04.07.2025

Wie Klimarisiken im Himalaya zu Chancen werden

 Ein älterer Mann in traditioneller Kleidung arbeitet gebückt auf einem Feld in einer bergigen Landschaft mit terrassierten Hängen im Hintergrund.

In Pakistans Himalaya-Gebirge unterstützte das deutsche IKI Small Grants-Programm die internationale Entwicklungsorganisation Aga Khan Foundation (AKF) dabei, den Anbau von Rosen und Safran zu fördern. Die Maßnahme war Teil einer in Indien, Pakistan und Tadschikistan durchgeführten Initiative, die lokale Betriebe finanziell unterstützt, Klimarisiken in Geschäftschancen umzuwandeln.

„Wenn es lange Zeit nicht regnet, müssen wir unsere Ernte vorzeitig einfahren und verlieren dadurch Zeit, Arbeit und Geld“, sagt Manzur, ein Bauer aus dem Dorf Kosht im nordpakistanischen Distrikt Chitral. „Jetzt wächst der Safran mit minimalem Wasserverbrauch, sogar in der Trockenzeit. Der Dünger, der dabei entsteht, macht den Boden wieder gesund – ohne Chemikalien.“ In der Hochlandregion von Chitral, Pakistan, führen geringere Niederschläge und schrumpfende Gletscher zu schwierigen Bedingungen für die Landwirtschaft der örtlichen Landbevölkerung. Doch ein Wandel in der lokalen Wirtschaft schlägt nun Wurzeln – und zwar durch Safranknollen und Damaszener-Rosen, auf die die Landwirt*innen heute setzen und die für positive Veränderung sorgen.

Entscheidungsfindung auf lokaler Ebene und Raum für die Erprobung neuer Ideen

Ein Mann mittleren Alters lächelt leicht und steht im Freien vor unscharfem Stadthintergrund. Links im Bild befindet sich ein Zitat über den Nutzen von IKI Small Grants zur Förderung von Geschäftsideen im Klimabereich in lokalen Kontexten.
Muhammad Ali arbeitet für die Aga Khan Foundation in Pakistan und hat lokale Firmen dabei betreut, auf klimafreundliche Landwirtschaft umzustellen.

Mit Unterstützung von IKI Small Grants startete die AKF einen regionalen Förderwettbewerb in Südasien für Privatunternehmen, um Fördergelder für klimafreundliche Geschäftsmöglichkeiten zu vergeben. In den drei Ländern – Indien, Pakistan und Tadschikistan – vergab die Initiative Zuschüsse an insgesamt acht lokale Unternehmen. Die deutsche Regierung stellte dafür insgesamt 900.000 Euro an Fördermitteln über das IKI Small Grants-Programm zur Verfügung.

Das IKI-Programm ist dabei mehr als nur eine Finanzierungsquelle. Es verfolgt einen „Funding the Funders“-Ansatz, indem es lokale Organisationen wie die AKF damit betraut, ihre eigenen Förderprogramme zu entwerfen und umzusetzen. IKI Small Grants unterstützt bei der konkreten Ausgestaltung des Förderprogramms für die Bereitstellung von Mitteln. Mit diesem Ansatz werden die Entscheidungen direkt in die Hände derjenigen gelegt, die die lokalen Bedürfnisse und die Klimarisiken vor Ort am besten kennen.

Ein pakistanischer Landwirt sitzt im Schatten eines Baumes und zeigt stolz seine Safran-Ernte sowie ein Glas Tee. Ein Textzitat beschreibt, wie der Safrananbau wieder aufgenommen wurde und nun Hoffnung auf ein stabiles Einkommen bringt.
Manzur ist Landwirt in Chitral, Pakistan, der den Wechsel zu neuen Nutzpflanzen und nachhaltigen Anbaumethoden vollzieht. Der Safran, den er in seinen Händen hält, eröffnet Gemeinden wie seiner neue Chancen.

Die Organisation war vollständig für die Vergabe und Auszahlung der Mittel an die Privatunternehmen vor Ort verantwortlich. Muhammad Ali ist Projektmanager bei der Aga Khan Foundation in Pakistan und verantwortlich für das IKI Small Grants-Projekt vor Ort. Laut ihm sind die Möglichkeiten für Klimafinanzierung in Pakistan sehr eingeschränkt. "Unternehmen haben Probleme, Kredite von Institutionen zu erhalten. Mit IKI Small Grants konnten wir unsere Anforderungen an den lokalen Kontext anpassen. Wir konnten Betriebe kontaktieren und ihnen den Raum geben, ihre Ideen für Klimaschutzmaßnahmen zu testen."
 

Klimarisiken treffen auf Unternehmergeist und Vision

Das lokale Kosmetikunternehmen North Naturals Private Limited bewarb sich erfolgreich mit der Idee, hochwertige, wasserarme Pflanzen wie Safran und Damaszener-Rosen im Hochland des Landes einzuführen und anzubauen. Was als Experiment begann, hat sich zu einem Leuchtturmprojekt entwickelt, das zeigt, wie Unternehmen und lokale Gemeinschaften gemeinsam an regenerativen, naturbasierten Geschäftsmodellen arbeiten können, die das Land, den Lebensunterhalt und Chancen für die lokale Bevölkerung wiederherstellen. Die beiden Pflanzen sind gut an das sich verändernde Klima angepasst, benötigen wenig Wasser und keine chemischen Zusätze. Die Idee kam an.

Die traditionelle Landwirtschaft im Mulkhow-Tal von Chitral war zunehmend schwieriger geworden. Zwischen 1998 und 2008 versiegten 53 natürliche Quellen, und konventionelle Feldfrüchte wie Weizen wurden nicht mehr angebaut. Aber diese neue Initiative, die von IKI Small Grants unterstützt wurde, stellte eine einfache Frage: Was wäre, wenn der Klimawandel nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Chance darstellen würde? „Wir führen Pflanzen ein, die der neuen klimatischen Realität entsprechen“, erklärt Ali. „Safran und Rosen verbrauchen weniger Wasser, wachsen gut in der Höhe und schaffen einen Mehrwert, der mit herkömmlichen Pflanzen nicht möglich war.“
 

Ergebnisse, die auf lokalem Wissen beruhen

Durch die Schulung von 140 landwirtschaftlich Beschäftigten im Anbau von Safran und Damaszener-Rosen – indirekt wurden über 500 Gemeindemitglieder erreicht – umfasst das Projekt eine Fläche von 14 Hektar und bringt traditionelles Wissen wieder zum Einsatz. Kompostierung, einst zurückgedrängt zugunsten synthetischer Düngemittel, wurde unter Verwendung von Ernteabfällen wiederbelebt. Diese Abfälle, die früher verbrannt wurden und dabei Kohlenstoff freisetzten, werden nun in organischen Dünger umgewandelt. Über 50 Tonnen Fabrik- und Landwirtschaftsabfälle wurden zu zehn Tonnen Kompost für den ökologischen Landbau umgewandelt, der den Boden für den Safrananbau anreichert. „Safran ist mehr als nur eine Kulturpflanze. Es ist eine Rückbesinnung auf unsere Wurzeln“, sagt Manzur. „Ich erinnere mich daran, wie die Generation meines Vaters den Dünger geteilt und das Land gemeinsam bearbeitet hat. Jetzt tun wir das wieder.“

Auch die Frauen stellen sich in den Dienst dieses Wandels. North Naturals schulte 100 Frauen in Anbau, Ernte und Verarbeitung der Pflanzen, zudem erzählt Manzurs Frau stolz, wie sie anderen Dorffrauen half, Safran nicht nur zum Kochen, sondern auch als natürliches Mittel gegen Winterkrankheiten bei Kindern zu verwenden. "Das bringt uns zusammen. Wir unterstützen uns gegenseitig."
 

Hoher Wert, geringer Aufwand, greifbare Erfolge

Obwohl die erste Ernte bescheiden ausfiel, konnten 85% der Safranknollen heranwachsen. Das verheißt gute Aussichten für künftige Erträge – und für die Umwandlung unproduktiver Flächen. „Letztes Jahr habe ich 150.000 pakistanische Rupien (rund 450 Euro) für Weizen ausgegeben und bin kaum über die Runden gekommen“, erinnert sich Manzur. "Safran ist anders. Er kann unserem Land endlich ein verlässliches Einkommen bereiten.“

Beschäftigte in der Landwirtschaft, die früher Mühe hatten, mit dem wasserintensiven Weizen kostendeckend zu wirtschaften, beginnen, Safran als praktikable Alternative zu betrachten. Das Projekt hat bereits zu einer Verringerung der Kohlenstoffemissionen und einer Verbesserung der Bodenbedingungen geführt. Allein in diesem Projekt pflanzten die örtlichen Bäuerinnen und Bauern 12.000 Damaszener-Rosen-Pflanzen und 2,5 Tonnen Safranknollen. 

Regionale Innovationen stärken die Resilienz vor Ort

In Indien, Pakistan und Tadschikistan erreichte die Business Challenge der AKF fast 4.000 Menschen direkt – nahezu die Hälfte davon Frauen. Neben dem oben genannten North Naturals-Projekt in Chitral erhielten lokale Unternehmen Fördermittel zur Einführung nachhaltiger Anbaumethoden: Dazu zählten Hydrokulturen und Gewächshaustechnologien in Tadschikistan, die Herstellung von Biodünger aus Agrarabfällen in Indien sowie bodenregenerierende Projekte in Pakistan.

Solarbetriebene Technologien spielten eine zentrale Rolle: Kleine Unternehmen wurden gefördert, um solarbetriebene Bewässerung in Tadschikistan, solarbetriebene Kühlhäuser in Indien und mobile Solarpumpen in Pakistan zur Unterstützung regenerativer Landwirtschaft einzuführen. In Indien setzte sich der Privatsektor zudem für klimaresiliente Imkerei ein, während in Pakistan eine Anwendung zur Nutzung von CO₂-Zertifikaten entwickelt wurde – beides neue Einkommensquellen auf Basis nachhaltiger Innovation. Diese lokalen Ansätze verwandelten Klimarisiken in Chancen, stärkten die Resilienz und führten durch klimasmarte Lösungen zur Einsparung von über 45 Tonnen an CO₂-Emissionen.

Über das Hochgebirge hinaus: Ein skalierbares Modell

Der frühe Erfolg des Hochlandprojekts deutet auf ein replizierbares Modell hin – nicht nur für Pakistan, sondern für jede Region, in der der Klimawandel auf unternehmerische Visionen trifft. Durch die Zusammenarbeit mit und über regionale Partner wie die AKF können Ideen für den Umgang mit lokalen Herausforderungen finanziert werden. Diese Ideen werden von größeren Förderinstitutionen oft übersehen. „Im Vergleich zu anderen Gebern konnten wir mit den IKI Small Grants eine risikoreiche Idee in einer hochgelegenen Region testen, und es hat funktioniert“, sagt Muhammad Ali. „Das gab uns Raum zum Wachsen.“

Vom Ersatz kohlenstoffhaltiger Düngemittel bis zur Stärkung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts – diese Initiative beweist, dass kleine Zuschüsse große Veränderungen bewirken können. „Trotz anfänglicher Zurückhaltung bei der Diversifizierung vom Weizenanbau mit seinen schnelleren Erträgen sehen die Gemeinden jetzt die Ergebnisse“, sagt Ali. „Es braucht Zeit, um die Erträge aus dem Anbau und der Ernte von Safran und Rosen zu erzielen. Es geht nicht nur um den Anbau. Es geht auch um Ausbildung und Lernen. Die Zukunft ist jetzt besser. Ja.”
 

Über IKI Small Grants

Die IKI Small Grants, die von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt werden, finanzieren lokale Akteure, die die treibende Kraft für Veränderungen sind und für wirksame Klima- und Biodiversitätsmaßnahmen weltweit wichtig sind. Das Programm ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative, die von drei deutschen Bundesministerien gemeinsam beauftragt wird. IKI Small Grants fördert Bottom-up-Lösungen und stärkt die Kompetenzen von lokalen Akteuren.


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Kontakt

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iki-office@z-u-g.org

Videos zum Projekt

Video "Saffron and Roses creating opportunities from crisis" Thumbnail

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