22.05.2025

Entwaldungsfreie Lieferketten als Schlüssel zum Biodiversitäts- und Klimaschutz

Nahaufnahme einer geöffneten Kakaoschote, aus der weiße Kakaobohnen in eine mit großen grünen Blättern ausgelegte Holzkiste geschöpft werden. Zwei weitere unversehrte Kakaofrüchte liegen daneben. Die Szene findet im Freien statt und eine Person mit kariertem Hemd ist zu sehen, wie sie die Bohnen mit beiden Händen aus der Schote entnimmt.

Am diesjährigen Internationalen Tag der biologischen Vielfalt richten wir unseren Blick auf eines der wichtigsten Ökosystemen unseres Planeten – den Wald.

Die biologische Vielfalt auf unserem Planeten sichert die Lebensgrundlagen der gesamten Menschheit. Wälder sind zentrale Hotspots dieser biologischen Vielfalt. Sie beheimaten über 80 Prozent aller landlebenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten.  Gesunde Wälder sind Einkommensquellen, bewahren die Artenvielfalt, speichern Kohlenstoff und tragen somit zum Klimaschutz bei. Trotz ihrer Bedeutung für die Menschheit, zählen sie zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen. Rund 10 Millionen Hektar Wald vernichtet der Mensch weltweit jedes Jahr.

Die weltweite Entwaldung für globale Lieferketten spielt eine wichtige Rolle im globalen Waldverlust. Plantagen und Felder für weltweit gehandelte Agrarrohstoffe wie Soja, Palmöl, Kaffee oder Kakao verdrängen Waldflächen – mit direkten Konsequenzen für die Biodiversität: Lebensräume gehen verloren, Arten sterben aus, lokale Gemeinschaften verlieren ihre Lebensgrundlage. Werden Wälder vernichtet, gehen sie nicht nur als Kohlenstoffsenken verloren. Laut Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO)), trägt die weltweite Entwaldung und Walddegradation zu etwa 11 Prozent der globalen CO2 Emissionen bei. Die im Anschluss an die Rodung veränderte Landnutzung führt zu weiteren, zusätzlichen Treibhausgasemissionen.

Die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte: Europas Antwort auf globale Entwaldung

Die Schaffung von entwaldungsfreien Lieferketten stellt einen wichtigen Baustein im globalen Waldschutz dar. Denn nur wenn Lieferketten ökologisch tragfähig, sozial gerecht und klimafreundlich gestaltet werden, kann der Biodiversitätsverlust aufgehalten und die gemeinsamen Lebensgrundlagen aller Menschen gesichert werden.

In der Europäischen Union gilt deshalb seit dem 29. Juni 2023 die Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR). Sie verpflichtet Unternehmen sicherzustellen, dass bestimmte Rohstoffe und daraus hergestellte Produkte nicht auf Flächen produziert wurden, die nach dem 31. Dezember 2020 entwaldet wurden. Hierzu ist eine Sorgfaltspflichtprüfung notwendig, die unter anderem die genaue Rückverfolgbarkeit der Herkunftsflächen mittels Geolokalisierungsdaten verlangt. Die EUDR gilt für die Produkte Rindfleisch, Palmöl, Soja, Kakao, Kaffee, Holz und Gummi.

IKI-Unterstützung für entwaldungsfreie Lieferketten in Produktionsländern

Die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) fördert, unter anderem im Rahmen der IKI Medium Grants (IMG), Projekte, die zu entwaldungsfreien Lieferketten beitragen. Die IMG unterstützen gezielt kleinere zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure in Entwicklungs- und Schwellenländer bei der Umsetzung des Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal und des Pariser Klimaschutzabkommens.

Eine Frau mit schwarzem Haar und grünem Hemd arbeitet an einem Laptop an einem Tisch in einem einfachen Raum mit weißen Backsteinwänden. Auf dem Bildschirm ist eine Tabellenansicht zu sehen. Im Hintergrund stehen weiße Plastikstühle, ein Regal und eine weiße Tafel.
Innovative Technologien, wie im DigiDeFree-Projekt von OroVerde, helfen dabei, entwaldungsfreie Produktionsweisen umzusetzen.

Die durch die IMG geförderten Projekte zur Stärkung von entwaldungsfreien Lieferketten unterstützen lokale Produzent*innen und begleiten sie beim Übergang zu entwaldungsfreien Produktionsmethoden. Sie fördern nachhaltigere Landwirtschaft, verbessern die Rückverfolgbarkeit und Zertifizierung, und stärken indigene Rechte und lokale Governance-Strukturen. Darüber hinaus unterstützen sie politischen Reformen für nachhaltige Landnutzung und damit bei der Einhaltung der EUDR.

Innovative Finanzdienstleistungen zur Unterstützung entwaldungsfreier Kaffee-Lieferketten

Dieses IKI-Projekt trägt zum Aufbau entwaldungsfreier Kaffee-Lieferketten in Uganda bei. Umgesetzt durch den Internationalen Ländlichen Entwicklungsdienst e.V. (ILD) unterstützt es 8.000 Kleinbauernfamilien in lokalen Kleinbauernkooperativen dabei, ihre Kaffeeproduktion zu bündeln, den Kaffee gemeinsam zu vermarkten und direkt an kleine Kaffeeröstereien in Deutschland zu verkaufen. Dies geschieht unter Anwendung internationaler Standards für nachhaltigen Kaffee und damit verbundener Zertifizierungssysteme.  Um einen nachhaltigen Kaffeeanbau zu ermöglichen, fördert das Projekt verschiedene Finanzierungsinstrumente wie Spar- und Darlehensgruppen, in denen Geld gemeinsam gespart und verliehen wird, sowie revolvierende Fonds, aus denen Kredite gewährten werden, die wieder zurückfließen. Mit diesen Mitteln unterstützt das Projekt zudem Energieeffizienzmaßnahmen und erneuerbare Energielösungen auf Haushalts- bzw. Betriebsebene.

Entwaldungsfreie Lieferketten: Agroforstsysteme für Kleinbauern im Kakaoanbau

Ebenfalls vom Internationalen Ländlichen Entwicklungsdienst e.V. (ILD) umgesetzt, arbeitet dieses IKI-Projekt in Ecuador daran, die Abholzung des Küstenwaldes für Kakaoanbauflächen zu reduzieren. Dies trägt einerseits zum Schutz und zur Erhaltung von Gebieten mit hohem Wert für die biologische Vielfalt bei und schafft bzw. sichert andererseits Einkommen für Kleinbauernfamilien in der Region.

Dazu stärkt es die Familien und Genossenschaften dabei, entwaldungsfreien Kakao in Agroforstsystemen zu produzieren und gemäß der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten zu vermarkten. In sechs Genossenschaften mit insgesamt 660 Bauern und Bäuerinnen vermittelt das Projekt Wissen zum Thema und bündelt Handelsbeziehungen zu EU-Käufern, um den Vorschriften der EUDR zu entsprechen. Außerdem fördert das Projekt Agroforstsysteme zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an diesen und entwickelt ein System zum Vegetationsmonitoring einschließlich eines Rückverfolgbarkeitssystems und führt es in den Genossenschaften ein.

Gruppenfoto von etwa 25 Personen, darunter Männer und Frauen unterschiedlichen Alters, auf einer überdachten Veranda mit Fliesenboden. Im Hintergrund stehen zwei Roll-Up-Banner mit dem Logo des Projekts „Partnership for Deforestation-free Cocoa Supply Chains Project (P4DC)“, gefördert von der IKI. Einige Personen halten Broschüren in den Händen, zwei Personen knien in der ersten Reihe. Die Stimmung ist lebendig und gemeinschaftlich.
Das Projekt von Fairtrade International bietet Bauernfamilien Schulungen in den Bereichen Führung und Unternehmertum.

Partnerschaft für eine entwaldungsfreie Kakao-Lieferkette

In Ghana arbeitet der Verein Fairtrade International e. V. daran, Bauernfamilien wirtschaftlich tragfähige Lebensgrundlagen zu ermöglichen und gleichzeitig zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zum Klimaschutz beizutragen. Das Projekt umfasst Schulungen in klimafreundlicher Landwirtschaft und den Einsatz von Rückverfolgbarkeitssystemen. Das Projekt stärkt zudem die Rolle von Frauen und Jugendlichen, indem es ihnen eine Ausbildung in den Bereichen Führung und Unternehmertum bietet. Darüber hinaus fördert das Projekt die Diversifizierung der Einkommensquellen über den Kakaoanbau hinaus und erleichtert den Zugang zu Finanzmitteln. Dadurch eröffnen sich neue Wege zur finanziellen Stabilität und die Abhängigkeit von einer einzigen Kulturpflanze wird verringert. Die Familien bekommen so einen verbesserten Marktzugang und steigern die Produktivität ihrer Flächen sowie ihr Einkommen.

Aufbau digitaler Lösungen für entwaldungsfreie Rohstoffe von Kleinbauern (DigiDeFree)

Durch das von „OroVerde - Die Tropenwaldstiftung“ umgesetzte IKI-Projekt fördert die entwaldungsfreie Kaffee- und Kakaoproduktion durch Kleinproduzent*innen in Mexiko. Eine innovative Technologie für Monitoring und Datenauswertung bietet lokalen Kleinproduzent*innen die Möglichkeit, den Nachweis einer entwaldungsfreien Produktion zu erbringen, Langzeitanalysen durchzuführen und datenbasierte Anpassungen ihrer Produktion vorzunehmen. Zusätzlich stärkt das Projekt die Wettbewerbsfähigkeit der Kleinproduzent*innen und ermöglicht ihnen den Zugang zum europäischen Markt und damit zu höheren Preissegmenten. Die Einbeziehung europäischer Importeure stellt die Funktionsfähigkeit und Verbreitung der digitalen Lösungen sicher und schafft einen gemeinsamen Verantwortungsrahmen, der alle Stakeholder involviert.

Lieferketten für kleinbäuerliche Agrarrohstoffe

In Liberia unterstützt die Deutsche Welthungerhilfe e. V. mit Mitteln der IKI 4.200 Kleinproduzent*innen dabei, nachhaltigere land- und forstwirtschaftliche Praktiken umzusetzen. Das Projekt führt dazu innovative Informationstechnologien ein, die das Monitoring von Entwaldung verbessern und Entscheidungstragenden sowie den Kleinproduzent*innen Daten und Instrumente zur Umsetzung nachhaltiger Bewirtschaftungsformen und den Biodiversitätsschutz liefern. Zusätzlich entsteht eine Multi-Stakeholder-Plattform, die die Koordination und den Wissensaustausch zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren fördert, sowie die Einhaltung von Rechenschaftspflichten unterstützt.

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Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

IKI Medium Grants

Werbebanner für das Förderinstrument „IKI Medium Grants“ der Internationalen Klimaschutzinitiative mit den Hashtags #IKIfunding und #IdeasCompetition. Das Design umfasst blaue kreisförmige Muster und Punkte auf hellem Hintergrund

Mit dem IKI-Medium-Grants-Programm, das von der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH umgesetzt wird, fördert die Bundesregierung Projekte zum Schutz des Klimas und der Biodiversität, die gezielt kleinere zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure in Entwicklungs- und Schwellenländern einbeziehen.

Meldungen zum Projekt

Zwei Hände pflanzen junge Setzlinge mit leuchtend grünen Blättern in dunkler, feuchter Erde. Die Person trägt einen dunkelblauen Pullover. Die Szene zeigt einen Nahaufnahme-Moment der sorgfältigen Pflanzarbeit auf einer kleinen Anbaufläche.
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