15.09.2025

Mit regulatorischen Reformen zur Verkehrswende

Laden eines Elektroautos.
Aufladen eines Elektroautos in Kenia.

Wie die IKI ihre Partnerländer beim Übergang zu emissionsfreier Mobilität unterstützt. 

Um die globalen Klimaziele zu erreichen, muss der Verkehrssektor rasch auf emissionsfreie Technologien umstellen. Während sich Debatten oft auf Elektrofahrzeug-Technologien, Ladeinfrastruktur oder Reichweiten konzentrieren, wird ein entscheidender Erfolgsfaktor manchmal übersehen: eine wirksame Regulierung.

Fahrzeugvorschriften – wie CO₂-Emissionsstandards für Hersteller oder Steuern und Anreize für Verbraucher – senden starke Marktsignale. Sie beeinflussen, welche Fahrzeuge produziert, importiert und verkauft werden, und tragen dazu bei, dass umweltfreundlichere Optionen sowohl verfügbar als auch attraktiv sind. Doch die Ausarbeitung und Umsetzung solcher Regeln ist keine einfache Aufgabe. Sie erfordert verlässliche Daten, detaillierte technische Studien und enge Zusammenarbeit zwischen Ministerien, Behörden, Industrie und Zivilgesellschaft – eine Herausforderung insbesondere für viele Schwellen- und Entwicklungsländer.

Hier setzt das Projekt IMPROVE (Introducing Measures, Pathways and Roadmaps for Optimising Vehicle Efficiency and Electrification) an, das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) gefördert wird. 

Das Projekt unterstützt Kolumbien, Kenia, Marokko und Thailand dabei, die politischen Rahmenbedingungen und Regulierungen zu entwickeln, die den Übergang zu saubererem Verkehr beschleunigen können.

Die Grundlagen schaffen

Der Weg zu nachhaltiger Mobilität ist in jedem Land ein anderer. IMPROVE begann damit, die rechtlichen, politischen und marktbezogenen Rahmenbedingungen in jedem Partnerland zu erfassen: Welche Fahrzeugvorschriften existieren bereits? Wie werden Autos besteuert? Wer ist wofür zuständig? Wie viele Autos, Transporter und Motorräder werden jährlich verkauft und woher stammen sie?

In Kenia offenbarte die Analyse ein besonderes Zeitfenster: Die Ausarbeitung einer neuen Politik hatte Elektromobilität weit oben auf die politische Agenda gesetzt – ein idealer Moment, um starke Regulierungen voranzutreiben und Kenias Vision zu untermauern, sich als führendes Land für Elektromobilität in Afrika zu positionieren. 

In einem partizipativen Prozess wurden verschiedene regulatorische Optionen bewertet, woraufhin kenianische Entscheidungsträger beschlossen, den Fokus auf Standards für Kraftstoffeffizienz zu legen. Dieses Instrument legt Mindestanforderungen dafür fest, wie weit ein Fahrzeug mit einer bestimmten Kraftstoffmenge fahren können muss. Ähnliche Analysen, die Chancen und Hindernisse für Veränderungen aufzeigen, wurden auch in Kolumbien, Marokko und Thailand durchgeführt und halfen, den Ansatz an den jeweiligen Länderkontext anzupassen.

Die richtigen Akteure an einen Tisch bringen

Gute Regulierung ist Teamarbeit. In jedem Land unterstützte das IKI-Projekt die Einrichtung von interinstitutionellen Arbeitsgruppen, in denen wichtige Ministerien und Behörden – zuständig für Verkehr, Energie und Umwelt – zusammengebracht wurden, ebenso wie unterstützende Organisationen wie das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die ClimateWorks Foundation.

In Marokko kamen im Juli 2025 die Ministerien für Verkehr, Finanzen, Industrie, Energie sowie der Verband der Fahrzeugimporteure zusammen, um die Grundlage für die Einführung eines „Feebate“-Systems zu diskutieren – ein Mechanismus, der Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß besteuert, um Rabatte für emissionsarme Fahrzeuge zu finanzieren. Damit erhalten Verbraucher und Hersteller einen Anreiz, auf umweltfreundlichere Optionen umzusteigen. Ähnliche Austausche in anderen Partnerländern halfen dabei, Interessen abzugleichen und Vertrauen aufzubauen, während gezielte Schulungen und Wissensaustausch die Fachkompetenzen der technischen Mitarbeitenden bei der Politikgestaltung stärkten.

Von der Datensammlung zu fundierten Entscheidungen

Robuste Gesetze brauchen robuste Daten. IMPROVE unterstützte die Partnerländer bei der Sammlung und Analyse von Informationen zu Fahrzeugbeständen, Kraftstoffverbrauch, Markenstruktur und CO₂-Emissionen. In Thailand wird diese Arbeit bald in einem neuen Datenportal münden, in dem Flotten- und Emissionsinformationen aus verschiedenen Quellen zusammengeführt werden – eine bislang fehlende Quelle. Mit soliden Ausgangsdaten begannen Fachorganisationen wie der International Council on Clean Transportation (ICCT), Szenarien zu modellieren, um die potenziellen Auswirkungen neuer Regulierungen abzuschätzen. Diese Wissensbasis dient nun als Grundlage für die Ausarbeitung von Politikansätzen, die sowohl ambitioniert als auch realistisch sind.

Ausblick

Das Tempo der Fortschritte variiert je nach Land, abhängig von bereits geleisteter Vorarbeit und der Verfügbarkeit von Daten. Kolumbien gehört zu den Vorreitern und plant, bis Ende 2025 seinen CO₂-Standard für leichte Nutzfahrzeuge zur öffentlichen Konsultation vorzulegen. In allen Partnerländern stehen als nächste Schritte Öffentlichkeitsarbeit und Konsultationen mit Industrie und Zivilgesellschaft, die Ausarbeitung von Gesetzestexten sowie die Entwicklung von Monitoring- und Durchsetzungssystemen auf der Agenda.

Gut gestaltete Vorschriften, gestützt durch starke Kontrollmechanismen, können erheblich zu sauberem Verkehr und zur Verbreitung der Elektromobilität beitragen – beides wesentliche Schritte zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens. Aufbauend auf den Fortschritten bei leichten Nutzfahrzeugen könnte der Fokus künftig auch auf weitere emissionsintensive Segmente wie Busse und Lkw ausgeweitet werden.

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