Ein neues Instrument zur Dekarbonisierung des Wassersektors

ECAM ist das weltweit erste Instrument zur Messung und Dokumentation des Treibhausgasausstoßes aus der kommunalen Wasser- und Sanitärversorgung
Weltweit wird zunehmend erkannt, dass die Ressource Wasser für Klimaanpassung und Klimaschutz von großer Bedeutung ist. Gleichzeitig bildet Wasser den gemeinsamen Nenner für verschiedene Sektoren – eine Tatsache, die der High Level Water Action Day, der während der UN-Klimaschutzkonferenz COP23 in Bonn stattfindet, ins Bewusstsein rücken will. Das Ziel der Veranstaltung besteht darin, den Wassersektor als festen Bestandteil in die internationale Klimaschutzagenda aufzunehmen, damit Akteure aus den Bereichen Klima und Wasser voneinander lernen und sich partnerschaftlich für eine nachhaltige, kohlenstoffarme und klimaresiliente Zukunft einsetzen können, die allen Menschen zugutekommt. Das Projekt Wasser und Abwasserunternehmen für Klimaschutz (WaCCliM) unterstützt dieses Ziel durch die Förderung von Lösungen zur Dekarbonisierung des Wassersektors.
Eine dieser Lösungen ist ein neues, kostenloses Open-Source-Tool, mit dem kommunale Wasser- und Sanitärversorger Energie sparen und ihre CO2-Bilanz verbessern können. Das Energy Performance and Carbon Emissions Assessment and Monitoring (ECAM) wurde auf der World Water Week 2017 vorgestellt, die im August 2017 in Stockholm stattfand.
Wasser- und Sanitärversorger gehören zu den größten Energieverbrauchern – vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dabei stoßen sie deutlich mehr Treibhausgase aus, als nötig wäre. Infolgedessen können sie einen großen Beitrag zur Erreichung des im Klimaschutzabkommen von Paris vereinbarten Zwei-Grad-Ziels und den dazu notwendigen national bestimmten Klimaschutzbeiträgen (NDCs) der Länder leisten. Bis jetzt werden diese Chancen jedoch noch selten erkannt und genutzt.

Mit ECAM können die Versorger ihren Treibhausgasausstoß und Energieverbrauch systemweit messen und gezielt verringern. Dazu bietet das Tool die Möglichkeit, verschiedene Szenarien zu entwickeln, die Auswirkungen eines verringerten Treibhausgasausstoßes zu modellieren und nach der Umsetzung von Minderungsmaßnahmen ein Ergebnis-Monitoring durchzuführen. Dadurch schaffen die Versorger die Voraussetzungen, um künftige Anforderungen an Klimaschutzberichte erfüllen zu können. Darüber hinaus unterstützt ECAM auch auf nationaler Ebene die Verknüpfung von Monitoring, Reporting & Verification (MRV) in Bezug auf Minderungsmaßnahmen im Wassersektor.

ECAM beruht auf der Guidelines for National Greenhouse Gas Inventories-Methodik des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und wurde im Rahmen des WaCCliM-Projekts von der International Water Association (IWA), der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und dem Katalanischen Institut für Wasserforschung (ICRA) entwickelt.

Im WaCCliM-Projekt, das im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums (BMUB) gefördert wird, haben führende Wasser- und Sanitärversorger damit begonnen, ihren Treibhausgasausstoß zu verringern und ihre Effizienz insgesamt zu steigern. Verschiedene Unternehmen in Jordanien, Mexiko, Peru und Thailand haben bereits jetzt mit ECAM eine deutliche Verringerung ihrer Treibhausgasemissionen erreicht:
Die jordanische Stadt Madaba beteiligt sich seit 2016 an WaCCliM und ermittelt mit ECAM ihre CO2-Bilanz. Gleichzeitig nutzt Madaba das Tool, um gezielt Finanzierungsmöglichkeiten für den Aufbau einer kohlenstoffarmen Wasser- und Abwasserinfrastruktur zu erschließen und die vorhandenen Minderungspotenziale auszuschöpfen.

Der mexikanischen Stadt San Francisco del Rincón ist es gelungen, ihren Treibhausgasausstoß gegenüber der mit ECAM 2014 ermittelten Baseline um beinahe 50 Prozent zu senken. Erreicht wurde dieser Erfolg dadurch, dass der Sanitärversorger zur Verringerung der Methanemissionen jetzt eine größere Menge an Abwasser behandelt und effizientere Pumpen einsetzt. Inzwischen wurden weitere Maßnahmen identifiziert, mit denen der gesamte Treibhausgasausstoß um 65 Prozent verringert werden könnte.

Cusco in Peru hat seinen CO2-Ausstoß um 5.300 Tonnen pro Jahr gesenkt. Dies entspricht 20 Prozent des gesamten Treibhausgasausstoßes der Stadt. Insgesamt wurde ein Einsparpotenzial von 30 Prozent ermittelt, das durch effizientere Pumpen und die verstärkte Nutzung von Abwasser erreicht werden kann.
Die Stadt Chiang Mai in Thailand hat mithilfe von ECAM eine Baseline für die kommunale Abwasserbehandlung ermittelt und dabei festgestellt, dass sich der Treibhausgasausstoß um 12 Prozent senken lässt.
ECAM wird nicht nur in den Pilotprojekten, sondern inzwischen auch in mehr als 20 Städten eingesetzt, um das Potenzial für die Minderung des Treibhausgasausstoßes zu ermitteln und zu nutzen. Vor kurzem hat sich auch die C40 Cities Climate Leadership Group für den Einsatz von ECAM ausgesprochen. Das Netzwerk der 40 größten Städte der Welt sieht ECAM als wichtiges Instrument, mit dem Städte in allen Teilen der Welt die Treibhausgasemissionen ihres Wasser- und Abwassersektors quantifizieren, mögliche Minderungsmaßnahmen identifizieren und planen und den Wandel zu einer kohlenstoffarmen, klimaresilienten Zukunft vollziehen können.
Weltweit wird zunehmend erkannt, dass der Wassersektor nicht nur für die Klimaanpassung von Bedeutung ist, sondern auch für den Klimaschutz. Auf der diesjährigen UN-Klimaschutzkonferenz COP23 in Bonn will das WaCCliM-Projekt ein Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Wasser und Klima schaffen.
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