14.12.2016

Energieeffiziente Gewächshäuser für Süd-Patagonien

Eine Gruppe besichtigt einen Gartenbaubetrieb
Gartenbaubetrieb Seidel in Rain am Lech; Foto: Iris Wunderlich / AHK Chile

Energieeffiziente Gewächshäuser aus Deutschland sollen den Obst- und Gemüseanbau im Süden von Chile verstärken.

Auf einer fünftägigen Delegationsreise durch Süddeutschland haben sich Vertreterinnen und Vertreter des chilenischen Landwirtschaftsministeriums über den Bau von energieeffizienten Gewächshäusern informiert. Organisiert wurde die Fahrt vom Projekt Smart Energy Concepts, das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums (BMUB) finanziert und von der Deutsch-Chilenischen Industrie- und Handelskammer (AHK) umgesetzt wird.

In der südlichsten Region Chiles den „Magallanes und der chilenischen Antarktis“ haben der kalte Pazifik und das südpatagonische Eisfeld bedeutenden Einfluss auf das Klima. Die eigene Lebensmittelproduktion beschränkt sich vor allem auf Viehwirtschaft. Obst und Gemüse wird über den Landweg tausende von Kilometern über Argentinien transportiert oder sogar per Luftfracht eingeflogen. Die Waren sind teuer und haben einen enormen CO2-Fußabdruck. Nur ein kleiner Teil der Lebensmittel wird bisher lokal produziert.

Gruppenfoto vor Gewächshaus

Die Regionalvertretung des Landwirtschaftsministeriums möchte dies ändern. „Wir möchten die Anbau- und Erntezeiten für regionales Obst und Gemüse verlängern und die lokale Wertschöpfung steigern, und das möglichst nachhaltig“, erklärt Etel Latorre, die Vertreterin des chilenischen Landwirtschaftsministeriums in der Region Magallanes. Im Rahmen des nationalen Programms zur Förderung von Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien der Region sollen Pilotprojekte mit energieeffizienten Gewächshäusern ins Leben gerufen werden. Die Delegationsreise nach Deutschland sollte dem Ministerium dafür wertvolle Anregungen liefern.

Gruppe besichtigt eine HalleDie Reise startete in Schifferstadt, wo der Besuch eines der Versuchsgewächshäuser der ZINEG (Zukunftsinitiative Niedrigenergiegewächshaus) auf dem Programm stand.  Die Anlagen in Schifferstadt beeindrucken vor allem durch ihre hohe Energieeffizienz, die durch flexibel steuerbare Energieschirme und Doppelfolienmaterial erreicht wird. Ein intelligentes Steuersystem findet die optimale Kombination aus Lichteinstrahlung und der damit verbundenen Wärmenutzung und Abschirmung zur Wärme- und Kälteisolierung. Insgesamt kann mit dieser Technologie eine Effizienzsteigerung von 85% erreicht werden. Wärmequelle ist ein mit Pellets befeuerter Kessel, der einen Warmwasserspeicher bedient.

Die Teilnehmer sitzen an Tischen und hören einem Vortrag zuIn dem anschließend besuchten Innovationsprojekt des baden-württembergischen Energieversorgers EnBW in Karlsruhe wurde untersucht, wie Gewächshäuser mit oberflächennaher Geothermie versorgt werden können. Eine Technologie, die bei der Landesversuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg bereits eingesetzt wird. Das technisierte Gewächshaus setzt neben der Erdwärmenutzung ebenfalls auf hochwertige Materialien, die eine gute Isolierung und zeitgleich maximale Lichtdurchlässigkeit gewähren.

Teilnehmer besichtigen GewächshausAuch das Unternehmen Ziehl-Abegg aus Künzelsau hat die Delegation empfangen und ihre Systeme für den Gewächshausbau vorgestellt. Ziehl-Abegg ist mit einer Repräsentanz bereits mit einem Vertriebsbüro in Chile vor Ort und liefert Technologien für die Lebensmittelbranche im Bereich Gewächshäuser und Kühltechnik für Lagerhallen und Packbetriebe.

Alle Komponenten, das heißt Belüftungstechnik, Energieschirme, Doppelfolien, wassersparende Bewässerungstechnik und die sensorgesteuerte Automatisierungstechnik, wurden von der chilenischen Delegation in einem produzierenden Betrieb in Rain am Lech in Aktion bestaunt. Der Betrieb liefert Gartenkräuter und Zierpflanzen an eine bekannte deutsche Gartencenter-Kette.

Teilnehmer besichten ein Ventitalorensystem

Etel Latorre, die regionale Vertreterin des Landwirtschafsministeriums in Magallanes zeigte sich beeindruckt: „Wir haben viele Konzepte kennen gelernt, die wir jetzt bewerten müssen um herauszufinden, welche Technologien wir bei uns in Magallanes einsetzen möchten. Die Basis für den Technologietransfer wurde mit dieser Delegationsreise geschaffen.“

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