Vietnam: Entwaldung stoppen, Menschen zusammenzubringen
Das IKI-Projekt Café-REDD in Vietnam zeigt, wie Technologien und soziale Inklusion genutzt werden können, um angesichts der Ausweitung des Kaffeeanbaus die Wälder zu erhalten.
Seit Jahrzehnten ist das Zentrale Hochland in Vietnam eine Region, die für die Landwirtschaft wichtig ist. Der Kaffeeanbau ist dort die zentrale Kraft für das Wirtschaftswachstum. Die Ausweitung der landwirtschaftlichen Aktivitäten hat jedoch ihren Preis. „Die rasche Ausdehnung von nicht nachhaltigen Kaffeeplantagen zur Deckung der Nachfrage auf dem globalen Markt geht mit einem immensen Druck auf die natürlichen Ressourcen einher“, erklärt Nam Thanh Pham, der Projektleiter von Café-REDD. „Und die am stärksten betroffenen Menschen sind die Bäuerinnen und Bauern, die hier im ländlichen Hochland leben und von denen viele mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben.“
Diese Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die hauptsächlich von der Kaffeeproduktion abhängig sind, sehen sich oft einer doppelten Herausforderung gegenüber: Einerseits wollen sie die Wälder erhalten, andererseits können sie kaum ihre Grundbedürfnisse decken. Die schwankenden Kaffeepreise verschlimmern ihre Notlage zusätzlich und bringen sie in eine prekäre Lage am Rande des Überlebens.
Zunehmende Sensibilisierung
Glücklicherweise wendet sich das Blatt, da sich die Verbraucher auf den globalen Märkten zunehmend der Problematik der Entwaldung bewusst werden, die mit ihrer täglichen Tasse Kaffee verbunden ist.
Die Einführung der EU-Verordnung zur Vermeidung der Entwaldung, die Vorgaben für importierte Waren macht, signalisiert dieses wachsende Bewusstsein für einen notwendigen Wandel. Dennoch bleibt der Weg dahin herausfordernd, vor allem in den ländlichen Gebieten Vietnams, wo es Kleinerzeugerinnen und Kleinerzeugern an Ressourcen mangelt.
Der Ansatz von Café REDD
Um diese Herausforderungen wirksam anzugehen, braucht es eine Kooperation zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor durch einen Prozess, der sowohl integrativ als auch stärkend ist. Es gilt, dafür zu sorgen, dass die Bäuerinnen und Bauern ein Mitspracherecht haben – als aktive und gleichberechtigte Stakeholder, und nicht nur als Begünstigte.
Vor diesem Hintergrund hat die Niederländische Organisation für Entwicklungszusammenarbeit (SNV) Café-REDD ins Leben gerufen, ein von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) unterstütztes Gemeinschaftsprojekt.
Für dieses Projekt wurden Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor sowie den Erzeugerinnen und Erzeugern (4Ps) etabliert, um die Entwaldung und Waldschädigung im Bezirk Lac Duong zu verringern. Zu diesem Bezirk gehört auch das UNESCO-Biosphärenreservat Lang Biang im Zentralen Hochland Vietnams. Dieses Biosphärenreservat entstand im Rahmen des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB). Café-REDD brachte verschiedene Stakeholder zusammen, um ein digitales Waldüberwachungs- und Rückverfolgbarkeitssystem umzusetzen, das dazu beiträgt, das gesamte Gebiet entwaldungsfrei zu erhalten.
Mit Digitalisierung gegen Entwaldung
Die Café-REDD-Initiative umfasst modernste Technologien, wobei SNV federführend die Kartierung und Überwachung von Wald- und Kaffeeanbauflächen mithilfe von Drohnen und Echtzeit-Satellitenbildern übernimmt. „Unser System zeichnet sich dadurch aus, dass es sich nahtlos in die Infrastruktur des öffentlichen Sektors einfügt, aber dennoch auf die Bedürfnisse von Unternehmen sowie denjenigen der Bäuerinnen und Bauern in ländlichen Gebieten ausgelegt ist“, erklärt Pham. „Diese einzigartige Anordnung sorgt für Transparenz und fördert den nahtlosen Informationsfluss, sodass im Falle einer Entwaldung für die Kaffeeerzeugung schnell eingegriffen werden kann.“
Das Rückverfolgbarkeitssystem von Café-REDD revolutioniert das Kaffee-Marketing und die Markenbildung in der Region. Die Unternehmen werten ihre Produkte auf, indem sie ihren Weg und die damit verbundenen Praktiken mit Live-Bildern und Warnungen über die Risiken der Entwaldung aufzeigen. Dieser Lösungsansatz vermittelt den Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht nur die Gewissheit, dass ihr Kaffee nachhaltig beschafft ist, sondern steigert auch den Wert des Produkts. Dadurch erzielen die Bäuerinnen und Bauern ein höheres Einkommen, während gleichzeitig die Entwaldung verringert wird. Diese gewinnorientierte Initiative kann als langfristige Motivation für die Unternehmen und die Bäuerinnen und Bauern dienen, das System aufrechtzuerhalten.
Nachhaltiges Erbe: Wie es nach dem Ende des Projekts weitergeht
In Anerkennung der Wirksamkeit des Systems hat die Provinzregierung Mittel bereitgestellt, um intelligente Betriebszentren (IOCs, Intelligent Operating Centers) für die Waldbewirtschaftung auszubauen und dieses Rückverfolgbarkeitssystem auch in andere Bereiche zu integrieren. Unterdessen stattet die SNV die Stakeholder weiterhin mit den Instrumenten und dem Wissen aus, die sie benötigen, um das Rückverfolgbarkeitssystem auch lange nach dem Abschluss von Café-REDD aufrechtzuerhalten. Mithilfe dieses Systems, das ursprünglich auf drei Unternehmen ausgerichtet war, ist es gelungen, 15 Unternehmen einzubeziehen, die jeweils ihre etablierten Gruppen von Bäuerinnen und Bauern mitbringen.
Eine Geschichte über Widerstandsfähigkeit und Kooperation
Jenseits aller Zahlen und Ergebnisse erzählt das Projekt Café-REDD eine Geschichte über Widerstandsfähigkeit und Kooperation. Es geht darum, wie Bäuerinnen und Bauern, die einst an vorderster Front der Entwaldung standen, zu Wächterinnen und Wächtern ihres Landes geworden sind – ausgestattet mit den Instrumenten und dem Wissen, um einen Wandel herbeizuführen. Es ist eine Geschichte darüber, wie Unternehmen, angetrieben durch das Versprechen der nachhaltigen Beschaffung, transparent und verantwortlich agieren, um eine Kultur der ökologischen Nachhaltigkeit zu fördern.
Beitrag zur Vision der IKI
Wenn wir über diese Reise nachdenken, machen wir uns die Vision der IKI zur Bekämpfung der Entwaldung und für einen Wandel in der Landnutzung zu eigen – eine Vision, die auf den Prinzipien der Inklusion, Innovation und langfristigen Nachhaltigkeit basiert. Durch Investitionen in Projekte wie Café-REDD beschleunigt die IKI den Wandel weiter, nicht nur in Vietnam, sondern auf der ganzen Welt, und legt den Grundstein für eine Zukunft, in denen Wälder und Menschen im Einklang miteinander leben.
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