04.12.2024

Agrobiodiversität trifft auf traditionelles Wissen, um den Klimawandel zu bekämpfen

Die Hände eines Landwirts halten ein Bündel frisch gepflückter grün- und rosafarbener Bohnenhülsen, stehend in einem üppigen grünen Feld unter einem strahlend blauen Himmel.
Eine einzigartige Sorte der Augenbohne: die Guajiro-Bohne.

Um den Lösungsansatz der gemeinschaftsbasierten Anpassung weiter zu stärken, arbeitet das von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) geförderte Programm „Unterstützungsprogramm zur nachhaltigen Landnutzung und Landwirtschaft durch die Umsetzung von NDCs und NAPs“ (SCALA) daran, die Widerstandsfähigkeit der Wayuu gegenüber zunehmend extremeren Klimabedingungen zu verbessern. Dies soll durch eine Einbeziehung traditioneller Praktiken und einem Schwerpunkt auf der Agrobiodiversität realisiert werden.

Die Guajiro-Bohne

Nahaufnahme der Hände eines Landwirts, der eine rustikale Schale voller kleiner brauner Bohnen hält, vor einem unscharfen, erdigen Hintergrund.
Die widerstandsfähige Bohne ist in jedem Wachstumsstadium essbar, sättigend und nahrhaft.

Die indigene Bevölkerungsgruppe der Wayuu bewältigt seit Jahrhunderten die Herausforderungen in einer der unwirtlichsten Klimazonen der Welt. La Guajira, ihre angestammte Heimat, erstreckt sich über die nördlichste Spitze des südamerikanischen Festlands. Dieses Gebiet ist dafür bekannt, zu den rauesten und trockensten Umgebungen in der Region zu gehören, mit einer unerbittlichen Sonneneinstrahlung, starken Winden, geringen Niederschlägen und wenigen Wasserquellen.

Angesichts dieser Widrigkeiten, in denen es nicht einfach ist, Nahrungsmittel anzubauen, ist eine einzigartige Sorte der Augenbohne, die Kapeshuna-Bohne, oder besser bekannt als Guajiro-Bohne, ein wichtiger Verbündeter. Diese bemerkenswerte Hülsenfrucht, die seit unzähligen Generationen angebaut und als geschätztes Erbstück innerhalb der Familien weitergegeben wird, ist für die Wayuu, deren Bevölkerung derzeit mehr als 600.000 Menschen zählt, weit mehr als nur Nahrung. Vielmehr repräsentiert sie eine tiefe Verbindung zu ihren Vorfahren. Sie ist ein Symbol der Widerstandsfähigkeit und ein wichtiger roter Faden im Geflecht ihrer kulturellen und spirituellen Identität. Die Bohne verfügt über eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit: Sie ist nicht nur widerstandsfähig und in jedem Wachstumsstadium essbar, sondern auch sättigend und nahrhaft.

Die Widerstandsfähigkeit wird vom Klimawandel auf die Probe gestellt

Eine Frau gießt mit einer grünen Gießkanne Pflanzen in einem Garten, begleitet von anderen Frauen unter einem Baum.
Die Wayuu bewirtschaften ein blühendes Gemeinschaftsfeld.

Traditionell richteten die Bäuerinnen und Bauern den Anbau der Guajiro-Bohnen nach dem vorhersehbaren Rhythmus von Regen- und Trockenzeiten aus. Diese robuste Lebensweise kam vor mehr als zwei Jahrzehnten ins Stocken, und trotz ihrer bemerkenswerten Widerstandsfähigkeit bei der Bewältigung von Herausforderungen, sehen sich die Wayuu nun einer noch nie dagewesenen Bedrohung für ihre Ernährungssicherheit gegenüber. Die El Niño- und La Niña-Ereignisse der letzten Jahre haben die Ernährungsunsicherheit weiter verschärft, von der nach Angaben der Regierung bis zu 67 Prozent der indigenen Bevölkerung in La Guajira betroffen sind.

Ipasharraim ist eines von über 50 Dörfern, die von der Initiative der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) profitiert haben. Mithilfe eines Netzwerks von mit sauberer Energie betriebenen Pumpen, die ihr Wasser aus einem wiederbelebten unterirdischen Brunnen beziehen, und einer Tröpfchenbewässerung, wird nun ein halber Hektar des Landes der Gemeinde ausschließlich für die Nahrungsmittelproduktion genutzt. Einst einem Himmel ausgeliefert, der neun Monate oder länger trocken bleiben konnte, bewirtschaften die Wayuu heute ein blühendes Gemeinschaftsfeld oder ein „Centro Demostrativo Comunitario“ (Gemeinschaftliches Demonstrationszentrum).

Die Verbindung von traditionellem Wissen und Innovation durch SCALA

Männer und Frauen posieren fröhlich auf einem landwirtschaftlichen Feld, umgeben von Pflanzen und sonnigem Wetter.
Die Guajiro-Bohne ernährt seit Jahrhunderten die indigenen Völker der Wayuu in Südamerika.

„Wir streben danach, einen Dialog zu fördern, der Klimawissenschaft und Meteorologie mit dem traditionellen Wissen dieser Gemeinschaften verbindet“, erklärt Jorge Gutiérrez, SCALA-Programmkoordinator in Kolumbien. SCALA arbeitet mit mehr als einem Dutzend Ländern in Lateinamerika, Afrika und Asien an der Anpassung an die aktuellen und erwarteten Auswirkungen des Klimawandels. Zusammen mit mehreren humanitären Partnerinnen und Partnern hat das Programm dazu beigetragen, bestehende Brunnen zu optimieren und Wasserreservoirs zu schaffen, die eine Mikro-Tröpfchenbewässerung mit minimalem Wasserverbrauch pro Tag ermöglichen. „Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Agrobiodiversität. Für die Anpassung an den Klimawandel ist es von entscheidender Bedeutung, die Arten von Saatgut, Pflanzen und Nahrungsmitteln zu kennen, über die jede Gemeinschaft verfügt. Wir haben mehrere wesentliche Nahrungsmittel identifiziert, aber eines sticht besonders hervor: die Guajiro-Bohne“, erklärt der Experte der FAO.

Was die Bodenbewirtschaftung angeht, verwenden die Wayuu, die traditionell Ziegen hirten, heute Ziegenmist, gemischt mit Mineralien, Asche und Hydrobindemitteln, um ihren Boden anzureichern und wichtige Nährstoffe für Nutzpflanzen und lokales Saatgut bereitzustellen. Dieses tiefe Verständnis des Nährstoffkreislaufs ermöglicht es der Gemeinschaft, das ganze Jahr über Nahrung zur Verfügung zu haben, wie der Experte betont.

Die Wirkung des Projekts war so enorm, dass einige Gemeinschaften dank der neuen Anpassungspraktiken jetzt sogar einen Überschuss an Guajiro-Bohnen haben, den sie verkaufen oder tauschen können. „Wenn die FAO nicht mehr hier vor Ort ist, können wir sicher sein, dass sie den gesamten Zyklus – Nährstoffe, Saatgut, Saatbeete, Baumschulen und Wassermanagement – in ihr tägliches Leben integriert haben. Dies war eine riesige, aber lohnende Herausforderung, und wir glauben, dass sie von anderen Gemeinden und Ländern repliziert werden kann, da diese universellen Elemente in jeder Gemeinschaft zu finden sind“, so Jorge.

Kolumbien, Klima und Agrobiodiversität

Kolumbien beherbergt eine reiche Biodiversität. Der Klimawandel stellt eine erhebliche Bedrohung für seine fragilen Ökosysteme dar, verschärft die Bodendegradation und beeinträchtigt die Wasserqualität und die landwirtschaftliche Produktion. Die Landwirtschaft ist besonders anfällig für klimabedingte Ereignisse. Kolumbien hat sein Engagement für die Bekämpfung des Klimawandels durch ambitionierte Minderungs- und Anpassungsziele unter Beweis gestellt.

Das SCALA-Programm in Kolumbien dokumentiert und systematisiert auch aktiv traditionelles Wissen zur Anpassung an den Klimawandel in verschiedenen Regionen. Diese Initiative zielt darauf ab, 15 solcher Praktiken in unterschiedlichen Regionen zu erfassen. Das ultimative Ziel besteht darin, dieses wertvolle lokale Wissen in die nationalen Aktionspläne aufzunehmen, um sicherzustellen, dass die Strategien zur Anpassung an den Klimawandel die Weisheit und die Praktiken der indigenen Völker und der lokalen Gemeinschaften wirksam integrieren. Der Anbau der Guajiro-Bohnen durch das Volk der Wayuu ist eine dieser Initiativen.

Ein ausführlicherer Artikel in englischer Sprache ist auf der FAO-Website zu finden.

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Stresemannstraße 69-71

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