Segeln für die Zukunft: Die SV Juren Ae als Modellprojekt
Ein Jahr nach Ankunft in Majuro ist der Segelfrachter SV Juren Ae ein starkes Symbol für emissionsarme Schifffahrt, maritime Ausbildung und regionale Kooperation in Mikronesien.
Seit Juli 2024 befindet sich die SV Juren Ae im Testbetrieb zwischen den Atollen. Dabei wurden bereits reale Transportaufgaben unter pazifischen Bedingungen durchgeführt. Die Tests stimmen das Projektteam zuversichtlich: Die Leistungsmodelle, die ein Einsparpotenzial von Emissionen von bis zu 80 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Schiffen ähnlicher Größe berechnet haben, scheinen auch in der Realität zu stimmen. Diese Leistung beruht auf der Kombination des sogenannten Indosail-Segelsystems mit Solar- und Batteriespeichern. Derzeit erfolgen letzte Justierungen am Riggsystem, zu dem z.B. die Masten und Segel gehören, und am batterieelektrischen System zur weiteren Optimierung durch die Hochschule Emden-Leer, einen langjährigen Projektpartner.
Das Schiff steht im Zentrum des durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) geförderten Projekts Low Carbon Sea Transport. Die Juren Ae demonstriert beispielhaft, wie Dekarbonisierung, technologische Innovation und maritime Resilienz in einem Small Island Developing State (SIDS) zusammenspielen. Die Kombination aus emissionsarmer Technologie, praxisnaher Ausbildung und politischer Verankerung schafft eine Basis für sektorübergreifende Klimamaßnahmen und regionale Skalierung. Die begleitende Datenerhebung liefert zudem konkrete Nachweise zu Einsparpotenzialen und unterstützt die Entwicklung zukünftiger Schiffstypen.
Klassenraum unter Segeln
Parallel zum Betrieb dient die SV Juren Ae der praktischen Ausbildung am Jela Meto Maritime Training Center. Dieses wurde im Rahmen des IKI-Projekts aufgebaut und bildet das Herzstück für Schulungen im Bereich klimafreundlicher Schifffahrt. Junge Menschen – zunehmend auch Frauen – werden in Navigation, Instandhaltung und emissionsarmen Schiffsbetrieb geschult. Dabei verbindet das Zentrum moderne Technik mit traditionellem Wissen. Es entsteht eine maritime Ausbildung, die lokal verankert und zukunftsgerichtet ist.
Das Projekt trägt so zur gerechten Transformation auf den Marshallinseln bei: Lokale Wartung und Ausbildung stärken die Selbstbestimmung, während die Abkehr von fossilen Treibstoffen wirtschaftliche Unabhängigkeit fördert.
Regionale Strahlkraft: Schwesterschiff für Pohnpei
Der Erfolg der Juren Ae reicht über die Marshallinseln hinaus. Bei einer Demonstrationsfahrt im Februar 2025 im Rahmen der Sitzung der Association of Pacific Island Legislatures (APIL) überzeugte sie zahlreiche Delegationen. Im Mai folgte eine gemeinsame Absichtserklärung mit dem Bundesstaat Pohnpei (Föderierte Staaten von Mikronesien) zum Bau eines Schwesterschiffs. Ein besonderes Highlight war der Besuch des Generalsekretärs der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO), Arsenio Domínguez, der im Zuge seiner offiziellen Mission im Pazifik eine Fahrt auf der Juren AE unternommen hatte.
Diese Entwicklung unterstreicht den IKI-Ansatz, Modellprojekte mit Signalwirkung für andere SIDS zu schaffen. Der politische Wille zur Nachahmung zeigt, dass das Projekt sowohl technologisch als auch entwicklungspolitisch überzeugt.
Neue Allianzen für maritime Souveränität
Parallel wird ein Memorandum of Understanding zur Einrichtung einer mikronesischen Schiffsregistrierung vorbereitet. Ziel ist es, operative Lücken zwischen nationalen und internationalen Registern zu schließen. So würden klimafreundliche Schiffe wie die Juren Ae nicht nur sichtbarer, sondern auch besser administrativ abgesichert – ein Beitrag zu globalen Klimazielen.
Die Initiative stärkt strukturelle Rahmenbedingungen für nachhaltige Transportlösungen und unterstreicht die Rolle der IKI beim Übergang zu klimafreundlicher Mobilität.
Von der Vision zur Realität
Der Fortschritt basiert auf gezielter IKI-Förderung. Seit 2017 begleitet sie das Low Carbon Sea Transport -Projekt – von technischen Entwicklungen über die Ausbildung maritimer Fachkräfte bis zur Umsetzung klimapolitischer Strategien.
Ein Meilenstein war die 2023 vom Kabinett der Marshallesischen Regierung verabschiedete "Sustainable Domestic Maritime Transport Roadmap". Mit über 19 Millionen Euro Projektvolumen, starken Partnern und dem Ziel der vollständigen Dekarbonisierung bis 2050 gilt das Vorhaben heute als Vorbild für Inselstaaten weltweit.
Die Stärke kleiner Inselstaaten
Die SV Juren Ae steht für das Potenzial kleiner Inselstaaten, durch Allianzen, Innovation und kulturelle Stärke globale Impulse zu setzen. Der Wind auf den Marshallinseln treibt daher mehr als ein Schiff – er trägt die Pazifik-Region in Richtung Zukunft.
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