27.11.2015

Wie sich Kleinbauern in Mittelamerika dem Klimawandel anpassen

Ökosystembasierter Ansatz unterstützt Kleinbauern bei der Anpassung ihrer landwirtschaftlichen Produktion an den Klimawandel.

In Mittelamerika liegt der größte Teil der landwirtschaftlichen Produktion in den Händen von Kleinbauern. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Erzeugung von Grundnahrungsmitteln wie Mais und Bohnen, sowie beim Anbau von Kaffee. Neun Prozent der Exporte aus der Region entfallen auf Kaffee, wovon direkt 1,8 Millionen Familien leben. Dabei bewirtschaften sie in der Regel kleine Ackerflächen mit weniger als 5 Hektar, deren Erträge sie sowohl für den Eigenbedarf als auch für den Verkauf nutzen.

Der Klimawandel macht vielen Betrieben zunehmend Mühe, das Niveau ihrer Ernteerträge zu halten. In der gesamten Region sorgen steigende Temperaturen und eine sich ändernde Niederschlagsverteilung zu Sturzhochwassern, Erdrutschen, Dürren und zum Ausbruch von Krankheiten. Dadurch werden nicht nur die Lebensgrundlagen der Bauern in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch die Produktion landwirtschaftlicher Güter gemindert. Kleinbauern sind für den Klimawandel aus verschiedenen Gründen besonders anfällig: sie betreiben Regenfeldbau, leben in abgelegenen Gebieten mit einem fragilen ökologischen Gleichgewicht, in denen die bäuerlichen Kleinbetriebe verschiedenen witterungsbedingten Gefahren ausgesetzt sind, und sie verfügen nur über begrenzte finanzielle beziehungsweise technische Mittel, um sich an den Klimawandel anzupassen.

Immerhin setzt sich bei den politischen Entscheidungsträgern in der Region mehr und mehr die Einsicht durch, dass die Unterstützung der Kleinbauern zur Anpassung an den Klimawandel dringend nötig ist. Denn nur so kann das Niveau der Agrarproduktion gehalten, die Nahrungssicherheit gewährleistet und die Armut gemindert werden. Inzwischen wird untersucht, wie möglichst effektive Strategien und Programme zur Stärkung der Anpassungsfähigkeit von Kleinbauern aussehen sollten. Der Umfang der politischen Maßnahmen war in der Vergangenheit begrenzt, denn es fehlt an Informationen darüber, welche bäuerlichen Gemeinschaften am stärksten durch den Klimawandel gefährdet sind, wie der Klimawandel sich auf sie auswirkt und welche Möglichkeiten sich anbieten, um sie bei der Anpassung wirkungsvoll zu unterstützen.

Gruppenfoto

CASCADE setzt auf ökosystembasierten Ansatz bei der Projektumsetzung

An dieser Stelle setzt das CASCADE-Projekt an: gemeinsam mit den Betroffenen vor Ort werden die Informationslücken geschlossen und geeignete Anpassungsprogramme für die Kleinbauern entwickelt. Das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums (BMUB) geförderte Projekt analysiert zunächst, wie und auf welche Weise die Kleinbauern unter dem Klimawandel leiden, um dann darauf aufbauend wirkungsvollen Anpassungsstrategien zu entwickeln. Im Anschluss wird die Umsetzung dieser Strategien in politische Maßnahmen, Programme und Capacity-Building-Maßnahmen umgesetzt. Das Projekt wird von Conservation International, Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enzeñanza (CATIE) und Centre de coopération internationale en recherche agronomique pour le développement (CIRAD) in Costa Rica, Guatemala und Honduras durchgeführt.

Zwei Menschen sitzen vor einer Hütte

Ökosystembasierte Anpassungsmaßnahmen (EbA) in Agrarsystemen sind äußerst vielfältig: sie reichen vom Anpflanzen Schatten spendender Bäume im Kaffeeanbau zum Abpuffern von extremen Temperaturen über die Nutzung von bodenbedeckenden Kulturen zur Verhinderung von Bodenerosion bei Starkregenereignissen bis hin zur Erhaltung von Ufergehölzen zur Sicherung der Wasserversorgung von Agrarbetrieben und Haushalten. Die Kleinbauern können diese Maßnahmen leicht umsetzen und vorhandene Ressourcen nutzen. EbA bietet darüber hinaus wichtige Zusatznutzen wie beispielsweise die dauerhafte Versorgung mit Wasser und anderen Ökosystemdienstleistungen.

CASCADE hat Analysen und technische Workshops durchgeführt, mit dem Ziel, die Gefährdung der Kleinbauern durch den Klimawandel zu dokumentieren. Es wurde ermittelt, wo und unter welchen Lebensbedingungen die Kaffeebauern leben, die in allen drei Ländern über die geringste Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel verfügen. Die Ergebnisse wurden im Anschluss mit politischen Entscheidern diskutiert, damit diese wissen, welche kleinbäuerlichen Gemeinschaften bei der Anpassung an den Klimawandel am dringendsten auf Unterstützung angewiesen sind.

Person vermisst Baumstamm

Kleinbauern leiden besonders unter den Auswirkungen von Klimaveränderungen

Vorläufige Ergebnisse der Untersuchungen von CASCADE deuten darauf hin, dass die Kleinbauern in Mittelamerika mit erheblichen negativen Folgen durch den Klimawandel zu rechnen haben. Bis 2050 wird die Zahl der Menschen, die unter Wasserstress, Wasserknappheit oder absoluter Wasserknappheit leiden, um 33 Prozent ansteigen. Gleichzeitig werden die Flächen, die sich für den Anbau von Kaffee und Bohnen eignen, um 11-12 Prozent zurückgehen. Außerdem wird die Zahl der bestäubenden Arten zurückgehen, so dass bis zu 65 Prozent der Kaffeesträucher natürlich bestäubt werden.

Person misst Baumhöhe

Umfragen unter Kleinbauern zeigen, dass ihre Lebensgrundlagen durch den Klimawandel bereits jetzt beeinträchtigt werden. Von den 890 befragten Kleinbauern, die Kaffee und Mais anbauen, gaben 95 Prozent an, dass sie in den letzten zehn Jahren Klimaveränderungen festgestellt hätten. 32 Prozent erklärten, dass die Nahrungssicherheit abgenommen hat, 78 Prozent gaben an, dass ihre Ernteerträge zurückgegangen sind und 44 Prozent berichteten über eine Verringerung ihres Einkommens aus der Landwirtschaft. Etwa die Hälfte der interviewten Bauern hat wegen der veränderten klimatischen Gegebenheiten mit der Umstellung ihrer landwirtschaftlichen Methoden begonnen. Dabei spielen insbesondere ökosystembasierte Anpassungsmaßnahmen eine Rolle, vor allem die Beschattung von Kaffeepflanzen.

Blick über Berge

CASCADE ist derzeit damit beschäftigt, Umfang, Vielfalt und Merkmale der von den Kleinbauern verfolgten ökosystembasierten Anpassungsstrategien zu untersuchen. Dabei spielt die Wirksamkeit der verschiedenen Beschattungsarten eine Rolle: Ob und wie wirken sie gegen den Ausbruch von durch den Klimawandel begünstigten Krankheiten? Inwieweit wirken sie einem weiteren Rückgang der Kaffeeernte entgegen? Mit welchen sonstigen Ökosystemdienstleistungen können sich die Kleinbauern vor den Folgen des Klimawandels schützen? Zusammen können diese Erkenntnisse einen einzigartigen Überblick über die Wirksamkeit von ökosystembasierten Anpassungsstrategien bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels durch die kleinbäuerliche Landwirtschaft geben.

Wald

Über wichtigsten im Projekt gewonnenen Ergebnisse wurden fünf wissenschaftliche Artikel veröffentlicht, eine Infografik im National Geographic und drei Empfehlungen für politische Entscheidungsträger. Zurzeit ist eine Sonderausgabe des Journals Climatic Change in Arbeit, das zwölf Artikel zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und die Ökosystemdienstleistungen Mittelamerikas umfassen wird; acht Artikel stammen aus dem CASCADE-Projekt. Darüber hinaus findet ein reger Austausch über die Konsequenzen, die sich aus den gewonnenen Erkenntnissen ergeben, mit zahlreichen Stakeholdern statt, darunter Politiker, landwirtschaftliche Berater, Techniker, Wissenschaftler und Bauern.

Das Zusammenspiel von fundierten wissenschaftlichen Studien, detaillierten strategischen Analysen, die Einbeziehung von Stakeholdern und Capacity Building spielen bei CASCADE eine wichtige Rolle. Denn auf diese Weise kann wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass ökosystembasierte Anpassung als Strategie zur Stärkung von Kleinbauern gegenüber dem Klimawandel in Mittelamerika geeignet ist. Gleichzeitig werden die Voraussetzungen für ihre Verbreitung geschaffen.

Zwei Personen im Gespräch

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