13.11.2018

Energiepflanzenanbau auf Bergbaubrachen lohnt sich

Akazien zwei Jahre nach der Pflanzung (Sommer 2018) auf der Pilotfläche Nui Phao (Nordvietnam); Foto: © UfU: Stolpe
Akazien zwei Jahre nach der Pflanzung (Sommer 2018) auf der Pilotfläche Nui Phao (Nordvietnam); Foto: © UfU: Stolpe

Der Anbau von Energiepflanzen auf Bergbaustandorten in Vietnam reduziert nicht nur CO2-Emissionen, sondern hilft auch bei der Rekultivierung unbenutzter Flächen. Auch werden die Biodiversität an den Standorten und die Lebensbedingungen der örtlichen Bauern verbessert.

Am 11. Oktober wurden Ergebnisse einer dreijährigen Pilotstudie zum Anbau von Energiepflanzen auf Berbaubrachen in Vietnam bei einem Projekt-Workshop in Hanoi vorgelegt. Das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) geförderte Projekt „Energiepflanzen auf Bergbaustandorten in Vietnam (CPEP)“ hat seit Juli 2015 auf drei Pilotflächen im Norden und Süden Vietnams erprobt, welche Energiepflanzensysteme jeweils am sinnvollsten und ertragreichsten sind. Die Ergebnisse wurden nun zum Projektabschluss, zusammen mit einem detaillierten Report über die Erfahrungen des Energiepflanzenanbaus, vorgelegt.

Etwa 50 teilnehmende Experten und Expertinnen, darunter viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus den Bereichen Biomasseanbau, Bodenschutz und Erneuerbare Energien sowie Mitarbeitende aus dem Landwirtschafts- , Umwelt-, und dem für Erneuerbare Energien zuständigen Ministerium für Industrie und Handel kamen zusammen, um die Projekterfahrungen zu diskutieren und die Ergebnisse für die Weiterentwicklung des Bioenergiesektors in Vietnam zu nutzen.

Süßhirse auf der Bergbaufläche in der Provinz Quang Ninh (Nordvietnam); Foto: © U+Ö: Brömme

Der Direktor der Abteilung Allgemeine Aufgaben der Vietnam Environmental Administration (VEA) Ho Kiem Trung begrüßte in seiner Eröffnungsrede das Projekt als wirksamen Bestandteil der Green Growth Strategie Vietnams sowie als Beitrag zum Paris-Abkommen, in dessen Rahmen sich Vietnam zur Reduzierung seiner Treibhausgasemissionen bis 2030 um acht Prozent verpflichtet habe. Zugleich hob er hervor, dass mit dem Projekt die Anstrengungen zur Rekultivierung von Bergbaubrachen spürbar vorangebracht worden seien. Gerade die im Projekt beteiligten Bergbauunternehmen hätten wertvolle Schrittmacherdienste für alle 4000 Bergbaustandorte in Vietnam geleistet. Ähnlich zufrieden äußerte sich Andreas Bieber vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und betonte, dass durch das erfolgreiche Projekt zahlreiche wichtige Erfahrungen für den forcierten und klimagerechten Anbau von Energiepflanzen in Vietnam gemacht werden konnten.

Süßhirse auf der Steinkohlebrache in Quang Ninh (Nordvietnam) in einer Luftbildaufnahme; Foto: © U+Ö: Brömme

Neben der Erprobung verschiedener Anbausysteme für Energiepflanzen wurden exemplarisch Verwertungsszenarien für die Standorte und entsprechende Klimaschutzeffekte geprüft und teilweise berechnet. Sehr gut schnitt beispielsweise der Anbau von Cassava (Maniok) ab. In einem Gutachten der Hanoi University of Science and Technology wurde nachgewiesen, dass im Vergleich zur Nutzung von konventionellem Benzin, Kraftstoff, der mit Bioethanol aus dem Cassava-Anbau auf ehemaligen Bergbaustandorten hergestellt wird, 49,3 Prozent CO2-Emissionen eingespart werden können. Damit sind die potentiellen CO2-Einsparungen von Bioethanol aus Cassava von den untersuchten Bergbaustandorten sogar höher als die, welche durch die Nutzung von konventionell hergestelltem Cassava-basierten Bioethanol in Vietnam anfallen, da die negativen klimatischen Auswirkungen von Landnutzungsänderungen bei der Nutzung von Bergbaustandorten sehr viel geringer ausfallen.

Gras VA06, eine vietnamesische Züchtung, auf dem Standort Nui Phao 4 Monate nach der Pflanzung; Foto: © UfU: StolpeImmerhin noch 20 Prozent CO2-Ersparnis können beim Anbau von bestimmten Grassorten für die Biogasproduktion auf Bergbaustandorten erzielt werden, angenommen, dass ansonsten mit herkömmlichen Feuerungsmethoden (Heizen und Kochen mit Erdgas oder mittels Kohleofen) gewirtschaftet wird. In den Verwertungsszenarien wurden für alle Standorte erfolgversprechende Verwertungsszenarien betrachtet – beispielsweise die Verwertungspfade Biomassekraftwerk und Bioethanol. Demnach würde sich der Anbau von Cassava für die Produktion von Bioethanol auf Bergbaustandorten durchaus rechnen können, wenn eine entsprechende Bioethanol-Fabrik im Umkreis von etwa 80-100 Kilometern ansässig ist. Auch der Einsatz von kleinskaligen Biogasanlagen kann eine lohnende Verwertungsoption für die angebauten Energiepflanzen darstellen.

Neben den energetischen Verwertungsoptionen sind im Projekt eine Reihe von weiteren Zusatznutzen beobachtet worden. So wurde der Anbau von Energiepflanzen auf dem Bergbaustandort in Nui Phao neben den Pilotflächen auch auf weiteren Bergbauflächen des Unternehmens kultiviert. Dadurch konnten Erosionserscheinungen vermindert und Hangabbrüche infolge von Starkregenereignissen weitgehend vermieden werden. Die für die Rekultivierung von Bergbauflächen zuständige Vietnam Environment Administration (VEA) denkt sogar darüber nach, ob der Anbau von Energiepflanzen in den Katalog möglicher Rekultivierungsmaßnahmen in Vietnam aufgenommen werden soll. Das CPEP-Projekt konnte nachweisen, dass die Nutzung von bislang brachliegenden Flächen für den Energiepflanzenanbau (Bioethanol) wirksame und wirtschaftliche Klimaschutzeffekte erzielen kann.

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