Von Kenia nach Nepal: Wälder vor invasiven Arten bewahren

Mit finanzieller Unterstützung des IKI Small Grants-Programms arbeiten lokale Organisationen mit Gemeinden in Kenia und Nepal zusammen, um die Ausbreitung invasiver Pflanzenarten und die Auswirkungen von Dürren auf wichtige heimische Wälder zu bewältigen.
In den Trockengebieten Nordkenias und den Ausläufern des nepalesischen Himalayas kehren Wälder langsam wieder zum Leben zurück, die unter Dürre, schleichender Verschlechterung und invasiven Pflanzenarten litten – dank der lokalen Gemeinschaften, die auf sie angewiesen sind.
Mit Unterstützung der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) ergreifen Menschen in beiden Regionen die Initiative: Fast 300 Hektar geschädigte Ökosysteme wurden wiederhergestellt, Tausende Tonnen invasiver Arten entfernt und Zehntausende heimische Setzlinge gepflanzt und geschützt. Das Ergebnis sind nicht nur grünere Landschaften, sondern auch eine stärkere lokale Verantwortung und ein Bewusstsein für den Wald sowie erweitertes Wissen und gestärkte Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel.
„Der Wald ist alles für uns“

Im Mukogodo-Wald in Kenia beschreibt der Massai Nicholas Kodei, was das Land für sein Volk bedeutet: „Wir nennen es Pasenai, das bedeutet: alles. Der Wald ist unsere gesamte Lebensgrundlage.“ Mit fast 30.000 Hektar ist der Mukogodo-Wald das größte staatliche Waldreservat Kenias. Er liefert Wasser, Heilpflanzen, Weideland und Lebensraum für Wildtiere – insbesondere in Dürrezeiten. Doch dieses Ökosystem ist bedroht: Invasive Pflanzen wie Opuntia stricta, ein großer Kaktus aus Amerika, haben sich in betroffenen Gebieten ausgebreitet, verdrängen die heimische Vegetation und führen dazu, dass sich das Land schlechter nutzen lässt, auf das viele Familien angewiesen sind. Die Dürre hat zudem die landwirtschaftliche Nutzung stark beeinträchtigt.
Tausende Kilometer weiter östlich, im Barandabhar-Wald in Nepal, stehen lokale Gemeinden vor ähnlichen Problemen. Die schnell wachsende Kletterpflanze Mikania micrantha, ursprünglich ebenfalls aus Amerika und lokal als „grüner Teufel“ bekannt, hat große Waldflächen überwuchert und führt zu geringerer Artenvielfalt und bedroht die Lebensgrundlagen. „Dieser einzigartige und artenreiche Wald ist entscheidend für die Biodiversität, für lokales Einkommen und die Gesundheit der Menschen“, sagt Lila Nath Sharma von ForestAction Nepal. „Ihn zu erhalten, ist keine Option mehr – es ist eine Notwendigkeit.“
Traditionelles Wissen und innovative Methoden in Nepal

Als Reaktion auf diese Herausforderungen entstanden zwei lokal geführte Wiederaufforstungsinitiativen, unterstützt durch insgesamt rund 275.000 Euro aus dem IKI Small Grants-Programm. In Nepal mobilisierte ForestAction Nepal mehrere lokale Waldnutzergruppen, um invasive Arten zu entfernen und heimische Bäume zu pflanzen. Mit einfachen Werkzeugen wie Kutto-Hacken räumten vor allem Frauen mehr als 1.500 Tonnen invasiver Pflanzen von rund 200 Hektar Waldfläche. Danach pflanzten, schützten und pflegten sie rund 50.000 Setzlinge, um die natürliche Regeneration des Waldes zu unterstützen.
Regeneration durch gemeinsames Handeln in Kenia
Auch in Kenia wurde eine ähnliche Maßnahme umgesetzt: Die Organisation IMPACT (Indigenous Movement for Peace Advancement and Conflict Transformation) erreichte mit Unterstützung von rund 170.000 Euro Förderung über 5.000 Menschen in der Mukogodo-Region. Jugendliche wurden geschult, Baumschulen zu leiten, Frauen führten Wiederaufforstungskampagnen an, und Älteste brachten sich in die Landnutzungsplanung ein. Auf 75 Hektar Waldfläche wurden die gebietsfremden Kakteen entfernt, Grassamen ausgesät und Baumschulen für den Ackerbau eingerichtet. „Fünf Jahre Dürre und wir konnten nichts ernten“, sagt Nicholas Kodei. „Jetzt ziehen wir in unserer Baumschule jedes Jahr 10.000 Setzlinge heran. Wir konnten bereits 20 Tonnen Mais und 5 Tonnen Bohnen ernten.“
Aus Dornengestrüpp werden Kompost, Wein, Marmelade und Methan
Nach den Aufräumarbeiten ergaben sich besonders innovative Entwicklungen: In Nepal begannen die Gemeinden, die entfernte Biomasse zu Kompost zu verarbeiten. „Das Unkraut wird regelmäßig zurückgeschnitten und zu Dünger verarbeitet“, erklärt Kumar Gurung. „Im Vergleich zu Büffel- oder Hühnerdung vom Markt lässt dieser Kompost unsere Chilis, Tomaten und den Reis schneller wachsen“, ergänzt der Landwirt Deepak Lama.
In Kenia wiederum fanden Nachbargemeinden im Laikipia County kreative Wege, um den invasiven Kaktus Opuntia stricta zu nutzen. Im Rahmen eines weiteren IKI-Projekts mit dem örtlichen Institute for Peace Development and Innovation, das den Umstieg von Feuerholz auf Biogas fördert, wird der Kaktus nun zu Biogas, Wein und Marmelade verarbeitet – eine ökologische Herausforderung wird zur Quelle nachhaltiger Energie und neuer Einkommensmöglichkeiten. Beide Beispiele zeigen: Solche innovativen Ansätze helfen nicht nur bei der Eindämmung invasiver Arten, sondern stärken auch die lokale Kreislaufwirtschaft.
Lokale Verantwortung als Schlüssel zur nachhaltigen Wiederaufforstung
So beeindruckend die zusammengezählten Ergebnisse der beiden Projekte auch sind – 275 Hektar aufgeforstet, 60.000 Setzlinge gepflanzt, über 1.500 Tonnen invasive Pflanzen entfernt – der wahre Erfolg liegt in der lokalen Verantwortung. In beiden Ländern haben Gemeinden ihr Wissen über Ökosysteme vertieft, praktisches Know-how in moderner Landwirtschaft entwickelt und ihr Bewusstsein für den Wald erneuert. „Das größte Plus ist, dass die Gemeinschaft nun Verantwortung für die Wälder und das umliegende Weideland übernimmt“, sagt Lestan Kimiri von ILMAMUSI, einem lokalen Verband für nachhaltige Waldnutzung.
Lokale Lösungen mit globalem Potenzial
Von Chitwan in Nepal bis Mukogodo in Kenia zeigen diese Projekte, wie Lösungen für natürlichen Klima- und Biodiversitätsschutz – wenn sie von lokalen Gemeinschaften getragen und sinnvoll unterstützt werden – nicht nur Ökosysteme, sondern auch das Verhältnis der Menschen zu ihrem Land verbessern können. Und wie solche Lösungen global übertragen und spezifisch angepasst werden können. Ende 2023 wurde ForestAction Nepal als eine von elf IKI Small Grants-Organisationen nach Kathmandu eingeladen, um Projekterfolge zu präsentieren und sich mit anderen Wiederaufforstungsprojekten zu vernetzen. Ebenso fuhr IMPACT Anfang 2024 als einer von 40 lokalen Akteuren nach Nairobi, um dort Ergebnisse mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Förderern zu teilen. Frank Krämer, Projektleiter bei IKI Small Grants, fasst es so zusammen:
„Eines unserer Ziele ist es, dass Projekte ihre Lösungen umsetzen, voneinander lernen und sie dort duplizieren, wo es möglich ist. Vor Ort erprobte Ansätze zur Bewahrung und Wiederaufforstung von Wäldern sind entscheidend für eine Welt, in der wir alle gut atmen können.“
Über IKI Small Grants
Die IKI Small Grants, die von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt werden, finanzieren lokale Akteure, die die treibende Kraft für Veränderungen sind und für wirksame Klima- und Biodiversitätsmaßnahmen weltweit wichtig sind. Das Programm ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative, die von drei deutschen Bundesministerien gemeinsam beauftragt wird. IKI Small Grants fördert Bottom-up-Lösungen und stärkt die Kompetenzen von lokalen Akteuren.
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Die IKI-Strategie
Die IKI will maximale Wirkungen für den Schutz des Klimas und der Biodiversität erreichen. Dazu konzentriert sie die Förderaktivitäten auf priorisierte Handlungsfelder innerhalb der vier Förderbereiche. Ein weiteres zentrales Element ist die enge Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnerländern, insbesondere mit den Schwerpunktländern der IKI.