02.07.2024

Bottom-Up-Ansatz zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete

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Die IKI fördert “Communities of practice” in Nigeria 

Nigeria, die bevölkerungsreichste Nation Afrikas mit über 200 Millionen Menschen, verfügt über die größte Wirtschaft des Kontinents. Allerdings steht das Land vor erheblichen Herausforderungen in der Energieversorgung, mit Blick auf seine hohe Abhängigkeit von teuren Dieselquellen, insbesondere in ländlichen Gebieten. Durch ihre Nationale Energiepolitik (NEP) hat die nigerianische Regierung die Notwendigkeit erkannt, die Entwicklung und Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern, um den Zugang zu Energie zu verbessern, die Umweltbelastung zu verringern und nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.

Aktueller Stand der Elektrifizierung

Laut Weltbank hatten im Jahr 2021 etwa 59,5 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität. Dieser nationale Durchschnitt verbirgt jedoch eine erhebliche Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten. In städtischen Gebieten haben 89,2 Prozent der Bewohner Zugang zu Strom, während in ländlichen Gebieten die Elektrifizierungsrate nur 26,3Prozent beträgt. Diese Diskrepanz unterstreicht, wie wichtig Strategien zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete sind.

Die nigerianische Regierung hat dies erkannt und die Elektrifizierung ländlicher Gebiete zu einem zentralen politischen Ziel gemacht. Die nigerianische Agentur für ländliche Elektrifizierung (REA) ist verantwortlich für die Umsetzung von Programmen zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete. Dies umfasst hauptsächlich den Einsatz von Off-Grid- und miteinander verbundenen Mini-Grid-Lösungen, die häufig auf Solarenergie basieren, beispielsweise Photovoltaik-Mini-Grids oder Solar-Home-Systems.

Der vorherrschende Ansatz besteht aus von Entwicklern betriebenen Mini-Grids, die oft ein Modell des Bauens, Besitzens und Betreibens (BOO) nutzen. Dieser Top-Down-Ansatz konzentriert sich jedoch häufig stärker auf die Installation von Mini-Grid-Systemen als auf deren langfristige und nachhaltige Nutzung. Viele installierte Mini-Grids werden letztlich aufgegeben und sind nicht funktionsfähig. Einige Gründe für deren Scheitern sind das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber den Behörden und ein Mangel an Eigenverantwortung innerhalb der Gemeinschaft.

IKI-Projekt: Vom Top-Down- zum Bottom-Up-Ansatz

Die Bewältigung der Herausforderungen bei der Elektrifizierung Nigerias erfordert daher innovative, gemeinschaftsorientierte Lösungen. Das „Communities of Practice“-Projekt, finanziert von der Internationalen Klimaschutzinitiative, zielt darauf ab, die Gemeinschaften in den Vordergrund zu stellen: Sie sollen befähigt werden, Mini-Grid-Projekte zu initiieren, anstatt darauf zu warten, dass eine dritte Partei ihre Gemeinschaft auswählt.

Darüber hinaus soll das Projekt gemeinschaftszentrierte Geschäftsmodelle fördern, die die Beteiligung der Gemeinschaft erhöhen und sich in vielen Teilen der Welt als erfolgreich erwiesen haben. Diese gemeinschaftszentrierten Ansätze sind nicht „von der Stange“, sondern können an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Das könnte beispielsweise von gemeinsamemEigentum an Vermögenswerten bis hin zu Gewinnbeteiligungsvereinbarungen zwischen der Gemeinschaft und dem umsetzenden Mini-Grid-Unternehmen reichen.

Dieser Wechsel zu einem Bottom-Up-Ansatz steht jedoch vor einer entscheidenden Hürde: Die Gemeinschaften wissen oft nicht, wo sie anfangen sollen. Sie haben Schwierigkeiten, herauszufinden, mit wem sie sprechen müssen, wie sie Aufmerksamkeit für ihre Initiativen gewinnen und wie sie die notwendigen Daten sammeln können.

Photovoltaik-Anlage
Photovoltaik-Mini-Grid-Anlage

Überbrückung der Wissenslücke

Um diesem Problem zu begegnen, hat das IKI-Projekt ein innovatives, benutzerfreundliches Werkzeugset entwickelt, das die Mitglieder der Gemeinschaft durch jeden Schritt der Planung eines Mini-Grid-Projekts führt. Durch klare, schrittweise Anleitungen macht dieses Werkzeugset die komplexe Aufgabe der vorläufigen Mini-Grid-Planung für alle zugänglich. Es hilft den Gemeinschaften, einen umfassenden Plan zu erstellen, den sie den Interessensgruppen präsentieren können, um Unterstützung und Ressourcen zu gewinnen.

Für die fünf direkt am Projekt beteiligten Gemeinschaften wurden Workshops durchgeführt, um das Werkzeugset gemeinsam zu testen, Kapazitäten aufzubauen und Netzwerke zwischen den Gemeinschaften zu fördern. Durch die Schaffung eines Raums für den Austausch von Erfahrungen und die Zusammenarbeit vertieften die Workshops nicht nur das Verständnis für Mini-Grid-Projekte, sondern zielten auch darauf ab, ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen. Diese kollaborative Umgebung ist die Grundlage für die langfristige Nachhaltigkeit gemeinschaftsgetriebener Elektrifizierungsinitiativen.

Über Pilotprojekte hinaus: Eine nationale Bewegung

Um diese Bewegung auf nationaler Ebene zu stärken und zu unterstützen, hat das IKI-Projekt ein politisches Memorandum entwickelt, das sich an politische Akteure richtet. Dieses Memorandum enthält Empfehlungen für gezieltere Finanzierungen, Verbesserungen der politischen Rahmenbedingungen und den Kapazitätsaufbau. Das übergeordnete Ziel ist es, die politische Landschaft zu verändern und einen klaren Weg für mehr Gemeinschaften zu schaffen, die ihre eigenen Energielösungen entwickeln.

Mit diesen Werkzeugen und Strategien stellen wir uns eine Zukunft vor, in der nigerianische Gemeinschaften ihre eigenen Elektrifizierungsprojekte unabhängig vorantreiben können. Dieser Bottom-Up-Ansatz fördert nicht nur eine nachhaltige Entwicklung, sondern verbessert auch die Lebensqualität im ganzen Land, indem er Barrieren beseitigt und Gemeinschaften Zugang zu zuverlässigen und nachhaltigen Energielösungen verschafft.

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