstützt die Betreibenden öffentlicher Verkehrsmittel bei der Finanzierung und dem Einsatz von mehr als 3.000 elektrischen Kleinbussen und Ladestationen. Die Anschaffung und der Betrieb der Fahrzeuge und Ladestationen wird durch Zuschüsse und einen Garantiefonds gefördert, der das Risiko privater Investitionen in diesem Sektor minimieren soll.
Zugleich fördert das NSP Reformen in den Bereichen Politik, Regulierung und Genehmigungen. Es richtet zudem eine spezielle Abteilung für Elektromobilität in der Regierung ein. Die Maßnahmen schaffen umweltfreundliche Arbeitsplätze, fördern das Unternehmertum im Bereich umweltfreundlicher Verkehr und vergrößern das Angebot für Pendler und Pendlerinnen – entscheidende Aspekte für den wirtschaftlichen Aufschwung Nepals.
Ziel des NSP ist es, dass bis 2030 85 Prozent aller neu angeschafften Minibusse in Nepal elektrisch betrieben und während der Lebensdauer der Fahrzeuge 1,78 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente direkt eingespart werden.
Nachhaltige Mobilität: elektrische Zwei- und Dreiräder in Kenia
Die Emissionen des Verkehrssektors nehmen in Kenia rasch zu und sind mit einem Anteil von etwa 13 Prozent der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen. In den aktualisierten NDC-Verpflichtungen und dem Nationalen Aktionsplan zum Klimawandel wurden er deshalb als ein Schwerpunktsektor identifiziert.
Etwa 72 Prozent der kenianischen Bevölkerung lebt in ländlichen Gebieten, der Anteil der Fahrzeugbesitzer und -besitzerinnen ist mit 28 Fahrzeugen pro 1.000 Personen bisher gering. Angesichts der zunehmenden Motorisierung bietet die E-Mobilität eine große Chance für einen Sprung nach vorn: Insbesondere im Zwei- und Dreiradsegment ist ein beschleunigter Übergang zur Elektromobilität erforderlich.
Das NSP gestaltet Rahmenbedingungen für die Förderung der Elektromobilität und schafft Lieferketten für die Herstellung und Montage von günstigen, elektrisch betriebenen Zwei- und Dreirädern. Dies senkt nicht nur die Emissionen, sondern schafft Arbeitsplätze im Umweltsektor und industrielles Wachstum.
Um diesen Prozess in Gang zu setzen, wird das NSP finanzielle und technische Maßnahmen kombinieren. Auf der finanziellen Seite wird es mehrere Instrumente wie Subventionen und Kredite für die Fertigung und den Kauf elektrischer Zwei- und Dreiräder schaffen, um das Angebot und die Nachfrage zu steigern. Die technischen Maßnahmen setzen auf nationaler und subnationaler Ebene an und decken ein breites Spektrum ab – von Steuererleichterungen bis hin zur Schaffung von Ladeinfrastruktur, Innovationsförderung und Qualifizierungsprogrammen.
Ziel des NSP ist, dass am Ende des Projekts 15 Prozent aller zugelassenen Fahrzeuge in Kenia elektrisch betriebene Zwei- und Dreiräder sind. Davon sollen 80 Prozent in Kenia hergestellt werden – dies soll etwa 3.500 neue Arbeitsplätze schaffen.
Ambition Initiative – Runde 2
Seit dem Ende des ersten Calls der „Ambition Initiative“ im Mai 2021 haben weitere Länder ihre national bestimmten Klimaschutzbeiträge aktualisiert. Diese Entwicklung gewann im Vorfeld der 26. Weltklimakonferenz (COP26) an Schwung. Auf der COP26 in Glasgow kündigte die NAMA-Fazilität deshalb die zweite Runde der „Ambition Initiative“ an. Am Fördervolumen von 100 Millionen Euro sind dieselben Geber wie in der ersten Runde beteiligt.
Der zweite Call zur Einreichung von Projektskizzen war vom 9. November 2021 bis zum 30. April 2022 geöffnet. Die Auswahl der Skizzen erfolgte bis zum Oktober 2022.
Der Link wurde in die Zwischenablage kopiert
Kontakt
IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71
10963 Berlin
Weitere Informationen
Weitere Informationen gibt es auf der Website der NAMA-Fazilität.