Unternehmensplanung und nationalen Klimaplänen in Einklang bringen

Das von der IKI gefördert Programm SCALA engagiert sich für ein stärkeres Engagement des Privatsektors beim Klimaschutz.
Die globale Klimakrise geht uns alle an. Die Länder haben sich zu niedrigeren Emissionen und nachhaltigen Praktiken in allen Sektoren verpflichtet. Der öffentliche Sektor unterstützt seit langem Bemühungen zum Aufbau der Widerstandsfähigkeit in der Landwirtschaft und der Landnutzung. Um den Erfolg solcher Maßnahmen für den Klimaschutz zu gewährleisten, bedarf es jedoch dringend einer Zusammenarbeit mit Unternehmen im Nahrungsmittel- und Landsektor. Es gilt, einen Wandel des gesamten Agrarsystems herbeizuführen – vom Ackerland bis zur Ladentheke. Dies lässt sich jedoch nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Akteurinnen und Akteure in der Agrarindustrie erreichen.
Die Maßnahmen der Länder zur Reduzierung ihrer Emissionen, zur Anpassung an den Klimawandel und ihre Bemühungen, die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, werden durch ihre national bestimmten Klimasbeiträge (NDCs) und ihre nationalen Anpassungspläne (NAPs) definiert. Mit einer verbesserten öffentlich-privaten Koordination können diese länderspezifischen Klimapläne konkrete Maßnahmen von Unternehmen vorantreiben und eine attraktive Pipeline für private Investitionsmöglichkeiten bereitstellen. Darüber hinaus können sie ein politisches und regulatorisches Umfeld für eine aktive Beteiligung des Privatsektors (PSE) in der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und anderen Bereichen der Landnutzung (AFOLU) schaffen. Wenngleich bereits klar definierte Ansatzpunkte für ein PSE im Klimaschutz existieren, können die NDCs und NAPs wichtige Instrumente darstellen, um zu ermitteln, welche Maßnahmen im privaten Sektor erforderlich sind, um das Agrar- und Nahrungsmittelsystem umzugestalten.
Einundvierzig Prozent aller aktualisierten NDCs beziehen sich auf Maßnahmen im Privatsektor, davon entfallen 66 Prozent auf die Landwirtschaft. Bislang bleibt die tatsächliche Beteiligung des privaten Sektors an den NDC-Prozessen jedoch sehr begrenzt, so weisen lediglich 13 Prozent von 85 aktualisierten NDCs eine aktive Zusammenarbeit mit dem Privatsektor auf. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Beteiligung des Privatsektors an den länderspezifischen Klimaplänen durch erhebliche Hindernisse eingeschränkt wird.
Unternehmen beginnen damit, sich zur Verringerung von Treibhausgasen zu verpflichten, indem sie ihre Emissionen offenlegen, Ziele für Treibhausgasemissionen festlegen und auf Grundlage dieser Ziele Maßnahmen entwickeln. Viele Agrar- und Nahrungsmittelunternehmen steuern ihre Klimarisiken durch Investitionen in klimafeste Anlagen und Infrastruktur und durch die Aufnahme von Klimaschutzaspekten in ihre Unternehmensstrategien. Dennoch bleiben einige große Lücken bestehen.
Zwar steuern die Unternehmen ihre Bemühungen zur Reduzierung ihrer Gesamtemissionen und die Verfahren zur Anpassung an den Klimawandel, es gelingt ihnen jedoch nicht, ihre Lieferanten stärker in die Verantwortung zu nehmen. Da die Lieferketten für 88 Prozent der Emissionen verantwortlich sind, werden die Länder ihre Verpflichtungen nur erfüllen können, wenn die Unternehmen enger mit ihren Partnerinnen und Partnern in der Wertschöpfungskette in den Entwicklungsländern, in denen sie einkaufen, produzieren und verkaufen, zusammenarbeiten.
Virtueller Dialog über Möglichkeiten und Lücken in der Umsetzung nationaler Klimapläne
Das von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) gemeinsam geleitete SCALA-Programm, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) und den Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung (WBSCD) gefördert wird, hat im Mai 2022 einen virtuellen Dialog mit einer Reihe von Agrar- und Nahrungsmittelunternehmen, Branchenverbänden und Akteurinnen und Akteuren aus dem öffentlichen Sektor einberufen, um über Möglichkeiten und Lücken in der Umsetzung nationaler Klimapläne zu diskutieren. Einige Kernaussagen belegen, warum Unternehmen in Entwicklungsländern mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wenn es darum geht, sich mit Regierungen und ihren Partnerinnen und Partnern in der Wertschöpfungskette darüber abzustimmen, wie Klimaziele erreicht werden können.
Viele Unternehmen sind unsicher, wie ihre eigenen Ziele zu den NDCs und NAPs beitragen können. In einigen Fällen haben Unternehmen bereits damit begonnen, in grüne Technologien und kohlenstoffarme Landwirtschaft zu investieren. Aufgrund der Art und Weise, wie die Pläne für den öffentlichen Sektor formuliert wurden, verstehen öffentliche Unternehmen unter Umständen jedoch nicht, wie ihre Maßnahmen zu den länderspezifischen NDCs beitragen können, obwohl ihre Ziele möglicherweise identisch sind.
Es gibt zu wenige konkrete Beispiele und Geschäftsmodelle zur Reduzierung von Emissionen und zum Aufbau der Widerstandsfähigkeit in der Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern in der Wertschöpfungskette. Ebenso ist die Nachverfolgbarkeit und Datenerfassung auf Erzeugerebene nur in begrenztem Umfang gegeben, und aufseiten der Bäuerinnen und Bauern sowie der Partnerinnen und Partner mangelt es in dieser Hinsicht an Engagement. Diese Punkte können Unternehmen daran hindern, für ihre eigene Wertschöpfungskette Ziele und Maßnahmen zu entwickeln.
Kleinere Unternehmen sehen sich zudem mit finanziellen und kapazitätsbedingten Barrieren konfrontiert. Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verfügen nur über begrenzte finanzielle Ressourcen und Instrumente zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. KMUs mangelt es außerdem an Unterstützung hinsichtlich der geschäftlichen Kapazitäten, um Überlegungen zum Klimaschutz in ihre Aktivitäten zu integrieren, sowie an vermittelnden Plattformen zum Aufbau von Wissen über Möglichkeiten zum Schutz des Klimas.
Einblicke in die Arbeit von SCALA
Im Kontext dieser Hindernisse und zur Beschleunigung eines Übergangs der Verpflichtungen hin zu einer Umsetzung, zeichnet sich das SCALA-Programm durch eine einzigartige Positionierung aus, um mit multinationalen Agrar- und Nahrungsmittelkonzernen sowie nationalen kleinen und mittleren Unternehmen in den 12 SCALA-Partnerländern auf verschiedenen Wegen gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.
Im Rahmen des Programms wurde kürzlich die SCALA-Fazilität für das Engagement des Privatsektors ins Leben gerufen, die in den nächsten Jahren die Effekte des SCALA-Programms auf 12 Nicht-Programmländer ausweiten soll. Die Fazilität wird sich auf die im Rahmen von SCALA entwickelten Instrumente, die neuesten Erkenntnisse und Partnerschaften stützen, um eine stärkere Beteiligung sowie Investitionen des privaten Sektors bei der Erfüllung der NAPs und NCDs zu mobilisieren.
Das Programm entwickelt in Zusammenarbeit mit dem WBCDS einen Netto-Null-Leitfaden für Klimaresilienz. Dieser Leitfaden baut auf den Ergebnissen aus über 50 Studien auf, die mit Unternehmen und Finanzinstitutionen durchgeführt wurden. Der Schwerpunkt des Leitfadens liegt auf der Beteiligung der Lieferkette auf Produktionsebene. So gibt der Leitfaden einen Überblick über Schritte, die Agrar- und Nahrungsmittelunternehmen ergreifen können, um Lösungen für den Klimaschutz bei verschiedenen Gütern in unterschiedlichen Regionen und Ländern zu beschleunigen und auszuweiten.
SCALA steht mit verschiedenen Zusammenschlüssen von Investorinnen und Investoren im Dialog, um den Klimaschutz voranzubringen. Eine Gruppe von 30 Investorinnen und Investoren, die in einem Netzwerk von Investorinnen und Investoren organisiert sind, hat der FAO ein Schreiben übermittelt, in dem sie darauf drängt, eine Roadmap für Unternehmen zu entwickeln, wie das Ernährungssystem mit dem Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens, die globale Erwärmung auf 1,5 °Celsius zu begrenzen, in Einklang gebracht werden kann. Angesichts des erheblichen Investitionsbedarfs, ist es eine vielversprechende Erfahrung, dass private Investorinnen und Investoren Agrar- und Nahrungsmittelunternehmen sowie Regierungen dazu auffordern, die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens in konkrete Maßnahmen umzusetzen.
SCALA organisiert gemeinsam mit dem WBCSD auch eine Reihe von Dialogen zum Wissensaustausch. Diese Dialoge konzentrieren sich auf praktische Beispiele für öffentlich-private Partnerschaften, und stellen Einsätze und Möglichkeiten im Rahmen von SCALA für eine Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteurinnen und Akteuren in Bezug auf Investitionen in eine kohlenstoffarme und widerstandsfähige landwirtschaftliche Erzeugung im Einklang mit den NDCs und NAPs vor. Der erste Dialog fand im Mai 2022 statt, und der zweite Dialog ist für den Oktober 2022 geplant.
Unternehmen sollten sich dieser Herausforderung stellen. Zu diesem Zweck gilt es für sie, eng mit den Ländern zusammenzuarbeiten, in denen sie einkaufen, produzieren und verkaufen, und ihre Klimaziele so zu kommunizieren, dass sie für die Länder, in denen sie ihre Rohstoffe beschaffen, relevant sind. Die Unternehmen können mit Ministerien und politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern Informationen darüber austauschen, welche Verpflichtungen sie eingegangen sind, und welche Anreize der NDC des jeweiligen Landes für Investitionen in Lösungen für den Klimaschutz bietet.
Der öffentliche Sektor sollte sich mit den Unternehmen, die in seinem Land tätig sind, vernetzen und sie im Hinblick auf die nationalen Klimaziele und Verpflichtungen sensibilisieren. Eine Verstärkung der Investitionssignale im Rahmen ihrer NDCs und NAPs würde dazu beitragen, mehr Klarheit für die Unternehmen zu schaffen, während sie Klimaschutzlösungen für ihre Lieferketten, Bäuerinnen und Bauern sowie Gemeinschaften entwickeln.
[Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf den Websites von FAO und UNDP veröffentlich]
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