Zu wenig und zu viel Wasser – Sicherheit durch ökosystembasierte Anpassung

Das von der IKI geförderte Projekt „Scaling-up von ökosystembasierten Anpassungsmaßnahmen in ländlichen Gebieten in Lateinamerika“ soll die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaften und Ökosysteme in ländlichen Gebieten in Costa Rica, Ecuador und Guatemala verbessern. Allen drei Ländern ist gemeinsam, dass sie über eine hohe Biodiversität verfügen, die besonders anfällig für Veränderungen im Klima und den Wasserressourcen ist.
Wasser ist als Lebensgrundlage und für die Gesundheit der Ökosysteme von entscheidender Bedeutung und der Schlüssel für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in Sektoren wie der Landwirtschaft und der Industrie. Der Klimawandel geht auch mit einer Veränderung der Wasserressourcen einher und verstärkt den globalen Wasserkreislauf: Veränderte Niederschlagsmuster und hydrologische Flüsse sind verantwortlich für Überschwemmungen und Dürren und erhöhen die Anzahl und Intensität von extremen Wetterereignissen. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Biodiversität und die Gesellschaft.
Verbesserung der Wassersicherheit

Im Jahr 2024 erlebten Mittel- und Südamerika eine rekordverdächtige Dürre, begleitet von Hitzewellen und Waldbränden. Dies bedrohte die Ernährungssicherheit und führte zu Wasserrationierung und Stromknappheit. Auf die Dürreperiode folgten schwere Überschwemmungen und Erdrutsche. Veränderungen im Wasserkreislauf und die zunehmende Häufigkeit extremer Ereignisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, ökosystembasierte Lösungsansätze zum Schutz und zur Wiederherstellung gesunder Ökosysteme zu beschleunigen. Die ökosystembasierte Anpassung (EbA) ist ein vielversprechender und kosteneffizienter Lösungsansatz für eine Anpassung, mit der die Wassersicherheit verbessert werden soll. Dies erfolgt durch eine Erhöhung der Kapazitäten von natürlichen Wasserspeichern, wodurch sowohl die Wasserqualität als auch die Verfügbarkeit von Wasser verbessert werden. Gleichzeitig dienen die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel als Puffer gegen die Auswirkungen von extremen Wetterereignissen.

In allen drei Ländern fördert das Projekt die Umsetzung von EbA auf Landschaftsebene, um die Auswirkungen von Dürren und Überschwemmungen besser zu bewältigen, die Lebensgrundlage und das Einkommen der Haushalte zu sichern und langfristige wirtschaftliche Kosten zu senken. Zu den EbA-Maßnahmen für die Wasserressourcen gehören der Schutz von Wasserquellen, die Agroforstwirtschaft, das Weidemanagement, die Wiederaufforstung und Wiederherstellung von Flächen in Gebieten mit hoher Wasserneubildung sowie die Waldbewirtschaftung auf kommunalen Flächen und die Stärkung kommunaler Baumschulen. Um die Finanzierung für die Anpassung zu beschleunigen, werden die EbA-Maßnahmen in allen drei Ländern in die lokalen Planungsinstrumente (sektorale und territoriale Entwicklungspläne) integriert.
Verbesserung der Finanzflüsse in Costa Rica

In Costa Rica konzentriert sich der Prozess zur Skalierung der EbA darauf, die Finanzflüsse zur Verbesserung der Wassersicherheit zu erhöhen. Bei der Bereitstellung der Wasserversorgung spielen insbesondere ASADAS, das sind gemeinschaftsbasierte Vereine, die Wasserressourcen in ländlichen Gebieten bewirtschaften, eine entscheidende Rolle. Sie versorgen 30 Prozent der Bevölkerung des Landes mit Wasser. Die Fähigkeit dieser Vereine, konsistente und zuverlässige Dienstleistungen zu erbringen, wird durch finanzielle Zwänge und fehlendes technisches Fachwissen im Umgang mit Klimarisiken eingeschränkt. Um die technischen Kapazitäten und die Finanzierung für den Klimaschutz aufeinander abzustimmen, wurden im Rahmen des Projekts mehr als 20 ASADAS in der Bewertung wasserbedingter Klimarisiken und Anfälligkeiten geschult. Partizipative Lösungsansätze ermöglichten es den ASADAS, ihre gemeinsamen Risiken in Bezug auf die Wassereinzugsgebiete zu erfassen und Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln, von denen alle Stakeholder in einer „Win-Win“-Situation profitieren können.
Die EbA-Maßnahmen umfassen die Verbesserung der Wassersicherheit, den Schutz von Quellwasser, Aufforstung, Agroforstwirtschaft sowie die Förderung einer neuen Wasserkultur. Das Projekt beinhaltet auch agrosilvopastorale Praktiken, das heißt Landnutzungssysteme, die sich durch den gleichzeitigen Anbau von Gehölzen und Ackerfrüchten sowie Tierhaltung auszeichnen. Die ASADAS haben Aktionspläne entwickelt, um die Wassersicherheit zu verbessern. Diese haben es ihnen ermöglicht, ein neues Preissystem einzuführen, einen Wasserschutztarif, der den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Rechnung gestellt wird, um den Fluss von Finanzmitteln für die Durchführung von EbA-Maßnahmen zu erhöhen. Vier ASADAS, die 36.000 Menschen versorgen, warten derzeit auf die Bewilligung der Regulierungsbehörde zur Einführung des neuen Tarifs, um jährlich über 250.000 US-Dollar für die Umsetzung ihrer Maßnahmen zu mobilisieren.
Stärkung der Verwaltung in Ecuador

In Ecuador stärkte das Projekt die Verwaltung zur Verbesserung der Wassersicherheit auf mehreren Ebenen. Ebenso wurde die interinstitutionelle Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen gefördert: Lokale Spar- und Kreditgenossenschaften in der Provinz Manabi wurden dabei unterstützt, grüne Kreditlinien für Kleinkredite zu entwickeln, die die Verfügbarkeit und Effizienz von Wasser für gefährdete ländliche Gemeinschaften fördern. Kleine Landwirtschaftsbetriebe mit begrenzten Ressourcen erhalten nun Zugang zu Mikrofinanzierungen. Diese helfen ihnen, Verbesserungen auf ihren Höfen umzusetzen, die ihrem sozioökonomischen Status zugute kommen. Langfristig sollen so die Armut überwunden und die Wasserressourcen geschützt werden.
Um EbA in größerem Maßstab umzusetzen, unterstützt das Projekt Gemeinden bei der Entwicklung von Plänen zum Schutz von Wasserressourcen. Insgesamt soll so eine Fläche von etwa 100 Hektar geschützt und wiederhergestellt werden. Um eine geschlechtergerechte und inklusive Verwaltung zu realisieren, wird die Rolle von Frauen beim Schutz von Wasser und Leben („Wasserwächterinnen“) hervorgehoben. Dies fördert auch die Beteiligung von Frauen bei der Entscheidungsfindung in der Bewirtschaftung von Wasserressourcen. Darüber hinaus unterstützt das Projekt die Gemeinden bei der Ausarbeitung einer bankfähigen Projektpipeline für die Wassersicherheit und berät die nationale Entwicklungsbank bei der Entwicklung von wasser- und klimabezogenen Instrumenten zur Finanzierung der Pipeline und wird so zu einem Katalysator für grüne Investitionen.
Guatemala: Schwerpunkt auf der politischen Ebene

In Guatemala sind die Chancen für eine Skalierung von EbA und die Verbesserung der Wassersicherheit auf der politischen Ebene angesiedelt. Das Projekt unterstützt die Entwicklung einer nationalen Richtlinie zur Kompensation von Ökosystemleistungen im Zusammenhang mit den guatemaltekischen Wäldern. Die Richtlinie fördert Zahlungen an Waldbesitzerinnen und -besitzer, um die Nachhaltigkeit von Ökosystemleistungen wie Wasserversorgung und Hochwasserschutz zu gewährleisten. Durch die Integration einer ökosystembasierten Wasserbewirtschaftung in die Zahlungen für Ökosystemleistungen sorgt die Kompensation für die Wiederherstellung, den Erhalt und den Schutz von Waldökosystemen und Wasserressourcen.

Auf regionaler Ebene fördert das Projekt Lernnetzwerke mit Schlüsselakteuren, um Wissen und Erfahrungen über wasserbezogene Klimarisiken auszutauschen. Die regionale Veranstaltung zum Thema „Förderung der Versicherung gegen Klimarisiken“ brachte 35 Delegierte aus fünf Ländern zusammen, um Erfahrungen bei der Umsetzung ländlicher Versicherungssysteme auszutauschen und über Möglichkeiten zur Stärkung der regionalen Zusammenarbeit zu diskutieren. Der regionale Austausch fördert die ökologische Nachhaltigkeit und stärkt die Rolle der internationalen Zusammenarbeit als Katalysator für wirksame und reproduzierbare Lösungsansätze für den Klimaschutz, die die lokalen und globalen Bemühungen zum Aufbau eines widerstandsfähigeren und integrativen Agrarsystems aufeinander abstimmen.
Mehr als 12.000 Menschen haben von dem Projekt zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels profitiert. Sie sind besser vorbereitet und bereit, Anpassungsmaßnahmen umzusetzen, die die Wassersicherheit in ihren Gemeinden verbessern und gleichzeitig die Ökosysteme schützen und ihre Lebensqualität steigern. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist die Skalierung von EbA entscheidend für den Umgang mit zu wenig oder zu viel Wasser.
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