24.07.2025

Neuer Ansatz zur Bewältigung klimabedingter Verluste und Schäden im Pazifik

Blick über den Pazifik
Blick auf eine Pazifikinsel: Dort sind die Auswirkungen des Klimawandels besonders stark zu spüren.

Die IKI entwickelt innovative Wege, um sowohl wirtschaftliche als auch nicht-wirtschaftliche Klimaauswirkungen zu erkennen und darauf zu reagieren.

Im gesamten Pazifik sind die Auswirkungen des Klimawandels längst keine ferne Bedrohung mehr, sondern eine gegenwärtige und sich verschärfende Realität. Eine neue regionale Initiative will die Art und Weise verändern, wie diese Verluste verstanden, gemessen und angegangen werden – insbesondere jene, die oft unsichtbar, aber tiefgreifend spürbar sind: der Verlust von Kultur, gesellschaftlichem Zusammenhalt und der spirituellen Verbindung zum eigenen Land.

Ein erweitertes Verständnis von Verlust

Bisher konzentrierten sich Bewertungen von Verlusten und Schäden hauptsächlich auf messbare Auswirkungen wie Infrastrukturschäden oder landwirtschaftliche Ertragsausfälle. Doch für pazifische Gemeinschaften reichen die Folgen des Klimawandels weit über das Ökonomische hinaus. Der Verlust einer Grabstätte durch Erosion oder der Zwang, traditionelle Fischereipraktiken aufgrund veränderter Meeresökosysteme aufzugeben, kann tiefgreifende kulturelle und psychologische Auswirkungen haben, die sich nicht in Geld messen lassen.

Das IKI-Projekt befasst sich mit genau diesen oft übersehenen Dimensionen, indem es einen praxisnahen, gemeinschaftlich entwickelten Bewertungsrahmen schafft, der sowohl wirtschaftliche als auch nicht-wirtschaftliche Verluste berücksichtigt. 

In Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und nationalen Regierungen hilft das Projektteam dabei, Verluste zu dokumentieren und zu quantifizieren, die bislang häufig nicht ausreichend gemeldet oder verstanden wurden – etwa die Vertreibung von angestammtem Land, der Verlust von Biodiversität oder die Entfremdung von kulturellem Erbe.

Dr. Christopher Bartlett, Leiter der Klimastrategie im Ministerium für Klimawandel in Vanuatu, beschreibt, wie der Klimawandel sein Heimatland betrifft:

„Die Gemeinschaften in Vanuatu erleben bereits heute sich überlagernde, aufeinanderfolgende und sich verstärkende Klimarisiken – von extremen Ereignissen wie Zyklonen, Küstenüberschwemmungen und Meeres-Hitzewellen bis zu schleichenden Gefahren wie dem Anstieg des Meeresspiegels und der Versauerung der Ozeane. Doch es mangelt noch immer an einem umfassenden Verständnis, wie diese Risiken über Zeit und Raum hinweg miteinander interagieren und zu unumkehrbaren Verlusten führen – einschließlich der Verluste des kulturellen Erbes, der Biodiversität, der Gesundheit und der Identität.“

Verknüpfung von Wissenschaft und lokalem Wissen

Ein innovativer Aspekt des Projekts ist die Nutzung kleinräumiger Klimaprojektionen, die speziell auf die geographischen Besonderheiten der beteiligten Länder zugeschnitten sind. Diese Projektionen werden mit lokalen Daten über die Grenzen derzeitiger Anpassungsmaßnahmen kombiniert, um sektorspezifische Prognosen zu Verlusten und Schäden zu erstellen. Diese Vorhersagen sollen Entscheidungsträgern belastbare, kontextsensitive Informationen zur Planung und Investitionssteuerung liefern.

Durch die Einbindung des lokalen Wissens in die Entwicklung der Bewertungsinstrumente und Prognosen wird sichergestellt, dass die tatsächlichen Erfahrungen der Menschen mit den Auswirkungen des Klimawandels in den nationalen Strategien berücksichtigt werden. Dies ist entscheidend für einen besseren Zugang zu Klimafinanzierungsmechanismen wie dem „Loss and Damage Fund“ und anderen internationalen Unterstützungsinstrumenten.

Stärkung nationaler und regionaler Kapazitäten

Das Projekt zielt darauf ab, auf mehreren Ebenen Kapazitäten aufzubauen – von Gemeinschaftsorganisationen bis hin zu Regierungsbehörden – damit pazifische Länder in der Lage sind, klimabedingte Verluste eigenständig zu bewerten und zu bewältigen. 

Filomena Nelson, Beraterin für Klimaanpassung bei der IKI-Durchführungsorganisation SPREP, sieht in diesem fünfjährigen Projekt eine einmalige Chance, das Verständnis von Verlusten und Schäden zu vertiefen und Ansätze zu entwickeln, die gefährdete Gemeinschaften unterstützen:
"Der langfristige Charakter des BOLD-Projekts ermöglicht es uns, in die entscheidenden Beziehungen in jedem Land und in der gesamten Region zu investieren. Dies wird uns helfen, Maßnahmen zu entwickeln, die direkt auf die lokalen Prioritäten und Bedürfnisse eingehen.“

Ein Blick nach vorn

Während das Projekt anläuft, wird sein Einfluss nicht nur in neuen Daten oder Modellen spürbar sein, sondern in der Anerkennung dessen, was pazifischen Gemeinschaften am meisten bedeutet – ihr Land, ihre Kultur und ihr Zugehörigkeitsgefühl.  Diese Aspekte müssen alle einen festen Platz in der Klimapolitik und im Klimahandeln haben.

Dr. Bartlett fasst zusammen: „Vanuatu hat einen Bedarf an partizipativen Ansätzen und Schulungen für langfristige Bewertungen von Verlusten und Schäden festgestellt, damit dieses Wissen in nationale Entscheidungsprozesse für die Planung und die Nutzung von Ressourcen einfließen kann. Wir freuen uns, dass das IKI-Projekt uns hilft, diese Lücken zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis zu überbrücken.“

Der Link wurde in die Zwischenablage kopiert

Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

IKI-Strategie

Die IKI will maximale Wirkungen für den Schutz des Klimas und der Biodiversität erreichen. Dazu konzentriert sie die Förderaktivitäten auf priorisierte Handlungsfelder innerhalb der vier Förderbereiche. Ein weiteres zentrales Element ist die enge Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnerländern, insbesondere mit den Schwerpunktländern der IKI.

Hier geht´s zur IKI-Strategie

Über das Projekt

Das IKI-Projekt Building Our Loss and Damage Response (BOLD) wird vom Secretariat of the Pacific Regional Environment Programme (SPREP) und Climate Analytics geleitet.