Mit Schokolade den Regenwald in Guatemala retten
Regenwald schützen und nachhaltige Wertschöpfungsketten in der Kakaoproduktion unterstützen: Das sind die Zielsetzungen dieses IKI-Projekts in Guatemala. OroVerde- Mitarbeiter Michael Metz berichtet von der ersten Kakaoernte des Jahres
Regenwald schützen und nachhaltige Wertschöpfungsketten in der Kakaoproduktion unterstützen: Das sind die Zielsetzungen des IKI-Projekts „Entwicklung von Geschäftsmodellen für Kooperationen mit dem privaten Sektor als Instrument zum sozialverträglichen Wiederaufbau von naturnahen Wäldern“ in Guatemala. Vor Ort unterstützt die Tropenwald-Stiftung OroVerde Kleinbauern beim Aufbau einer Kakaokooperative als Alternative zum traditionellen Maisanbau. Denn dies hilft nicht nur den Bauern, sondern sorgt auch für eine nachhaltige Bodennutzung. Neben der Regenerierung von Wald in drei verschiedenen Schutzgebieten ist der Aufbau und die Weiterentwicklung verschiedener Wertschöpfungsketten - wie die des Kakaos - ein besonders wichtiger Fokus des Projekts. OroVerde- Mitarbeiter Michael Metz berichtet von der ersten Kakaoernte des Jahres.
In schweren Säcken auf den Schultern schleppen die Kakaobauern der Sierra de las Minas ihre erste Kakaoernte der Saison zum vereinbarten Sammelpunkt. Erst sind es nur wenige, aber schnell spricht sich die Nachricht im Dorf herum und nach und nach kommen immer mehr.
Unter den gespannten Augen der Bauern - und zahlreicher neugieriger Zaungäste aus dem Dorf - werden die Säcke nacheinander geöffnet und die Qualität der Kakaobohnen überprüft. Diese sollten möglichst zum richtigen Zeitpunkt und frisch geerntet sein und keine Verunreinigungen aufweisen. Nach bestandener Prüfung werden die Säcke an eine Marktwaage gehängt und gewogen. Ein Mitarbeiter notiert die Ergebnisse mit den jeweiligen Namen der Bauern. Mit dem Taschenrechner wird das Gewicht mit dem vereinbarten Preis multipliziert und das Ergebnis sofort in bar an die Bauern ausbezahlt.
Das Besondere an diesem Tag ist, dass die Bauern die Kakaoernte aus ihren biodiversen Agroforstsystemen gerade zum ersten Mal an ihre eigene, erst vor kurzem gegründete, Kooperative übergeben haben – und nicht, wie üblich, an Zwischenhändler, sogenannte „Coyotes“, die von außerhalb in die Dörfer kommen, um die frisch geernteten Kakaobohnen aufzukaufen. Der Aufbau eines kleinen revolvierenden Fonds für die Kleinbauernkooperativen im Rahmen des OroVerde WaldGewinn-Projekts ist sehr wichtig, um die Zeit zwischen Ernte, Weiterverarbeitung und Verkauf der Kakaobohnen zu überbrücken. Auch andere Investitionen in die Wertschöpfungskette werden so ermöglicht.
Für die Bauern war dieser Schritt von entscheidender Bedeutung, denn sie sind auf die Einnahmen aus dem Verkauf der Kakaoernte dringend angewiesen, um Medikamente, Schulmaterialien für ihre Kinder und andere wichtige Dinge des täglichen Bedarfs bezahlen zu können. Viele der Kleinbauernfamilien leben fast ausschließlich von dem, was sie auf ihren Parzellen anbauen. Andere Einkommensalternativen sind rar. Sie können es sich daher nicht leisten, nach der Ernte mehrere Wochen oder gar Monate zu warten, bis die gemeinschaftliche Weiterverarbeitung (siehe Foto: Fermentierung in Holzkisten mit Bananenblättern) und der Verkauf der Kakaobohnen über die Kooperative abgeschlossen ist.
Dabei liegt genau darin die große Chance der Bauern, einen sehr viel besseren Preis für ihre Kakaoernte zu erzielen: Durch die gemeinschaftliche Weiterverarbeitung entsteht ein hochwertiger Rohkakao und durch den Verkauf über die Kooperative verbessert sich die Verhandlungsposition gegenüber den Käufern.
Kakaoernte und Weiterverarbeitung
Am Ende der ersten zweitägigen Sammelaktion haben insgesamt 121 Bauern aus 11 Gemeinden rund 1.880 Kilogramm frische Kakaobohnen übergeben. Inzwischen fanden zwei weitere Termine statt, nach denen die Erntemenge auf über 7.500 Kilogramm von rund 200 Bauern angewachsen ist. Die Anlage zur Fermentierung und Trocknung der Kakaobohnen ist voll ausgelastet und alle Beteiligten sind mit großer Begeisterung bei der Arbeit. Endlich geht es los!
Jetzt kommt es darauf an, einen möglichst guten Verkaufspreis auszuhandeln. Kaufinteressenten gibt es bereits. Von den Einnahmen können weitere Ernteeinkäufe finanziert werden, bevor das entnommene Geld in den Fonds zurückfließt. Der erzielte Gewinn verbleibt bei der Kooperative und die Bauern als deren Mitglieder entscheiden selbst darüber, wieviel davon direkt an sie zusätzlich ausgezahlt wird (im Verhältnis zur übergebenen Erntemenge) und wieviel davon als Rücklage für zukünftige Ausgaben und Investitionen der Kooperative angespart werden soll.
Was hat der Kakaoanbau mit dem Regenwaldschutz in Guatemala zu tun?
OroVerde unterstützt schon seit einigen Jahren den Anbau von Edelkakao in naturnahen Agroforstsystemen unter Schattenbäumen als nachhaltige Alternative zum traditionellen Maisanbau in den Gemeinden des Projektes. Der Grund dafür: Die Ernteerträge des Maisanbaus gehen schnell zurück, die Bodenfruchtbarkeit lässt nach und zwingt die Bauern dazu, weiter Regenwald zu roden, um neue Anbauflächen zu erschließen. Agroforstsysteme dagegen ermöglichen eine nachhaltige Bodennutzung mit vielfältigen Nutzpflanzen, die nicht nur die Ernährungssicherheit der Familien verbessern, sondern durch den Kakao auch neue Einkommensmöglichkeiten eröffnen. Ergänzt mit heimischen Schattenbaumarten (Edelhölzer) ergibt sich zusätzlich eine langfristige Einkommensmöglichkeit für größere Ausgaben oder Investitionen – und neuer Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten des nahegelegenen Schutzgebietes.
Im WaldGewinn-Projekt arbeitet OroVerde mit seinen beiden Partnern, Defensores de la Naturaleza und Heifer International Guatemala in drei verschiedenen Schutzgebieten in Guatemala. Dieses Projekt ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI). Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) unterstützt diese Initiative auf Basis einer Bundestagsentscheidung.
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