Bangladesch: Schutz vor der Flut
In der flutgefährdeten Haor-Region in Bangladesch, wo der Monsun jedes Jahr Sturzfluten mit sich bringt und Häuser und Lebensgrundlagen gefährdet, führt die staatliche Finanzinstitution Palli Karma-Sahayak Foundation (PKSF) ein von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) gefördertes Projekt durch, das Gemeinden bei der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels unterstützt.
Fast 3.000 Einwohner*innen profitieren von mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit in ihrem Alltag durch mehr als 1,5 Kilometer neugebauter Flutschutzmauern, mit Bäumen bepflanzten Pufferzonen und Schulungen zur Instandhaltung. „Vorher lebten wir in Panik und Angst“, sagt Kalpana Devi aus dem Dorf Jarulia in Bangladeschs Haor-Region. „Wir mussten Dachböden bauen, um unsere Tiere in Sicherheit zu bringen. Wir mussten Bambus schleppen und unsere Kühe festbinden, wenn das Hochwasser kam. Trotz der Anstrengung fühlte sich nichts wirklich sicher an.“ Die im Nordosten des Landes gelegene Region ist ein einzigartiges Feuchtgebietsökosystem. Saisonale Hochwasser sind Teil des Lebens der Menschen vor Ort. Die Sturzfluten, lokal „Afal“ genannt, treffen die Region schwer, die als einer von vier besonders gefährdeten Klima-Hotspots des Landes gilt.
In den letzten Jahren hat der Klimawandel die Regenfälle und die Erosion der Dörfer durch die Flutwellen verstärkt. Vor allem einkommensschwache Gemeinden sind zunehmend gefährdet – für sie gibt es nur wenige Auswege aus der Krise. Da mehr als 70 Prozent der Häuser aus Lehm gebaut sind, sind sie besonders anfällig für die Naturgewalten, die Wohnhäuser und andere Gebäude beschädigen. Jedes Jahr geben Familien wie die von Kalpana Devi umgerechnet Hunderte von Euros aus, um die Flutschäden zu reparieren, und müssen sich dabei auf provisorische Lösungen wie Sandsäcke und Bambuszäune verlassen. Jedes Jahr kehrt das Wasser zurück und setzt die Dörfer und die Ortsansässigen erneut unter Druck.
Internationale Unterstützung für lokale Zwecke
Die Palli Karma-Sahayak Foundation (PKSF) wurde Ende der 1980er Jahre von der Regierung Bangladeschs gegründet und hat die Aufgabe, Entwicklungsprojekte des Landes zu finanzieren. Ziel der Organisation ist es, die Armut im Land zu bekämpfen. Mit der Unterstützung und Förderung des IKI Small Grants-Programms der deutschen Bundesregierung führte die PKSF von 2023 bis 2025 ein Pilotprojekt durch, um nachhaltige, klimaresistente Infrastruktur in einigen der am stärksten von Flutwellen bedrohten „Hatis“ – kleine, isolierte Dorfinseln im Sunamganj-Distrikt im Nordosten von Bangladesch – zu bauen und zu testen. Für PKSF bot das Projekt die Chance, neue Methoden in einer oft übersehenen Region zu erproben. „Unsere Aufgabe bei PKSF ist es, dort klimagerechte Entwicklung voranzutreiben, wo traditionelle Unterstützung nicht ankommt“, sagt AKM Nuruzzaman, zuständig für den Bereich Umwelt und Klimawandel bei PKSF.
„Die Haor-Region ist schwer zugänglich. Wir haben uns deshalb entschlossen, hier Lösungen zu testen. Weil der Bedarf real ist wie auch die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden dort.“ In Zusammenarbeit mit den drei lokalen Organisationen Thengamara Mahila Sabuj Sangha (TMSS), Friends In Village Development Bangladesh (FIVDB) und Padakhep Manobik Unnayan Kendra (Padakhep) wurden im Rahmen des Projekts mehr als 1,5 Kilometer wellenresistente Hochwasserschutzmauern errichtet, mehr als 1.300 hochwassertolerante einheimische Bäume gepflanzt, sowie Schulhöfe und Plätze in den Gemeinden erhöht, um bei Überschwemmungen als sichere Orte eingesetzt zu werden. „Der Wohnraum ist nun sicher und geschützt. Frauen wie Kalpana können nun ihr eigenes Haus bauen und vergrößern“, erläutert Nuruzzaman.
Finanzierung der Geldgeber, um Mittel in der Haor-Region auszuzahlen
IKI Small Grants folgt dabei dem „Förderer fördern“-Ansatz. Er ermöglicht Institutionen wie PKSF, Organisationen vor Ort auszuwählen, die eng mit den lokalen Gemeinden in Verbindung stehen. Mit dieser Methode leitet IKI Small Grants Fördersummen an Vermittler wie PKSF in Bangladesch weiter und unterstützt diese auch durch Beratung und Kompetenzstärkung, die dann wiederum lokale Organisationen und gemeindebasierte Initiativen identifizieren, finanzieren und unterstützen. Der Vorteil des von PKSF geleiteten Auswahlverfahrens liegt darin, dass die Institution lokale Organisationen in ihrer eigenen Sprache und in ihrem eigenen Kontext direkt und effektiv für Maßnahmen zum Klima- und Biodiversitätsschutz gewinnen und einbinden kann.
Dieser Ansatz stärkt die lokale Eigenverantwortung, Organisationen wie PKSF langfristig und stellt sicher, dass Lösungen zur Verbesserung des Klimas und für die biologische Vielfalt an den jeweiligen Kontext angepasst sind und auch andernorts übernommen werden können. Es ist eine Strategie, die den Partnern mehr Autonomie ermöglicht, etwa bei der Auszahlung von Geldern. Zusätzlich sind Länder in der Lage, Führung bei der Stärkung ihrer eigenen Klimaresilienz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu übernehmen.
Anspruchsvolle Arbeit, die zu lokaler Eigenverantwortung führt
Von Anfang an war die Arbeit mit Herausforderungen verbunden. Die drei Dörfer sind abgelegen. „Allein die Materialien zu den Baustellen zu transportieren, stellte eine Hürde dar“, erinnert sich Nuruzzaman. „In der Trockenzeit gibt es keine Wasserwege. In der Regenzeit gibt es kein trockenes Land, um Baumaterial zu lagern. Das technische Personal wollte nicht in so abgelegenen Gebieten leben und arbeiten. Wir bauten provisorische Unterkünfte und arbeiteten, wo immer möglich, mit lokalen Arbeitskräften.“ Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, konzipierte PKSF die Projektmaßnahmen so, dass diese im Nachgang in lokaler Hand bleiben können. „Wenn in Zukunft etwas schief geht“, fügt er hinzu, „können die Dörfer die Dinge selbst in die Hand nehmen – ohne Experten von außen zu fragen.“
Die Gemeindemitglieder leisteten Arbeitsstunden, erhielten Schulungen zur Instandhaltung und nahmen an Workshops zur Klimaanpassung teil. Wo früher Regenfälle die Wohnräume überschwemmten und in eine Gefahrenzone verwandelten, können sich vor allem Frauen besser und leichter nach Einbruch der Dunkelheit bewegen oder etwa sanitäre Einrichtungen nutzen. Erhöhtes Gelände und Schutzmauern machen das tägliche Leben sicherer. Boote können nun ordnungsgemäß anlegen und Menschen und Güter in der Region transportieren.
Der Ingenieur Sadananda Bhattacharya, der zusammen mit der lokalen Nichtregierungsorganisation FIVDB einen Teil des Projekts beaufsichtigte, bemerkt: "Diese Familien sind immer in Panik, wenn die Monsunzeit kommt. Früher gaben die Bewohner jedes Jahr 25.000 bis 30.000 Taka (zwischen 170 und über 200 Euro) aus, um das Wasser mit Bambus und Sandsäcken zurückzuhalten.“
Mehr als nur neue Infrastruktur
Kalpana erkennt die Vorteile vor allem in den alltäglichen Momenten. „Ich muss mir nicht jedes Mal Sorgen machen, wenn Wolken aufziehen. Jetzt schützt uns die Mauer, macht das Leben einfacher. Ich spare das Geld, das wir früher für Reparaturen ausgeben mussten. Jetzt kann ich in die Ausbildung meines Kindes investieren. Das macht einen Unterschied.“ Das Projekt schützt nun 2.700 Einwohner in drei Hatis.
Die Nachbargemeinden zeigen zunehmend Interesse. PKSF bereitet derzeit auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse Vorschläge für eine Ausweitung dieser Modelle auf andere gefährdete Regionen vor – von dürregefährdeten Gebieten bis hin zu Küstenabschnitten, in denen Zyklone, also tropische Wirbelstürme, auftreten. „Wir versuchen, dieses Projekt auszuweiten“, erklärt Nuruzzaman. "Wir wenden uns an verschiedene Entwicklungspartner, und wir sprechen auch mit der Regierung, um diese Art von Projekt zu wiederholen. Jetzt haben die Haor-Dörfer etwas, was sie vorher nicht hatten: ein größeres Gefühl der Sicherheit, einen neuen Grad an Hochwasserschutz und die Möglichkeit, ihre Dörfer selbst zu schützen.“
Über IKI Small Grants
Die IKI Small Grants, die von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt werden, finanzieren lokale Akteure, die die treibende Kraft für Veränderungen sind und für wirksame Klima- und Biodiversitätsmaßnahmen weltweit wichtig sind. Das Programm ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative, die von drei deutschen Bundesministerien gemeinsam beauftragt wird. IKI Small Grants fördert Bottom-up-Lösungen und stärkt die Kompetenzen von lokalen Akteuren.
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