02.05.2022

Mexiko: Beratung für einen Green Recovery-Ansatz

Landkartenausschnitt, der Mexiko zeigt

Im Rahmen der Economic Advisory Initiative der NDC-Partnerschaft hat Diego Castañeda Garza das Finanzministerium in Mexiko beraten.

Erfahrungen aus Mexiko

Was sind die dringendsten Herausforderungen in Mexiko, und wie sehen die Prioritäten der Regierung für eine Green Recovery aus? 

Mexiko steht vor vielen Herausforderungen, die von der Sicherheit über das Wirtschaftswachstum bis hin zur Bekämpfung der Armut reichen. Während der Pandemie sind jedoch einige Herausforderungen besonders zutage getreten, die dringend angegangen werden müssen. Eine dieser Herausforderungen ist das Gesundheitswesen: Die Pandemie hat gezeigt, dass es an Ressourcen mangelt und die Qualität der Leistungen oft unzureichend ist. Das Wirtschaftswachstum stellt eine weitere Herausforderung dar. Die mexikanische Wirtschaft wurde durch die Pandemie schwer getroffen. So ging das Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 um 8,2 % zurück. Es konnte sich daher im Jahr 2021 nicht erholen, sodass es noch immer unter dem Niveau von 2019 liegt. Verschiedene Prognosen gehen erst für das Jahr 2023 von einer vollständigen Erholung aus. Dieses Problem spiegelt sich in einer steigenden Zahl von Menschen wider, die in Armut leben. Insbesondere Frauen stellen hier die am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe dar. 

Das Konzept der Green Recovery und die damit verbundenen politischen Maßnahmen sind noch nicht in allen Bereichen der mexikanischen Regierung verankert. Hindernisse wie geringe Steuermittel und die Priorität, die früheren Projekten eingeräumt wird, lassen nur wenig Spielraum für die Erkundung von Maßnahmen für eine Green Recovery. Das Ministerium für Finanzen und öffentliche Kredite (Secretaría de Hacienda y Crédito Público – SHCP) hat jedoch einen vielversprechenden Anfang gemacht und neue Wege zur Finanzierung von Projekten gefunden, die mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung in Einklang stehen.

Wie wichtig ist das Konzept der Green Recovery für die mexikanische Regierung?

Wir haben in unserer Beratungstätigkeit eng mit dem SHCP zusammengearbeitet, nicht mit der gesamten Regierung. Daher ist es schwierig, etwas zum Standpunkt der gesamten Regierung zu sagen. Allerdings gibt es – wie bereits erwähnt – innerhalb der Regierung keinen einheitlichen Ansatz für eine Green Recovery. Das Ministerium verlagert seine Kapazitäten, um „grünere“ Projekte voranzubringen und setzt sich stark dafür ein, Ressourcen für nachhaltige Projekte zu mobilisieren. Ein Beispiel ist seine Strategie für nachhaltige Anleihen, die bereits ausgezeichnet wurde. 

Sie haben das Ministerium für Finanzen und öffentliche Kredite von Juni bis Dezember 2021 unterstützt. Worin bestand Ihre Aufgabe, und wie sah Ihr Arbeitsalltag aus?

In meiner täglichen Arbeit musste ich unter anderem mein Team koordinieren, um eine Reihe von Mikrosimulationen für verschiedene wirtschaftliche Maßnahmen zu entwickeln. Diese Maßnahmen stützen sich auf bewährte Verfahren und dienen vor allem der Förderung von Frauen im Rahmen der Green Recovery. Für die Simulationen mussten wir die bewährten Praktiken in Ländern mit einem vergleichbaren Entwicklungsstand analysieren, den Goldstandard oder die Vergleichsgröße für die politische Maßnahme ermitteln und anschließend ihre möglichen Auswirkungen und potenzielle Hindernisse für ihre Umsetzung ausarbeiten. Diese Arbeit erforderte auch einen regelmäßigen Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen des Finanzministeriums und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, um die Qualitätskontrolle zu gewährleisten und unsere Empfehlungen an die Anforderungen des Ministeriums anzupassen.

Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihrer Arbeit als Berater gemacht in Mexiko?

 Es war eine tolle Erfahrung. Mein Team und ich haben sowohl vom SHCP als auch von der GIZ eine Menge gelernt. Wir stellten fest, dass das SHCP eine Reihe der Dinge, die wir zu empfehlen gedachten, bereits bearbeitet. Wir haben auch viel über die verschiedenen Bereiche des Ministeriums und ihre Anforderungen gelernt. 

Und welche "Lessons leant" möchten Sie an Fachleute weitergeben, die den Green Recovery-Ansatz umsetzen wollen?

Aus meiner Sicht gibt es drei wesentliche Erkenntnisse: 

Als erstes ist es wichtig, eng mit den interessierten Parteien zusammenzuarbeiten – seien es Nichtregierungsorganisation (NGOs) oder Regierungsbehörden. Sie verfügen in der Regel über umfassende Kenntnisse der Situation vor Ort. Sie sind sowohl mit den politischen als auch mit den bürokratischen Prozessen vertraut und wissen um die verfügbaren Kompetenzen. 

Als zweites ist zu bedenken, dass Green Recovery ein weites Feld ist, das viele Aktivitäten in verschiedenen Sektoren umfasst. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, spezielle Interessensgebiete zu ermitteln und zu wissen, wo Ressourcen konzentriert werden können, um eine Wirkung zu erzielen. Wenn Sie versuchen, alles auf einmal zu lösen, laufen Sie Gefahr, gar nichts zu lösen. 

Und als drittes: Haben Sie Spaß! Der Entwicklungsbereich ist ein äußerst lohnenswertes Betätigungsfeld. Politik muss nicht grau und langweilig sein. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren, die eine positive Einstellung zur Gewinnung neuer Erkenntnisse haben, erleichtert die Arbeit und sorgt für bessere Ergebnisse. 

Vielen Dank, Diego, für die Einblicke in Ihre Arbeit für die Economic Advisory Initiative! 
 

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Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

Der Interviewpartner

Diego Castañeda Garza ist derzeit Doktorand am Institut für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Uppsala. Im öffentlichen Sektor war Diego Castañeda Garza Wirtschaftsberater im mexikanischen Senat und in der Abgeordnetenkammer, im Privatsektor arbeitete er als Finanzmanager in der Öl- und Gasindustrie. Er hat zudem Erfahrung als Berater für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und andere internationale Organisationen. 

Die Economic Advisory Initiative

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