22.10.2025

Brasilien stärkt seinen Ozeanschutz

Korallenriff in Brasilien
Korallenriff an der Mündung des Flusses Formoso, Pernambuco, Brasilien.

Die Internationale Klimaschutzinitiative unterstützt das Land dabei, seine ozeanbezogenen Klimaziele umzusetzen: vom Schutz und der nachhaltigen Nutzung von Mangroven und Korallenriffen bis zur Entwicklung eines Klimaanpassungsplans für Ozean und Küstenzonen.

Die Ozeane absorbieren rund 90 Prozent der Wärme und 30 Prozent der CO₂-Emissionen, die durch menschliche Aktivitäten verursacht werden. Mit über 8.500 Kilometern Küstenlinie und einem gewaltigen Meeresgebiet, das 67 Prozent der Landesfläche entspricht, beherbergt Brasilien bedeutende Küsten- und Meeresökosysteme – darunter Mangrovenwälder und die einzigen Korallenriffe des Südatlantiks. Damit spielt das Land eine zentrale Rolle auf der globalen Ozeanagenda zum Schutz mariner Ökosysteme und zur Bewältigung des Klimawandels.

Meeresschutz erstmals im Nationalen Klimaziel enthalten

Erstmals erkennt Brasiliens jüngstes Nationales Klimaziel (Nationally Determined Contribution, NDC) die Bedeutung der Ozeane im Kampf gegen den Klimawandel ausdrücklich an und beinhalten konkrete ozeanbezogene Verpflichtungen. 

Im Rahmen seines NDC hat sich Brasilien verpflichtet, eine Meeresraumplanung (Marine Spatial Planning, MSP) zu entwickeln, einen Klimaanpassungsplan für Ozean und Küstenzonen zu erarbeiten, ein Nationales Programm für den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Mangroven (ProManguezal) sowie eine Nationale Strategie für den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Korallenriffen (ProCoral) umzusetzen. 

All diese Initiativen werden vom Projekt TerraMar II der Internationalen Klimaschutzinitiative unterstützt, das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH umgesetzt wird. 

Weichenstellung für nachhaltige Meeresnutzung

Die Meeresraumplanung ist ein öffentliches Verfahren zur Analyse und Steuerung menschlicher Aktivitäten in Meeresgebieten. Ziel ist es, die nachhaltige Nutzung mariner Ressourcen sicherzustellen und die Interessen verschiedener Sektoren – etwa Fischerei, Tourismus, erneuerbare Energien, Schifffahrt sowie Öl- und Gasförderung – miteinander in Einklang zu bringen, ohne die ökologischen Belastungsgrenzen des Ozeans zu überschreiten. 

Das IKI-Projekt unterstützt diesen Prozess in Brasilien durch Schulungen für wichtige Akteure und führte gemeinsam mit der Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission der UNESCO eine nationale Bestandsaufnahme zur Meeresraumplanung durch, die als Grundlage für politische Entscheidungen dient. 

Darüber hinaus unterstützte das Projekt das brasilianische Umwelt- und Klimaschutzministerium sowie die Interministerielle Kommission für Meeresressourcen bei der Organisation nationaler Workshops zur Entwicklung von Zielen, Grundsätzen und Leitlinien für die Meeresraumplanung in Brasilien. Diese Arbeit mündete in die institutionelle Verankerung der Meeresraumplanung durch ein Bundesdekret.

Schutz und nachhaltige Nutzung von Mangroven und Korallenriffen

Küste und Mangrovenwald
Mangroven im Umweltschutzgebiet von Guadalupe, Pernambuco, Brasilien.

Mangrovenschutz in der Politik verankern 

Brasilien beherbergt die zweitgrößte Mangrovenfläche der Welt. Diese Wälder sind hochwirksame Kohlenstoffsenken, die bis zu zehnmal mehr Kohlenstoff binden und bis zu fünfmal mehr pro Hektar speichern als tropische Regenwälder. Zudem bieten sie natürlichen Küstenschutz gegen steigende Meeresspiegel und Sturmfluten. 

TerraMar II unterstützte aktiv die Entwicklung des Nationalen Programms zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung von Mangroven (ProManguezal). Um Beiträge zu sammeln und die Beteiligung zu fördern, organisierte das Projekt gemeinsam mit dem Umwelt- und Klimaschutzministerium Workshops mit über 120 Vertreterinnen und Vertretern aus öffentlichem Sektor, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und traditionellen Küstengemeinschaften.

Gesunde Korallen – für das Klima und die lokale Wirtschaft

Brasilien ist zudem Heimat der einzigen Korallenriffe des Südatlantiks. Korallenriffe sind nicht nur Grundlage für Fischerei und Küstentourismus, sondern ebenfalls bedeutende Kohlenstoffspeicher sowie natürliche Schutzbarrieren gegen Erosion und Sturmfluten.

Im Jahr 2024 erlebte Brasilien die schwerste Korallenbleiche, die je registriert wurde – verursacht war sie durch steigende Wassertemperaturen. In Zusammenarbeit mit dem World Wide Fund for Nature (WWF) und der Boticário Group Foundation unterstützte TerraMar II das Umwelt- und Klimaschutzministerium und das Chico-Mendes-Institut für Biodiversitätsschutz  bei der Entwicklung der Nationalen Strategie für den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Korallenriffen (ProCoral) sowie des Nationalen Aktionsplans (PAN Corais).

ProCoral wurde im Juni 2025 durch ein Bundesdekret offiziell eingeführt und auf der UN-Ozeankonferenz vorgestellt.

Klimaanpassungsplan für Ozean und Küstenzonen

Der Klimawandel bedroht marine und küstennahe Ökosysteme zunehmend: durch steigende Meeresspiegel, Versauerung der Ozeane und häufigere Extremwetterereignisse. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, unterstützte das IKI-Projekt das Umwelt- und Klimaministerium bei der Entwicklung eines Klimaanpassungsplans für Ozean und Küstenzonen.

Gemeinsam mit Conservation International (CI), dem WWF und der Boticário Group Foundation organisierte das Ministerium  – mit Unterstützung von TerraMar II – Workshops mit Fachleuten aus Wissenschaft, Behörden und Zivilgesellschaft, um Expertise und Empfehlungen zu sammeln.

Der Klimaanpassungsplan wurde Anfang 2025 zur öffentlichen Konsultation freigegeben und soll bis zur COP30 verabschiedet werden.

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