03.12.2021

Internationaler Tag des Verzichts auf Pestizide

Biene
Der Verlust von Bestäubern hat gravierende Folgen für die Ökosysteme und gefährdet die globale Nahrungsproduktion sowie die zukünftige Ernährungssicherheit. Foto: iStock.com/ViktorCap

So trägt die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) zum weltweiten Schutz der biologischen Vielfalt und Bestäubern bei.

Seit 1998 erinnert der internationale Tag des Verzichts auf den Einsatz von Pestiziden am 3. Dezember an die Bhopal-Katastrophe von 1984. Dieser vermeidbare Chemieunfall gilt als einer der schlimmsten Industrieunfälle der Welt. Mehr als eine halbe Million Menschen waren giftigen Gasen aus der Pestizidfabrik von Union Carbide India im indischen Bhopal ausgesetzt. Fast 4.000 Menschen wurden sofort getötet, Hunderttausende erlitten schwere Krankheiten; viele starben später an ihren Verletzungen.

Seitdem hat sich infolge landwirtschaftlicher Intensivierung der globale Einsatz von Pestiziden auf jährlich über vier Millionen Tonnen mehr als verdoppelt.

Dabei ist seit langem wissenschaftlich belegt, dass chemisch-synthetische Pestizide eine der zentralen Ursachen für den dramatischen Rückgang an bestäubenden Insekten sind, der oft verkürzt als „Bienensterben“ bezeichnet wird. Ein Großteil der blühenden Pflanzen weltweit ist von Bestäubern abhängig, darunter nahezu alle Obst- und Gemüsesorten. Der Verlust von Bestäubern hat daher gravierende Folgen für die Ökosysteme, in denen sie leben, und gefährdet die globale Nahrungsproduktion sowie die zukünftige Ernährungssicherheit. In manchen Ländern hat der dramatische Rückgang von natürlichen Bestäubern bereits dazu geführt, dass die Bestäubung von Hand vorgenommen werden muss, so zum Beispiel im Anbau von Passionsfrüchten in Brasilien und in chinesischen Mandelbaumkulturen.

Doch nicht nur die biologische Vielfalt leidet unter dem Einsatz von Pestiziden. Jährlich werden rund 41 Millionen Menschen Opfer unbeabsichtigter Pestizidvergiftungen – sowohl Landwirtschaft Betreibende selbst als auch Anwohnerinnen und Anwohner aus umliegenden Gemeinden. Hinzukommen nach neuesten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hunderttausende Suizide mit Pestiziden, bei denen die Verfügbarkeit der hochgefährlichen Stoffe eine wesentliche Rolle spielt.

Im Juni 2019 beschloss der Bundestag, verstärkt agrarökologische Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit zu fördern (Bundestagsbeschluss Nr. 19/8941), die auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide verzichten.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze leitete Mitte 2021 mit der Novelle des Insektenschutzgesetzes den Ausstieg aus dem Totalherbizid Glyphosat zum Schutz der Biodiversität ein. Außerdem beschloss die EU im Jahr 2020 in ihren Biodiversitäts- & Farm-to-Fork-Strategien, bis 2030 den Pestizideinsatz in der EU zu halbieren.

IKI-Projekte zum Schutz von Biodiversität und Bestäubern

Seit dem Start der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) im Jahr 2008 wurden über 300 biodiversitätsrelevante Projekte mit einem Gesamtvolumen von 1,3 Milliarden Euro gefördert. Auch die IKI leistet einen Beitrag zum agrarökologischen Wandel.

Mehrere IKI-Vorhaben in Afrika und Lateinamerika haben zum Ziel, natürliche Ökosysteme zu schützen und landwirtschaftliche Systeme so anzupassen, dass die Ökosystemleistung von Bestäubern gesichert und die Vulnerabilität lokaler Gemeinschaften gegenüber dem Bestäuberrückgang verringert wird. Beispielhaft ist das Projekt „Schutz von Bestäubervielfalt für verbesserte Klimaresilienz“ des International Center for Agricultural Research in the Dry Areas (ICARDA). Das Projekt unterstützt Bäuerinnen und Bauern in Algerien, Jordanien, Marokko, der Türkei, Ägypten und den Palästinensischen Autonomiegebieten dabei, eine Form der Landwirtschaft einzuführen, die wilde Bestäuber begünstigt und gleichzeitig wirtschaftlich arbeitet.

Auch in anderen IKI-Projekten wie beispielsweise den Vorhaben „Mainstreaming von Biodiversität in der mexikanischen Landwirtschaft“, „Mainstreaming von biologischer Vielfalt in die Wertschöpfungsketten für Nahrungsmittel“ und „Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen in agrarischen Landschaften“ setzen sich IKI-Partner dafür ein, den Wert von Biodiversität und Ökosystemleistungen stärker in politische Entscheidungen und Planungsinstrumente von öffentlichen und privaten Schlüsselakteuren des Agrarsektors zu integrieren. Hierzu werden Instrumente zum Biodiversitätsschutz und zur Förderung nachhaltiger Landnutzungspraktiken entwickelt und in ausgewählten landwirtschaftlichen Produktionssystemen und Wertschöpfungsketten angewandt. Dazu zählt beispielsweise der Aufbau von Saatgutbanken in Tadschikistan, die Gründung eines Intersektoralen Forums für Agrobiodiversität und Agrarökologie in Kenia, die Arbeit mit Konzernen zur Pestizidreduktion im lateinamerikanischen Bananen-, Ananas- und Erdbeeranbau sowie – unter Corona-Bedingungen – die Durchführung von Webinaren zu Agrarökologie in Indien. Bewährte Praktiken werden dabei dreisprachig auf der Panorama-Plattform dokumentiert.

IKI-Safeguards berücksichtigen Pestizideinsatz

Die IKI hat zudem in ihren Safeguards den Einsatz von Pestiziden aufgenommen. Durchführungsorganisationen von IKI-Projekten müssen begründen, wenn und warum sie einen Einsatz von Pestiziden für unerlässlich halten. Ausgeschlossen wird in IKI-Projekten der Einsatz hoch gefährlicher Pestizide nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO). Zudem müssen folgende Aspekte in IKI-geförderten Projekten sorgfältig geprüft werden: Arbeitsbedingungen, Ressourceneffizienz und Prävention von Verschmutzung, Gesundheit, Sicherheit und Schutz von Menschen, Biodiversität und Management lebender natürlicher Ressourcen, indigene Gemeinschaften und marginalisierte Gruppen sowie Kulturerbe.

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Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

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