21.05.2019

Kein Leben ohne Vielfalt!

Artenvielfalt; Bild: Miguel Schmitter/Julia Hamacher
Artenvielfalt; Bild: Miguel Schmitter/Julia Hamacher

Die Zerstörung der Artenvielfalt und der Ökosysteme bedroht unser Wohlergehen mindestens genauso wie der durch den Menschen verursachte Klimawandel!

Die Natur mit ihrer biologischen Vielfalt an Ökosystemen, Tier- und Pflanzenarten sowie des Genpools ist die Grundlage allen Lebens auf unserem Planeten Erde. Das Zusammenwirken von Pflanzen, Tieren und Kleinstlebewesen mit Atmosphäre, Luft, Wasser, Gestein und Boden ist Voraussetzung für die vielfältigen Ökosystemleistungen, die das Leben erhalten und von denen auch wir Menschen profitieren. Angesichts zahlreicher Bedrohungen, insbesondere durch intensive Ressourcennutzung, Umweltverschmutzung und den globalen Klimawandel, stellt der Schutz der biologischen Vielfalt weltweit eine der dringendsten und wichtigsten Aufgaben dar. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die menschlich verursachte Ökosystemzerstörung vom globalen Klimawandel zusätzlich verstärkt wird und andersherum: Der Verlust von Biodiversität mindert die Resilienz und Anpassungskapazitäten von Ökosystemen gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels und kann zum Funktionsverlust von z.B. Wäldern oder Korallenriffen als Kohlestoffspeichern führen, wodurch der Klimawandel beschleunigt wird. Auswirkungen des Klimawandels wie Dürreperioden, Starkregen und Überflutungen, können wiederum geschwächte Ökosysteme aus ihrem Gleichgewicht bringen, so dass ihre Ökosystemfunktionen verloren gehen - ein Teufelskreis.

Korallenriff in Küstennähe; Foto: Pixabay

Am 22. Mai ist der Internationale Tag der biologischen Vielfalt

Seit 2001 wird der 22. Mai als Internationaler Tag der biologischen Vielfalt gefeiert. Er erinnert an den 22. Mai 1992, an dem der Text des Übereinkommens über die biologische Vielfalt offiziell angenommen wurde. Diesem Aktionstag ging dieses Jahr ein Treffen des Weltbiodiversitätsrats (IPBES - Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) vom 29. April bis 4. Mai in Paris voraus, als dessen Ergebnis ein aktueller Report zum Zustand der Natur veröffentlicht wurde. Die darin zusammengefassten Erkenntnisse einer dreijährigen Arbeit von 150 Expertinnen und Experten aus 50 Ländern sind erschütternd: Die Zerstörung der Artenvielfalt und der Ökosysteme hat ein Niveau erreicht, das unser Wohlergehen mindestens genauso bedroht wir der durch den Menschen verursachte Klimawandel. Der Mensch hat den Verlust von rund einer Million Tier- und Pflanzenarten auf der Erde zu verantworten!

Was tut Deutschlands Umweltministerium für den Erhalt der biologischen Vielfalt?

Im Rahmen seiner Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) engagiert sich das Bundesumweltministerium (BMU) insbesondere für den Schutz der biologischen Vielfalt und fördert Projekte, die in Entwicklungs- und Transformationsländern weltweit an der Schnittstelle zwischen dem Schutz der biologischen Vielfalt und dem Klimaschutz arbeiten. Die Projektaktivitäten streben besonders danach, die Ursachen für den Rückgang der Artenvielfalt zu bekämpfen und Naturschutzgebiete und Ökosysteme zu erhalten, wiederherzustellen und nachhaltig zu nutzen, um langfristig die Gesamtheit der Ökosystemleistungen, also die „Dienstleistungen“ der Natur für den Menschen zu sichern. Seit 2008 hat das BMU zu diesem Ziel über 250 biodiversitätsrelevante Projekte mit einem Gesamtfördervolumen von mehr als 850 Mio. EUR unterstützt, die zu verschiedenen Themenbereichen aktiv waren bzw. sind.  

In der Klimapolitik ist es wichtiger denn je zu berücksichtigen, dass die biologische Vielfalt und das Klima eng miteinander verbunden sind. In den nationalen Klimaschutzplänen, in denen die Beiträge zum Klimaschutz (englisch: National Determined Contributions - NDCs), das Herzstück des Pariser Klimaabkommens, festgelegt werden, sind nicht nur Minderungsziele für klimaschädliche Emissionen formuliert, sondern auch notwendige Anpassungsleistungen sowie Ziele zur Wiederherstellung von Ökosystemen. Aufgrund ihrer großen Bedeutung ist die Umsetzung von NDCs für die IKI von oberster Priorität. Dies wird auch an der inhaltlichen Ausrichtung der aktuellen IKI Auswahlverfahren deutlich, die explizit um Projektaktivitäten zur Unterstützung der NDC-Umsetzung bitten und an den zahlreichen IKI Projekten, die sich jetzt schon im Bereich der NDC-Umsetzung engagieren. Die politische Verknüpfung von Klima- und Biodiversitätsschutz muss zukünftig deutlich gestärkt werden, um Lösungsansätze für das künftige Wohlergehen der globalen Menschheit zu schaffen.

Baumpflanzung in Kenia; Foto: Deutsche WelleAuch in Wiederaufforstungsprojekten von Wäldern (Forest Landscape Restauration - FLR), wie beispielsweise im IKI Projekt „Schutz der Biodiversität, der natürlichen Ressourcen und des Klimas durch nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Nutzung am Cyamudongowald“, gehen Biodiversitäts- und Waldschutz Hand in Hand. Einerseits trägt der Schutz ursprünglicher Waldflächen zum Erhalt der dort vorhandenen biologischen Vielfalt bei, andererseits erhöht die Schaffung biodiverser und naturnaher Ökosysteme die Widerstandskraft der wiederhergestellten Flächen. Negative Auswirkungen auch im Kontext der sich veränderten Klimabedingungen z.B. durch extreme Trockenheit oder Schädlingsbefall werden mit höherer biologischer und genetischer Vielfalt besser abgefedert. Auch die Speicherkapazität von Kohlenstoff ist in artenreichen, naturnahen Wäldern deutlich höher, womit sie einen essentiellen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Mangroven bieten mit ihren weit verzweigten Wurzeln Meerestieren, wie z.B. Fischen und Krabben einen geschützten Lebensraum und stellen auch für Menschen einen lebenden Schutzwall bei Stürmen und Tsunamis dar; Foto: Axel Warnstedt/Deutsche Welle Ebenso bei Projekten, die die ökosystembasierte Anpassung (Ecosystem Based Adaptation - EbA) an den Klimawandel fördern, ist die biologische Vielfalt wesentlicher Erfolgsfaktor. So ist der Erhalt oder die Wiederherstellung von Küstenökosystemen eine effektive Anpassungsmaßnahme für einen natürlichen Küstenschutz wie in dem IKI-Projekt „Ökosystembasierte Anpassung an der Nord-Zentral Küste Vietnams: Wiederherstellung und Co-Management degradierter Dünen und Mangroven“ zu sehen. Auch sind bei zunehmenden Extremwetterereignissen, wie Starkregenfälle oder Stürme, angepasste Ökosysteme mit einer möglichst hohen Artenvielfalt deutlich widerstandsfähiger. Dadurch ermöglichen diese Systeme einen langfristigen Schutz gegen Erosion und Degradation und mindern Katastrophenrisiken, wie beispielsweise in dem IKI Projekt „Ausweitung von ökosystembasierter Anpassung in Bergregionen“.

Biogasanlage in Grenada; Foto: Katja Döhne/Deutsche Welle

Gleichermaßen wird im Energiesektor bei der IKI der Biodiversitätsschutz mitgedacht. Dies ist zum einen notwendig, da die Förderung fossiler Energien mit Ökosystemzerstörung und Verlust der Ökosystemleistungen für die lokale Bevölkerung verbunden ist. Zum anderen haben nachwachsende Rohstoffe zur Erzeugung von Energie aus biodiversen Systemen langfristig deutlich höhere Biomassen und sind daher auch ökonomischer, wie unter anderen am Projekt „Energiepflanzenanbau auf stillgelegten Bergbaustandorten in Vietnam“ deutlich wird.

Dachbegrünung bietet Vögeln und Insekten Lebensraum und hilft gleichzeitig dabei, das Stadtklima zu verbessern; Foto: Vera Freitag/Deutsche WelleIn der klimafreundlichen Stadtentwicklung ist das Thema der Artenvielfalt wichtiger denn je, um Ökosystemleistungen im Bereich Erholung, Ernährung oder Luftqualität für Stadtbewohnerinnen und -bewohner zu schaffen, insbesondere, wenn man bedenkt, dass zukünftig zwei Drittel aller Menschen in Städten leben wird. Wie im Projekt „INTERACT-Bio: Integrierte, subnationale Maßnahmen für Biodiversität“ gezeigt, können Städte auch weiterhin die Funktion eines Biokorridors, also einer Verbindung zwischen fragmentierten Ökosystemen, wahrnehmen. Städte müssen sich nicht zu leblosen Betonwüsten entwickeln, wenn bei der Stadtplanung biologische Vielfalt durch das Anlegen von Grünflächen ermöglicht wird oder bestehende Grünflächen durch Ansätze wie ‚Urban Gardening‘ oder typisch urbane Arten geschützt werden.

Die biologische Vielfalt und ihre Ökosystemleistungen bilden auch die Grundlage unserer Wirtschaft. Unternehmen erkennen zunehmend, dass sich die Erfassung, Bewertung und das verbesserte Management ihres Naturkapitals wirtschaftlich lohnt. Sie können auf diesem Wege Umweltrisiken erkennen, langfristiger planen, bessere Entscheidungen treffen, sowie Nachhaltigkeitsinitiativen zielgerichteter lancieren. Die Mobilisierung des Privatsektors in nachhaltige Produktionsmethoden zu investieren und biodiversitätsfreundlicher zu produzieren ist von ausschlaggebender Bedeutung, um die Biodiversität nachhaltig zu schützen. In Brasilien unterstützt das BMU im Rahmen eines bilateralen IKI Projekts „Biodiversitätsschutz durch Integration von Ökosystemdienstleistungen in öffentliche Programme und unternehmerisches Handeln – TEEB“ die Regierung und Privatwirtschaft dabei, den sozioökonomischen und kulturellen Wert von Ökosystemen in ihre Planungsprozesse und Investitionsentscheidungen zu integrieren.

Der Anbau der Açaí-Beere inmitten eines bestehenden Waldes, schützt einerseits vor einer Übernutzung des Bodens und lässt die Beere besonders gut wachsen. Der Bio-Anbau der mitten im Wald ist um 45% produktiver als der konventionelle; Foto: Bianca Kopsch/Deutsche Welle

So engagiert sich die IKI auf lokaler, regionaler und globaler Ebene und in verschiedenen Themenbereichen, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Das IKI Projekt „Up-Scaling der Biodiversitätskommunikation zur Erreichung des Aichi-Ziels 1“ schließlich setzt sich dafür ein, die Menschheit mittels Kommunikation und Information über die Bedeutung der Artenvielfalt und ihres Schutzes zu sensibilisieren. Nur so können nachhaltige Handlungsansätze und weltweit wirkende Lösungen geschaffen werden, für deren Umsetzung auch jeder einzelne und jede einzelne von uns eine Mitverantwortung trägt.

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Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

 

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Zwei Personen überblicken vom Hügel aus eine Stadt

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