Von den indigenen Gemeinschaften geleitete Klimaschutzansätze im peruanischen Amazonasgebiet
Der Klimawandel hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der rund 300.000 indigenen Einwohnerinnen und Einwohner im peruanischen Amazonasgebiet. Als Reaktion auf diese schwierige Herausforderung, führte die Nationale Behörde für Schutzgebiete in Peru (SERNANP) in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) ein von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) gefördertes, wegweisendes Projekt zur Anpassung an den Klimawandel durch.
Das Projekt konzentrierte sich zunächst auf zwei kommunale Schutzgebiete, von denen 33 Gemeinschaften unmittelbar profitieren. Im Rahmen des Projekts sollten skalierbare naturbasierte Lösungsansätze entwickelt werden, um die Widerstandsfähigkeit der lokalen Gemeinschaften zu verbessern.
Zur Kernstrategie des Projekts gehörte es, die Anpassungsfähigkeit dieser Gemeinschaften durch die Integration von Strategien zur ökosystembasierten Anpassung (ecosystem-based Adaptation, EbA) und gemeinschaftsbasierten Anpassung (Community-based Adaptation, CbA) zu stärken. Diese Strategien behandelten vier zentrale Aspekte:
- Stärkung der territorialen Verwaltung: Stärkung der lokalen Gemeinschaften und Förderung von kooperativen Beziehungen zwischen dem Staat und diesen Bevölkerungsgruppen für ein gemeinsames Handeln
- Produktive Diversifizierung: Förderung von nachhaltigen, an den Klimawandel angepassten Wirtschaftsaktivitäten, sowohl kurz- als auch mittelfristig
- Verbesserung der Lebensgrundlagen: Höheres Einkommensniveau und geringere Ernährungsunsicherheit für die Familien
- Biodiversitätserhalt: Schutz und Erhalt der Ökosystemleistungen und der Biodiversität
Cluster-Modell für eine naturbasierte, nachhaltige Entwicklung
Um diese ambitionierten Ziele effizient und nachhaltig zu realisieren, wurde ein Cluster-Modell für eine naturbasierte, nachhaltige Entwicklung ausgearbeitet, das auf drei strategischen Säulen beruht:
Förderung von langfristigen Partnerschaften
Im Mittelpunkt des Cluster-Modells für eine naturbasierte, nachhaltige Entwicklung stand der Aufbau langfristiger Beziehungen, die zwischen der Verwaltung des Schutzgebiets und den lokalen Gemeinschaften gepflegt werden sollen. Diese Partnerschaften wurden in mehreren Abkommen über den Schutz und die nachhaltige Entwicklung, den sogenannten ACODES, verankert. Diese Abkommen gehen weit über reine Formalitäten hinaus. Vielmehr spiegeln sie eine gemeinsame Vision für eine nachhaltige und widerstandsfähige Entwicklung wider, die weit über die Lebensdauer einzelner Projekte hinausreichen.
Naturbasierte Wirtschaftsaktivitäten
Die zweite Säule innerhalb des Cluster-Modells für eine naturbasierte, nachhaltige Entwicklung konzentrierte sich auf die Förderung klimaresistenter und naturbasierter Unternehmen und Wertschöpfungsketten. Diese verbesserten nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern trugen auch zu unmittelbaren Einkommenssteigerungen und zur Verringerung der Ernährungsunsicherheit bei. Die Aktivitäten wurden gemeinsam mit den Gemeinschaften entwickelt und in der Durchführung technisch unterstützt.
Mobilisierung von finanziellen Ressourcen
Die dritte und letzte Säule betrifft die Mobilisierung von Finanzmitteln. Wenn es darum geht, lokale Entwicklungsinitiativen voranzubringen und erfolgreiche Lösungsansätze in einem größeren Maßstab umzusetzen, ist eine effektive Finanzierung unerlässlich. Diese Säule unterstreicht, wie wichtig es ist, die Fördermittel aus verschiedenen lokalen und nationalen öffentlichen und privaten Quellen miteinander in Einklang zu bringen und sinnvoll zu nutzen. Darüber hinaus wurden im Rahmen dieses Modells Mechanismen gefördert, die sowohl eine horizontale als auch vertikale Integration vereinfachen sollten. Diese Integration trug dazu bei, erprobte Lösungsansätze in einem größeren Maßstab zu realisieren.
Erfolge des Projekts
Anbei ein Überblick über die Erfolge des Projektes:
Nachhaltige Cluster für eine anhaltende Wirkung: In jedem der kommunalen Schutzgebiete wurden zwei Cluster für eine naturbasierte, nachhaltige Entwicklung eingerichtet. Im Rahmen dieser Cluster konnten die Initiativen, von denen die lokalen Gemeinschaften weit über den Abschluss des Projekts profitieren können, nicht nur aufrechterhalten, sondern auch erweitert werden. Die laufenden ACODES mit den Gemeinschaften sorgen für einen kontinuierlichen Fortschritt und eine weitergehende Zusammenarbeit.
Verbesserter Biodiversitätserhalt: Im Biodiversitätserhalt sind für beide Schutzgebiete und die gesamten Territorien der indigenen Bevölkerung wesentliche Verbesserungen realisiert worden. Die Verpflichtungen und Maßnahmen der Gemeinschaften haben in beiden kommunalen Schutzgebieten, die sich insgesamt über eine Fläche von 500.000 Hektar erstrecken, zu einem Erhaltungsstatus von 99,31 Prozent beziehungsweise 98,56 Prozent geführt. Eines der Schutzgebiete, das kommunale Schutzgebiet Amarakaeri, wurde in die Grüne Liste der Internationalen Weltnaturschutzunion (IUCN) aufgenommen, und zusammen mit 60 anderen Schutzgebieten weltweit als ein Modell für effektives Management zertifiziert.
Stärkung der Gemeinschaften: Mehr als 600 Familien konnten ihr Einkommen durch ein aktives Engagement in naturbasierten Wertschöpfungsketten um 100 Prozent steigern, was mit einer Verbesserung der Ernährungssicherheit einhergeht.
Gemeinschaftseigene Unternehmen: In Verbindung mit jedem der beiden kommunalen Schutzgebiete wurden zwei gemeinschaftseigene Unternehmen der indigenen Bevölkerung gegründet. Diese Initiative beinhaltete ein System der Gewinnbeteiligung, das eine nachhaltige Finanzierung ermöglichte. Darüber hinaus stellt es die Weiterführung des gemeinsamen Managements der Schutzgebiete durch die lokalen Gemeinschaften sicher.
Mobilisierung von Wachstumsressourcen: Aus verschiedenen öffentlichen und privaten Quellen konnten rund 2,2 Millionen US-Dollar mobilisiert werden. Diese Mittel garantieren die kontinuierliche Fortführung und Ausweitung der Lösungsansätze weit über den Abschluss des Projekts hinaus.
Stärkung der Entscheidungsfindung: Die indigenen Gemeinschaften sind heute aktiver in den Entscheidungsprozess über lokale Entwicklungsinvestitionen eingebunden. So ist dafür gesorgt, dass ihre Stimmen gehört und ihre Prioritäten berücksichtigt werden.
Um auf diesen Erfolgen aufzubauen, hat die SERNANP einen Prozess in die Wege geleitet, um das Cluster-Modell für eine naturbasierte, nachhaltige Entwicklung auf alle national verwalteten Naturschutzgebiete in Peru auszuweiten, die etwa 17 Prozent des gesamten Staatsgebiets umfassen. Mithilfe dieser visionären Entscheidung in Partnerschaft mit der lokalen Bevölkerung und zivilgesellschaftlichen Organisationen, soll dieser Lösungsansatz auf Biodiversitäts-Hotspots, in denen besonders anfällige Bevölkerungsgruppen leben, ausgedehnt werden. Dank diesem Lösungsansatz für eine Umsetzung der bewährten Maßnahmen in einem größeren Maßstab verfügt die SERNANP über das Potenzial, in Landschaften, die unter Naturschutz stehen und 30 Prozent des gesamten Staatsgebiets ausmachen, eine naturverträgliche und klimaresistente Entwicklung voranzutreiben.
Dieses innovative Modell fand große Anerkennung und wurde in zahlreiche sektorbasierte öffentliche Richtlinien und Programme aufgenommen. Es repräsentiert eine gemeinsame Anstrengung, welche die Regierung, den privaten Sektor, die internationale Zusammenarbeit und zivilgesellschaftliche Organisationen in ihrem Streben nach einer klimaresistenten und naturverträglichen Zukunft zusammenbringt.
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