Klimaanpassung: Warum es auf die Qualität von Setzlingen ankommt

Weltweit wird der Erfolg von Wiederherstellungsprojekten mit Bäumen daran gemessen, wie viele Setzlinge gepflanzt wurden oder wie viele Hektar bepflanzt wurden. Der Blick auf die Anzahl der Setzlinge vernachlässigt jedoch die Frage, wie viele Setzlinge überleben und gut anwachsen. 

Im Rahmen des IKI-Projekts identifizierte das Team in Zusammenarbeit mit der Universität Hué Mutterbäume von mehr als 15 einheimischen Baumarten, sammelte die Samen und beauftragte lokale Baumschulen mit der Aufzucht der Setzlinge. Es wurden mehr als 600.000 Setzlinge produziert, die vor und während der Pflanzung gesund aussahen. Allerdings forderten Stürme, Überschwemmungen und Dürre einen hohen Tribut: Die Überlebensrate lag anfangs bei über 80 Prozent, sank jedoch mit jedem extremen Wetterereignis.

Besonders auf schwierigen Standorten hängen die erfolgreiche Etablierung und das langfristige Überleben von der Fähigkeit der Arten ab, mit den Bestandsbedingungen zurechtzukommen. Neben der Eignung der Arten sind die Stärke und Morphologie der Wurzeln sowie die Pflege in der Frühphase entscheidend. In den meisten Projekten werden Setzlinge jedoch als nicht-prioritärer Kostenfaktor angesehen. Dementsprechend ist die Qualität des Pflanzmaterials oft sehr gering: Die Setzlinge werden aus nicht zertifiziertem Saatgut gezogen, haben unterentwickelte und deformierte Wurzeln, ein ungünstiges Wurzel-Trieb-Verhältnis und deformierte Triebe. 

Eine schlechte Setzlingsqualität führt aber zu einer schlechten Wachstumsleistung, einer hohen Sterblichkeitsrate und einer Kombination aus höheren Kosten und geringerem Ertrag. Das betrifft insbesondere Standorte mit schwierigen Boden- und Klimabedingungen.

Ausgelöst durch die geringe Qualität der Setzlinge und die entsprechend hohe Sterblichkeitsrate der ersten Pflanzungen beschloss das IKI-Projekt im Jahr 2020, die Produktion von Setzlingen in die eigenen Hände zu nehmen. Dazu ging das Projekt eine Partnerschaft mit einem engagierten und sachkundigen privaten Baumschulbesitzer ein. Gemeinsam gründeten sie eine "Best-Practice-Baumschule" in Cam Lo (Provinz Quang Tri). Die Baumschule ist für die Aufzucht einer Vielzahl einheimischer Baumarten konzipiert und konzentriert sich auf die Erzeugung und Abhärtung von Setzlingen mit starken und robusten Wurzelsystemen, die gut an die extremen Klimabedingungen angepasst sind.

Üblicherweise verwenden Baumschulen in Vietnam einfache, ebenerdige Saatbeete oder kleine Kunststoffbeutel, die direkt auf den Boden gestellt werden. Es wird weder ein spezielles Substrat verwendet, noch bieten die Behälter genügend Platz für die Pfahlwurzel. Diese Praktiken führen oft zu Wurzelspiralen oder Wurzelbrüchen beim Umpflanzen. Und: Sobald das Substrat gepflanzt und der Trockenheit ausgesetzt ist, wird es steinhart.

Verschiedene Beispiele zeigen, wie die Qualität verbessert wurde. Die Baumschule Cam Lo griff dazu übrigens auf internationale Erfahrungen von anderen Baumschulen zurück:

• Die Setzlinge werden aus gereinigtem, vorbehandeltem Saatgut gezogen, um Pilzinfektionen zu verhindern.
• Die Keimung erfolgt unter Schattennetzen, anschließend werden die Setzlinge in artenspezifische Container mit maßgeschneiderten Substraten gepflanzt.
• Moderne, wiederverwendbare Töpfe mit Air Prunig (Luftbeschnitt) helfen, Wurzelspiralen zu verhindern und eine gesunde Wurzelentwicklung zu fördern.
• Durch Wurzelschnitt und allmähliche Abhärtung werden die Setzlinge weiter gestärkt und für die Auspflanzung nach Höhe und wichtigen Wurzelmerkmalen wie Wurzellänge, Wurzelhalsdurchmesser und Wurzel-Spross-Verhältnis ausgewählt.
• Darüber hinaus wird versucht, die Wurzeln mit symbiotischer und artspezifischer Mykorrhiza zu infizieren.
• Das Team folgt detaillierten Protokollen für jede Phase, einschließlich der Verwendung von Bioprodukten zur Krankheitsresistenz, Schnittrichtlinien, Überwachung und Schädlingsbekämpfung.