Stärkung der ukrainischen Biosphärenreservate
Die IKI fördert den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen in der Ukraine, um dort die Anpassung an den Klimawandel und die regionale Entwicklung zu stärken.
In der Ukraine finden sich vielfältige Ökosysteme, die auch für den Erhalt menschlicher Lebensgrundlagen unverzichtbar sind. Diese Ökosysteme sind bereits zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt, unter anderem durch eine nicht-nachhaltige Landnutzung, die übermäßige Ausbeutung und in zunehmendem Maße auch durch den Klimawandel. Solche Bedrohungen belasten die Funktionalität der Ökosysteme zusätzlich und erhöhen die Anfälligkeit der Gemeinschaften, die von ihnen abhängen.
Dies wirkt sich unmittelbar auf das Wohlbefinden und die sozioökonomische Situation der Menschen sowie auf die Ökosysteme selbst und die Biodiversität in den jeweiligen Regionen aus. Die betroffenen Gemeinschaften registrieren bereits Probleme wie einen Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion, ein Absinken des Grundwasserspiegels, Bodenerosion und Überschwemmung oder die zunehmende Verbreitung von Schädlingen.
So konnte beispielsweise vor einigen Jahren im Biosphärenreservat Roztochya in der ukrainischen Region Lwiw niemand nachvollziehen, was mit der Umwelt vor Ort geschah: Quellen und Sümpfe trockneten aus, der Grundwasserspiegel sank, die Wasserstände in Flüssen und Brunnen gingen zurück und es gab eine zunehmende Anzahl von Bränden. All diese Veränderungen wirkten sich dramatisch auf Mensch und Natur aus. Nach Angaben der Wetterstation des Reservats nahm die durchschnittliche jährliche Lufttemperatur in den vergangenen Jahren um 1,4 Grad Celsius, und in den vergangenen fünf Jahren um 1,7 Grad Celsius zu. Andere Regionen in der Ukraine stehen vor ähnlichen Problemen. Die Ursachen dieser einschneidenden Veränderungen sind in erster Linie in den Auswirkungen durch den Klimawandel zu suchen, doch die Belastung der Natur durch den Menschen verschärft die Probleme.
Um diese Herausforderungen in der Ukraine anzugehen und die Puffer- und Regulierungsleistungen des Ökosystems zu schützen beziehungsweise wiederherzustellen wurde im Jahr 2018 im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) das Projekt „Ökosystembasierte Anpassung (EbA) an den Klimawandel und nachhaltige Regionalentwicklung durch die Stärkung ukrainischer Biosphärenreservate“ ins Leben gerufen.
Biosphärenreservate als Zielgebiete
Als Pilotgebiete des Projekts wurden drei ukrainische UNESCO-Biosphärenreservate (BR) ausgewählt – Roztochya und West Polesie (Shatskyi) im Westen und Desnyanskiy im Nordosten der Ukraine.
Die Hauptziele des Projekts bestanden darin, der Bevölkerung zu ermöglichen, in den drei Zielgebieten eine aktive Rolle einzunehmen, das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels zu verstärken und Kapazitäten für die Maßnahmen zur ökosystembasierten Anpassung aufzubauen.
Aktivitäten und Maßnahmen des Projekts
Im Rahmen des Projekts wurden alle geplanten Ergebnisse realisiert und wichtige Grundlagen für die Umsetzung des EbA-Ansatzes in der Ukraine gelegt. Damit konnten die Gesundheit der Ökosysteme und die Biodiversität verbessert werden.
Basierend auf den spürbaren Auswirkungen des Klimawandels in den Zielgebieten wurde das lokale Wissen über die relevanten Zusammenhänge zwischen Landnutzung, Klimawandel, Ökosystemleistungen und Biodiversität systematisch erfasst und verbessert. Dies führte zu einer höheren Bereitschaft der Beteiligten, die entsprechenden EbA-relevanten Innovationen anzunehmen und mitzutragen. Durch den vertrauten Umgang mit einem Instrument zur systematischen Analyse konnten die Zusammenhänge komplexer Probleme deutlicher gemacht und in Strategien für Lösungsansätze umgesetzt werden. Auf der Grundlage der Strategien wurden die EbA-Arbeitspläne der drei Partner-Biosphärenreservate für den Zeitraum 2020 bis 2025 entwickelt.
Die Projektverantwortlichen arbeiteten eng mit den Beteiligten in den ausgewählten Biosphärenreservaten zusammen, um Grundlagenstudien durchzuführen sowie wissenschaftliche Dokumentationen und Karten zu entwickeln. Sie organisierten Workshops für die Bürgerinnen und Bürger und Fachleute, zudem arbeiteten sie politische Empfehlungen aus. Stakeholder aus den unterschiedlichsten Bereichen wurden in den Prozess eingebunden, und es wurden neue partizipative Methoden erprobt. Diese Methoden wurden analysiert, überprüft und durchgeführt, um einen dauerhaften Nutzen für alle beteiligten Akteure zur erzielen.
Ein Ideenwettbewerb für die Auswahl von neun Pilotprojekten
Eine der erfolgreichsten Komponenten des Projekts war die Durchführung praktischer EbA-Maßnahmen, die im Rahmen eines Ideenwettbewerbs ausgewählt wurden. Aus insgesamt 29 eingereichten Ideen für EbA-Projekte wurden die neun besten Anträge ausgewählt und in den drei Biosphärenreservaten als Pilotprojekte umgesetzt. Dies führte zu konkreten Ergebnissen beim Erhalt der Ökosysteme und beim Artenschutz.
Diese Komponente stieß bei der Bevölkerung sowie in anderen Biosphärenreservaten in der Ukraine auf besonderes Interesse.
Dank der umfassenden Projektmaßnahmen zum Kapazitätsaufbau, aber auch der praktischen Erfahrungen, die während der Durchführung der Pilotprojekte gewonnen wurden, sind die Verantwortlichen in den drei betreffenden Biosphärenreservaten heute in der Lage, die EbA-Prozesse zu begleiten und sowohl innerhalb als auch innerhalb ihrer Gebiete Hilfestellung und Beratung zum Lösungsansatz zu bieten.
Das Beispiel Roztochya
Im Biosphärenreservat Roztochya wurden drei Pilotprojekte umgesetzt. Eines davon ist das Projekt zur Wiedervernässung und Aufforstung des Zalyvky-Moores. Im Zuge der Neulandgewinnung von 1960 bis 1980 wurden die meisten Torfmoore in dieser Region trockengelegt. An ihre Stelle traten von Monokulturen geprägte Wiesen und Weiden. Zudem führte der Bau eines dichten Kanalnetzes zu einem veränderten Abfluss des Oberflächenwassers und zu einer deutlichen Absenkung des Grundwasserspiegels. Das hydrologische, hydrochemische und hydrobiologische System der natürlichen Seen und Feuchtgebiete, einschließlich des Zalyvky-Moores, wurde durch diese Veränderungen geschädigt.
Das Zalyvky-Moor hat einen wichtigen hydrologischen Wert für die Regulierung des lokalen Klimas. Um das frühere ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen, wurden Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt. Ziel war es, den nach der Entwässerung gesunkenen Wasserstand wieder anzuheben. Im Rahmen des Projekts wurden der natürliche Zustand und der Wasserhaushalt des Moores durch die Sperrung von Bewässerungskanälen und Flutung des Gebiets wiederhergestellt.
Diese Maßnahmen zeigen bereits positive Ergebnisse:
- es gibt wieder Futtergrundlagen für Wasservögel;
- die Nist-, Brut- und Wanderbedingungen für Tiere sind verbessert;
- es haben sich wieder heimische Tier- und Pflanzenarten angesiedelt;
- die Funktionen des Ökosystems sind wiederhergestellt.
Das Projekt wird sich auch zunehmend positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der lokalen Bevölkerung auswirken. Darüber hinaus verbessert es die ökologische Nachhaltigkeit und die biologische Produktivität der natürlichen Ökosysteme. Als Ergebnis des Projekts wurden Torfbrände gestoppt, und die Oberfläche des Sumpfgebiets ist nun feucht und kühl. Das führt zu einer verbesserten Anpassungsfähigkeit des Ökosystems innerhalb des Biosphärenreservats an die Auswirkungen des Klimawandels.
Dieses EbA-Pilotprojekt wird gemeinsam mit acht weiteren durchgeführten Projekten zur Wiederherstellung von Ökosystemen beitragen. Es liegt auf der Hand, dass nur gesunde Ökosysteme Existenzgrundlagen sichern können und eine natürliche Widerstandsfähigkeit gegen die negativen Folgen des Klimawandels bieten.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Projekt durch einen umfassenden Kapazitätsaufbau, die politische Arbeit, die Entwicklung von EbA-Materialien und die Umsetzung von Pilotprojekten eine wichtige Grundlage für die weitere erfolgreiche Durchführung von Lösungsansätzen zur ökosystembasierten Anpassung an den Klimawandel geschaffen hat. Das Projekt hat wesentliche positive Ergebnisse erzielt, die zur Gesundheit der Ökosysteme insgesamt und zum Erhalt der Biodiversität in der Ukraine beitragen.
Die Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Biosphärenreservate werden die Kenntnisse und Fähigkeiten, die sie während der Projektlaufzeit erworben haben, auch zukünftig in ihre Arbeit einbringen.
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Kontakt
IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71
10963 Berlin
Biodiversität und Klimaschutz in der IKI
Lösungsansatz: ökosystembasierten Anpassung
Bei ökosystembasierter Anpassung (EbA) geht es darum, bestehende funktionsfähige Ökosysteme zu erhalten, die Belastung von Ökosystemen durch den Menschen zu verringern sowie ökologische Strukturen und Prozesse wiederherzustellen, um die Funktionen und den Zustand des gesamten Systems zu verbessern. Der Ansatz ist darauf ausgelegt, das Leben, die Lebensgrundlagen und das Wohlergehen der Menschen durch den Erhalt und die Wiederherstellung grundlegender ökologischer Funktionen zu schützen .