08.08.2025

Madagaskar: Gemeinden für die Anpassung an den Klimawandel stärken

Frühmorgens in Antanambao-Manampotsy: Vor der Verteilung der Jungpflanzen holt das Team die Kaffee- und Zimtpflanzen beim Leiter des Umwelt- und Forstamts ab.

Ein IKI-Projekt stärkt die Resilienz abgelegener Gemeinden, indem es Katastrophenvorsorge, nachhaltige Landwirtschaft und lokale Beteiligung vereint.

Allein im Jahr 2024 war Madagaskar von mehreren extremen Wetterereignissen betroffen: Drei schwere Zyklone, ein Tropensturm und eine durch El Niño verursachte Dürre trafen das Land und die Bevölkerung schwer. Insgesamt benötigten 4,7 Millionen Menschen humanitäre Hilfe und knapp zwei Millionen hatten kaum Zugang zu Nahrungsmitteln. Besonders in entlegenen Regionen sind die Folgen der Klimakrise deutlich spürbar, denn die meisten Menschen dort leben als Selbstversorger von den Erträgen ihrer Landwirtschaft.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt das Projekt „Stärkung der Widerstandsfähigkeit und der ländlichen Lebensgrundlagen vulnerabler Haushalte“, das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanziert wird, darauf, die Resilienz der Bevölkerung in den Bereichen Landwirtschaft, Wassermanagement und Katastrophenrisikomanagement zu verbessern.

Einbindung der Bevölkerung: Lokale Komitees zur Katastrophenvorsorge

Angesichts der regelmäßig auftretenden Extremwetterereignisse und der vorherrschenden Armut verfolgt das Madagassische Rote Kreuz (MRK) bei der Umsetzung des IKI-Projekts einen ganzheitlichen Ansatz. Ein zentrales Element ist dabei die Einrichtung und Stärkung lokaler Komitees zur Katastrophenvorsorge. Diese Gruppen bestehen aus Gemeindevertreterinnen und -vertretern sowie lokalen Beamten, die in ihrer Region eine Schlüsselrolle einnehmen – sowohl bei der Sensibilisierung für Gefahren als auch als erste Einsatzkräfte im Notfall. Die Gemeinden bekommen durch die Komitees erstmals Möglichkeiten eines Katastrophenrisikomanagements, das mit dem nationalen System über Frühwarnsysteme, Trainings und Simulationsübungen verbunden ist.

In einer partizipativen Risikoanalyse identifizieren die Gemeindemitglieder gemeinsam die wichtigsten lokalen Risiken und entwickeln konkrete Aktionspläne. So werden nicht nur Risiken erkannt, sondern es entsteht auch ein gemeinsames Verständnis dafür, wie sich die Gemeinde auf Extremwetterereignisse vorbereiten und sich davor schützen kann.

Zusätzlich werden Feedback-Komitees eingerichtet, die als Plattform für Rückmeldungen aus der Bevölkerung in der Projektregion dienen. Sie fördern Transparenz, Vertrauen und Beteiligung – wichtige Grundlagen für langfristige Resilienz.

Kaffee und Zimt anpflanzen zur Sicherung der Lebensgrundlagen

Im Juni und Juli 2025 verteilte das IKI-Projekt mehr als 5.700 junge Kaffee- und Zimtpflanzen an 477 gefährdete Familien, die an der Ostküste von Madagaskar, im Distrikt Antanambao-Manampotsy leben.

Mit Hilfe einer umfassenden Studie war zunächst ermittelt worden, dass die Kulturpflanzen Kaffee und Zimt für den Verkauf im Distrikt am besten geeignet sind, um die Lebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung trotz der Auswirkungen des Klimawandels zu sichern.

Ergänzend bot das Rote Kreuz praktische Schulungen für die Bäuerinnen und Bauern vor Ort an. In den Schulungen wurde vorgestellt, wie durch Kompostierung und biologische Düngung die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gestärkt und der Ertrag gesteigert werden kann.

„Diese regenerativen Anbaumethoden steigern die Ernteerträge und sind deshalb auch wichtig, um der Brandrodung der Wälder entgegenzuwirken.“, betont Monsieur Razafindratasy Alphonse José, Leiter des Umwelt- und Forstamts von Antanambao-Manampotsy. Grund für Brandrodungen im Distrikt sind oftmals die niedrigen landwirtschaftlichen Erträge, die mit einer Ausweitung der Anbauflächen ausgeglichen werden sollen.

Besonders Frauen, die zu den gefährdeten Gruppen im Distrikt zählen, werden gezielt unterstützt, um an den Schulungen teilzunehmen. Das Distriktbüro für Landwirtschaft und Viehhaltung begleitet die Maßnahmen vor Ort und sorgt für eine enge Verzahnung von Wissenstransfer und praktischer Umsetzung.

Anpassung wird auch beim Management groß geschrieben

Besonders herausfordernd ist die Umsetzung des Projekts, weil der Distrikt Antanambao-Manampotsy sehr abgelegen ist. So verschlechterte sich beispielsweise im vergangenen Jahr der Zustand der einzigen Zufahrtsstraße durch starke Regenfälle und Schwertransporte so stark, dass der Distrikt über Monate nur zu Fuß, mit Fahrrädern oder Motorrädern erreichbar war.

Trotz solcher Bedingungen bleibt das Projekt-Team handlungsfähig und passt seine humanitäre Arbeit an, damit es die  Bevölkerungsgruppen erreicht. Bei der Verteilung der jungen Kaffee- und Zimtpflanzen wurden zum Beispiel verschiedene Optionen für die Verteilung erarbeitet, um sie trotz widriger Bedingungen möglichst nahe zu den Farmerhaushalten zu bringen.

Ein anderes Beispiel: Weil für die Wiederaufforstung zunächst keine einheimischen Setzlinge in der Projektregion aufzutreiben sind, plant das Team Setzlinge aus den Wäldern umzupflanzen. Dafür werden die Mitarbeitenden im August 2025 mehrere Tage im Wald übernachten, da die Region nur mit einem stundenlangen Fußmarsch erreichbar ist.

Aber: Mit gut organisierten Arbeitsmethoden, einer guten Planung und Abstimmung mit den lokalen Strukturen lassen sich die verschiedenen Herausforderungen überwinden – seien es schlechte Straßenverhältnisse oder aufwändige Maßnahmen zur Vertrauensbildung mit lokalen Behörden.

Faktoren für erfolgreiche und nachhaltige Anpassung an den Klimawandel

Die Realität in Madagaskar zeigt, dass gerade die Arbeit mit vulnerablen Bevölkerungsgruppen in abgelegenen Gebieten langfristig gedacht werden muss, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. Denn das sind jene Menschen, die oft durch das Raster der Klimafinanzierung fallen.

Durch die Verankerung des MRK im nationalen System und die Expertise im Katastrophenrisikomanagement wird die Zusammenarbeit zwischen lokalen, regionalen und nationalen Akteuren gestärkt. Die Integration der kurzfristigen und langfristigen Perspektive zur Anpassung an die Klimakrise sorgt dafür, dass die Strategien auch nach Projektende weitergeführt werden können.

Wirksame Veränderungen entstehen, wenn Gemeinden selbst Verantwortung übernehmen, unterstützt von einem starken Netzwerk. Die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung wirkt dabei als Vermittler, der humanitäre Prinzipien mit konkreter Hilfe für die am stärksten gefährdeten Menschen zur Vorbereitung auf Extremwetterereignisse und langfristige Klimawandelanpassung verbindet.

Hintergrundinformation

Das IKI-Projekt wird über die IKI Medium Grants gefördert und vom Madagassischen Roten Kreuz in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz umgesetzt. Als nationale Rotkreuzgesellschaft ist das MRK der größte nationale, humanitäre Akteur im Land und fester Bestandteil des nationalen Systems für Katastrophenrisikomanagement.

Über IKI Medium Grants

Mit dem IKI-Medium-Grants-Programm, das von der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH umgesetzt wird, fördert die Bundesregierung Projekte zum Schutz des Klimas und der Biodiversität, die gezielt kleinere zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure in Entwicklungs- und Schwellenländern einbeziehen.

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Die IKI will maximale Wirkungen für den Schutz des Klimas und der Biodiversität erreichen. Dazu konzentriert sie die Förderaktivitäten auf priorisierte Handlungsfelder innerhalb der vier Förderbereiche. Ein weiteres zentrales Element ist die enge Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnerländern, insbesondere mit den Schwerpunktländern der IKI.

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