Einheimischer Bäume für eine erfolgreiche Aufforstung

Wie ein IKI-Projekt die großflächige Aufforstung in fünf afrikanischen Ländern durch vielfältigere, hochwertige einheimische Baumarten unterstützt.
Welche Arten, wo und warum? Diese Fragen vor dem Beginn von Baumpflanzinitiativen zu beantworten, ist entscheidend, um das volle Potenzial von Bäumen auszuschöpfen: zur Bekämpfung des Klimawandels, zur Unterstützung der Biodiversität und zur Erhaltung von Lebensgrundlagen.
Im Rahmen des von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) unterstützten Projekts „Der richtige Baum am richtigen Ort für den richtigen Zweck“ (RTRP–Seed) werden große Fortschritte erzielt, bei der Aufforstung in Kenia, Uganda, Ruanda, Äthiopien und Burkina Faso einheimische Baumarten zu bevorzugen.
Ein Schwerpunkt des Projekts ist es zu ermitteln, welche einheimischen Arten für bestimmte Zwecke am besten geeignet sind, um diesen anschließend bei der Anpflanzung Vorrang einzuräumen. Dabei werden ökologische, sozioökonomische und kulturelle Werte miteinander in Einklang gebracht - und so naturbasierte Lösungsansätze unterstützt. Das Projekt hilft damit den Ländern, ihre Verpflichtungen zur Aufforstung im Rahmen der Bonn Challenge und der African Forest Landscape Restoration Initiative (AFR100) zu erfüllen.
Dieser Prozess der Priorisierung ist in hohem Maße partizipativ angelegt und wird von einer Reihe von Stakeholdern vorangetrieben. Geleitet wird er von dem Durchführungspartner Botanical Gardens Conservation International (BGCI) in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Zentrum für Forstwirtschaft (CIFOR-ICRAF), der Unique Land Use und nationalen Partnern.
Die Grundlagen: Die Liste der Hauptarten erstellen

Der erste Schritt bestand darin, ausgehend von der Globalen Baumbewertung länderspezifische Listen einheimischer Baumarten zusammenzustellen. Diese wurden dann zu einer Mastermatrix zusammengefasst, in der sowohl länderspezifische Arten als auch Arten, die in anderen beteiligten Ländern vorkommen, hervorgehoben werden.
Anschließend wurden umfassende Informationen über die Nutzung dieser Arten, deren Bedrohungen und Schutzmaßnahmen aus der Roten Liste der Internationalen Weltnaturschutzunion (IUCN), dem GlobalTreePortal des BGCI und der Datenbank GlobUNT des CIFOR-ICRAF erhoben.
Bewusst werden die Nutzungen der Arten betont - sind sie als Nutzholz, Nahrungsmittel oder Medizin geeignet? Denn solange die Gemeinschaften keinen konkreten Nutzen darin sehen, besteht wenig Anreiz, junge Bäume bis zur Reife zu pflegen. In den Fällen, in denen die Nutzungskategorien der IUCN und der GlobUNT übereinstimmten, wurden sie zusammengeführt. In den Fällen, in denen sie sich unterschieden, wurden vorrangig die detaillierteren Klassifizierungen der IUCN angewandt.
In der nächsten Phase wurde eine Reihe von Kriterien zur Bewertung und Einstufung der Arten ausgearbeitet:
- Kategorie der Roten Liste der IUCN (Gefährdungsgrade der einzelnen Arten)
- Endemismus (ob eine Art in einem bestimmten Land einzigartig ist)
- Nutzen (wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Wert)
- Ökologische Eignung (Anpassungsfähigkeit an lokale Bedingungen)
- Verfügbarkeit von Anzuchtprotokollen (einfach zu kultivieren)
Dadurch entstand eine vorläufige Rangliste der Arten, die die Grundlage für interaktive Diskussionen mit Expertinnen und Experten sowie den Stakeholdern bildete.
Einbindung von Fachleuten und Stakeholdern: Der Kenia-Workshop
Im Rahmen des Projekts RTRP-Seed wurde im Februar 2025 in Kenia ein interaktiver Workshop zur Priorisierung von Baumarten veranstaltet, um die Methodik zur Festlegung der Rangfolge zu validieren und zu präzisieren.
Die Teilnehmenden wurden in Arbeitsgruppen aufgeteilt, die sich an den RTRP-Maßnahmen wie Sammeln von Saatgut, Ausarbeitung von Anzuchtprotokollen, Einrichtung von Demoflächen und der Förderung von kommerziell wertvollen einheimischen Arten ausrichteten. Die Arbeitsgruppen bewerteten die Arten auf der Grundlage praktischer lokaler Gegebenheiten. Dabei berücksichtigten sie auch zusätzliche Faktoren wie indigenes Wissen, Verfügbarkeit von Saatgut, Herausforderungen bei der Keimung, Einschränkungen seitens der Politik und der Zugänglichkeit sowie Schwerpunkte der Institutionen.
Dieser breit gefächerte Input sorgte dafür, dass der Rahmen für die Priorisierung nicht nur wissenschaftlich fundiert war, sondern auch auf gelebter Erfahrung beruhte.
Weitere Vorgehensweise: Präzisieren und Replizieren
Im Anschluss an den Workshop wurde die „lange Liste“ der für Kenia bevorzugten Arten weiter präzisiert. Zu diesem Zweck wurden die Rückmeldungen eines umfassenderen Netzwerks aus lokalen Fachleuten und Stakeholdern mit einbezogen. Geplant ist ein zweiter Workshop, um die Prioritätenliste für Kenia fertigzustellen. Das Ziel ist eine Liste, die mindestens 100 einheimische Baumarten umfasst.
Der in Kenia entwickelte und validierte Prozess dient als Vorlage für vergleichbare Bemühungen um eine Bevorzugung einheimischer Arten in anderen Ländern, die an dem RTRP–Seed-Projekt teilnehmen. Die daraus resultierenden Ranglisten der Arten für jedes Land werden als Orientierung für umfassendere Maßnahmen im Rahmen von RTRP-Seed dienen. Diese Maßnahmen sollen die Lücke schließen, die zwischen dem Bestreben, einheimische Baumarten zu pflanzen, und der derzeitigen Anpflanzungspraxis besteht, bei der in der Regel exotische Baumarten dominieren.
Es werden weitere Maßnahmen ausgearbeitet, die die Entwicklung von nachhaltigen, integrierten und hochwertigen Sektoren für Baumsaatgut und Setzlinge für einheimische Baumarten fördern sollen. Dieses Ziel soll durch politische Unterstützung, Kapazitätsaufbau und Wissensaustausch erreicht, und durch eine spezielle transformative Partnerschaftsplattform beschleunigt sowie in Zusammenarbeit mit dem Globalen Landschaftsforum (GLF) unterstützt werden.
So soll das Projekt RTRP-Seed für die erfolgreiche Ansiedlung der richtigen Bäume in Landschaften sorgen, in denen sie gedeihen und vielfältige Vorteile für die Lebensgrundlagen vor Ort und widerstandsfähige Landschaften bieten können.
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Die IKI-Strategie
Die IKI will maximale Wirkungen für den Schutz des Klimas und der Biodiversität erreichen. Dazu konzentriert sie die Förderaktivitäten auf priorisierte Handlungsfelder innerhalb der vier Förderbereiche. Ein weiteres zentrales Element ist die enge Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnerländern, insbesondere mit den Schwerpunktländern der IKI.