IKI Talks mit Rebeca Escobar

Die Internationale Klimaschutzinitiative fördert seit 2011 den Tropenwaldschutz und die nachhaltige Gemeindeentwicklung im Nationalpark Sierra del Lacandón in Guatemala. Rebecca Escobar Méndez ist Koordinatorin für Forschung und Monitoring in der Partnerorganisation "Defensores de la Naturaleza" (FDN) in Guatemala. Zum Anlass der Klimaverhandlungen reiste sie nach Europa, nach ihrem Besuch in Warschau war sie bei der IKI in Berlin zu Gast.
Die Internationale Klimaschutzinitiative fördert seit 2011 den Tropenwaldschutz und die nachhaltige Gemeindeentwicklung im Nationalpark Sierra del Lacandón in Guatemala. Rebeca Escobar Méndez ist Koordinatorin für Forschung und Monitoring in der Partnerorganisation "Defensores de la Naturaleza" (FDN) in Guatemala. Zum Anlass der Klimaverhandlungen reiste sie nach Europa, nach ihrem Besuch in Warschau war sie bei der IKI in Berlin zu Gast.
Interview mit Rebeca Escobar Méndez
IKI: Frau Escobar, Sie arbeiten vor Ort im Nationalpark. Was genau machen Sie dort?
Rebeca Escobar Mendez: Ich arbeite direkt im Park und bin dort für Forschung und Monitoring zuständig. D.h. ich kümmere mich um die biologische Forschung, aber auch das Monitoring unserer Naturschutzaktivitäten. Es ist für uns von großer Bedeutung, die Fortschritte unserer Arbeit zu dokumentieren, um festzustellen welche weiteren Maßnahmen entwickelt werden müssen, um die Ziele zu erreichen. Ich persönlich koordiniere die verschiedenen Arbeitsprozesse.
Es heißt der Tropenwald im Norden Guatemalas sei einer der artenreichsten, dessen Ökosystem aber auch am stärksten bedroht ist? Ist das richtig?
Rebeca Escobar Mendez: Der tropische Regenwald ist in der Tat einer der bedeutendsten und größten weltweit. Nicht nur im Nationalpark "Sierra del Lacandón" sondern der ganze Norden von Guatemala bildet eine riesige geschlossene Waldfläche mit einer ungeheuren Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen. Dies gilt auch für Hölzer, Heil- oder Nutzpflanzen wie zum Beispiel den Brotnussbaum, aus dessen Früchten man viele Lebensmittel gewinnen kann, unter anderem Brot, Kekse oder Erfrischungsgetränke.
Waren diese Pflanzenarten bedroht?
Zum Teil, vor allem aber wurden sie kaum noch genutzt, da das Wissen über ihre Bedeutung nahezu verloren gegangen war. Durch unser Projekt ist dieses Wissen wieder zu neuem Leben erwacht und inzwischen gibt es eine beachtliche Anzahl von Frauen, die Brotnussmehl verarbeiten und sogar in andere Länder exportieren. Unser Problem in Guatemala ist, dass die Bevölkerung insgesamt stark wächst und immer mehr Siedlungsraum benötigt. Es gibt große Ländereinen in privater Hand, auf der anderen Seite stehen nicht genügend Agrarflächen für alle zur Verfügung. Der Wald als Ökosystem ist insofern gefährdet, da die Menschen auf der Suche nach einem Lebensraum sich in den Schutzgebieten niederlassen.
Wie gehen Sie und Ihre Kollegen mit diesen Herausforderungen um?
Wir versuchen die Gemeinden, die in den verschiedenen Zonen im Schutzgebiet leben, davon zu überzeugen, dass sie ein wichtiger Teil des Waldes sind. Auch dass es ein Privileg ist, in diesem Gebiet zu leben, wenn man es auf eine gute Art und Weise, also nachhaltig nutzt. Die Menschen haben hier Wasser, Holz und eine sehr reine Luft. Deshalb heißt unser Projekt "Lacandón – Wälder für das Leben", denn es geht um den Umweltschutz auch als Schutz für den Menschen. Momentan hat für uns höchste Priorität, die Menschen in den Schutzzonen davon zu überzeugen, dass der Wald für die Zukunft der Bewohner elementar ist.
Wie machen Sie das konkret?
Wir setzen uns dafür ein, dass die Bewohner der Schutzzonen dort bleiben und nachhaltigen Anbau betreiben können. Die meisten Familien sind sehr arm und haben viele Kinder, die ernährt werden wollen. Wir erklären den Kleinbauern beispielsweise, dass es besser ist, auf Brandrodung zu verzichten, da das Feuer oft auf den Wald überspringt und die Menschen sich dadurch auch selbst in Gefahr bringen. Und wenn es den Wald nicht mehr gibt, dann haben sie auch kein Brennholz zum Kochen mehr und so weiter. Wir versuchen die Bewohner über die Nachteile von Monokulturen zu informieren und ermuntern sie gleichzeitig, statt Mais zum Beispiel Nutzbäume anzupflanzen. Den Brotnussbaum oder den Pfefferstrauch, andere Fruchtbäume oder auch Zedern und Mahagoni für den Hausbau. Die Bewohner sollen erkennen, dass eine Umstellung auf den Anbau anderer Pflanzen zu ihrem Vorteil ist!
Seit 2011 wird im Projekt der IKI (Internationalen Klimaschutzinitiative) für die Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Walddegradierung, abgekürzt REDD+, gearbeitet. Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Meinung nach, dass die Entwaldung in der Umgebung des Parks durch diesen Mechanismus gemindert werden kann?
Nun, wir haben mit dem Projekt im Prinzip gerade erst angefangen. Eine der größten Herausforderungen sind die Konsultationsprozesse mit den Gemeinschaften, wie oben beschrieben, denn sie müssen natürlich wissen, was es mit REDD auf sich hat. Um die Entwaldung im Park und seiner Umgebung tatsächlich reduzieren zu können, müssen wir Maßnahmen durchführen, die für sie nachhaltig sind, damit sie nicht direkt vom Wald abhängig sind. Wir haben Projekte in anderen Regionen kennengelernt, wo man dies bereits geschafft hat, mit Ökotourismus oder Gewinnung und Vertrieb von Pfeffer zum Beispiel. Das kann einen größeren Nutzen bringen als nur Maisanbau oder Viehzucht. Die Viehzucht stellt ein weiteres Problem für den Nationalpark dar, denn sie wird in einer solchen Extensität betrieben, dass die Kohlendioxid-Emissionen tatsächlich zunehmen. Wenn wir also die Entwaldung reduzieren wollen, müssen wir nachhaltige Projekte durchführen, um die hundertprozentige Abhängigkeit vom Wald zu beenden.
Was ist Ihre persönliche Motivation, in diesem Bereich zu arbeiten?
Für mich ist es mehr als eine Arbeit, ich bin begeistert davon. Für mich ist es eine Lebensform, mir ist die ganze Zeit bewusst, dass ich nicht nur für mich selbst, sondern auch für die anderen etwas tue. Die Biologie ist für mich immer ein Fach gewesen, das den Menschen dienen soll. Abgesehen davon bin ich sehr tierlieb! Wir Menschen behandeln sie generell nicht gut, wir bedrängen und töten sie und verkleinern permanent ihren Lebensraum Das ist einer der Gründe, warum ich mich entschlossen habe, im Umweltschutz zu arbeiten. Mir ist es wichtig an Projekten zu partizipieren, bei denen es um den Nutzen für die Gemeinschaft, unser Land und die Natur geht.
Frau Escobar Mendéz, wir danken Ihnen sehr für dieses Gespräch.
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