24.03.2020

Transjakarta erreicht die Marke von einer Million Fahrgästen pro Tag

Die BRT-Bahnhöfe in Jakarta sind ein wichtiger Knotenpunkt im ÖPNV. Foto: ITDP
Die BRT-Bahnhöfe in Jakarta sind ein wichtiger Knotenpunkt im ÖPNV. Foto: ITDP

Das Schnellbussystem Transjakarta hatte sich ein hohes Ziel gesteckt: Jeden Tag sollten eine Millionen Fahrgäste befördert werden. Dieses Ziel wurde nun mit technischer und strategischer Unterstützung durch das ITDP erreicht!

Vor 15 Jahren gab es noch kein öffentliches Verkehrssystem in Jakarta und die meisten Einwohnerinnen und Einwohner nutzten die „Angkots“ genannten Mikrobusse, die keiner Regulierung unterlagen. Ineffiziente Fahrpläne, Verspätungen, Unfälle, sexuelle Belästigung und Kleinkriminalität waren an der Tagesordnung. Diese Missstände schreckten die Fahrgäste ab und führten dazu, dass sie die öffentlichen Verkehrsmittel mieden. Außerdem war der öffentliche Personenverkehr chronisch unterfinanziert, während die Infrastruktur für Kraftfahrzeuge massiv ausgebaut wurde - mit den bekannten Problemen wie Staus und steigender Abgasbelastung.

Verkehrswende in Jakarta

Inzwischen ist Transjakarta, gemessen am Streckennetz, das größte Schnellbussystem der Welt und eines der ersten in Asien. Der Erfolg von Transjakarta widerspricht dem weit verbreiteten Vorurteil, dass in den Megacitys des globalen Südens an einen Wandel nicht zu denken ist. Ganz im Gegenteil: Mit den innovativen Konzepten des Institute for Transportation and Development Policy (ITDP) Indonesia konnte ein neues Verkehrssystem realisiert werden, das von der Bevölkerung gut angenommen wird. Transjakarta hat inzwischen eine Million Fahrgäste pro Tag. Das ist ein wichtiger Meilenstein, der die dynamische Entwicklung des Schnellbussystems zeigt und belegt, dass auch in einer Megacity wie Jakarta eine erfolgreiche Transformation des Verkehrssektors möglich ist. Inzwischen planen auch die indonesischen Städte Medan und Semarang Schnellbussysteme nach dem Vorbild von Jakarta, denn Transjakarta ist zu einem der führenden Beförderungsdienstleister der Region geworden. Doch was sind die Gründe für diesen Erfolg?

Aufschwung von Transjakarta durch Vernetzung mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln

Mit dem Aufbau von Transjakarta wurde 2004 eine Trendwende vollzogen: Das gut durchdachte, schnell wachsende Schnellbussystem beförderte von Anfang an täglich mehrere Tausend Fahrgäste, blieb jedoch weit unter seinen Möglichkeiten. Zu den Hindernissen zählten Wartungsprobleme, uneinheitliche Betriebsprozesse und eine ungünstige Streckenbedienung. Weder die Fahrerinnen und Fahrer noch die Polizei hielten sich an die baulich getrennten Busspuren, und es war schwierig, die Autos am Befahren der Busspuren zu hindern. Nachdem sich das ITDP Indonesia jahrelang dafür eingesetzt hatte, das Schnellbussystem zu einem offenen Angebot zu machen, wurde Transjakarta 2016 offiziell Teil der städtischen Verkehrsstruktur und ein eigener Verkehrsdienstleister. In den Jahren danach hat ITDP mit Unterstützung des IKI-Projekts „Klimaschutz durch Integration und Optimierung des ÖPNV in Jakarta“ technische und strategische Unterstützung geleistet. Mit Erfolg: Die Fahrgastzahlen stiegen an.

Zu diesem Erfolg haben viele Faktoren beigetragen. Einer der wichtigsten war die Integration des Schnellbussystems mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. Dadurch konnte Transjakarta zusätzliche Strecken übernehmen und auch weiter entfernte Stadtviertel bedienen. Ein Beispiel dafür ist die Integration mit dem Mikrobusnetz. Die „Angkots“ bedienen Wohngebiete oder weiter außerhalb gelegene Stadtteile. Zwanzig Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von Transjakarta fahren mit Mikrobussen zur nächsten Transjakarta-Haltestelle. Durch die Abstimmung der Schnellbusfahrpläne auf die Mikrobusse wurden deutliche Verbesserungen in der Personenbeförderung erzielt.

Verbesserte Busflotte in Jakarta Foto: ITDP

Erfolgsgeschichte: Kultureller Wandel im Verkehr

Hinzu kommt: Die kleinen und mittelgroßen Busunternehmen, die zu Transjakarta gehören, halten sich an die von Transjakarta festgelegten Mindeststandards für den Service (MSS). Diese sehen ein Rauchverbot an Bord der Busse vor und verlangen von den Fahrerinnen und Fahrern unter anderem, dass sie sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten und nur an den ausgewiesenen Haltestellen anhalten. Zuwiderhandlungen werden mit Bußgeldern geahndet. Durch die MSS ist es gelungen, problematische Verhaltensweisen einzudämmen. Zudem plant Transjakarta, jedes Fahrzeug mit einer Klimaanlage und ausgewiesenen Bereichen für ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit Behinderungen auszustatten. Außerdem sollen Bereiche für Frauen reserviert werden, um sie besser vor Belästigung zu schützen.

Gegenwärtig arbeitet Transjakarta daran, das Schnellbussystems an die U-Bahn und andere Buslinien in Jakarta anzubinden, um die Region noch besser abzudecken und den Fahrgästen einen besseren Service zu bieten. Mit 3500 IDR (ca. 0,30 USD) pro Fahrschein inklusive Transfer und unabhängig von der Entfernung oder Zone ist der Fahrpreis nach wie vor niedrig. Außerdem wurde das Schnellbussystem um wichtige Merkmale ergänzt, die die Zuverlässigkeit und Effizienz der Fahrgasbeförderung verbessert haben. Dazu zählen beispielsweise gesonderte Busspuren und die Möglichkeit, die Fahrscheine außerhalb des Fahrzeugs zu kaufen. Darüber hinaus hat Transjakarta Haltestellen festgelegt und durchgesetzt, dass diese auch angefahren werden. Das hat Verhaltensänderungen bei Fahrerinnen und Fahrern bewirkt, ebenso wie bei den Fahrgästen: Bislang war es üblich, an jedem Punkt einer Strecke zu- oder aussteigen zu können. Außerdem gibt es inzwischen eine kostenlose App, mit der sich die Fahrgäste über die Abfahrts- und Ankunftszeiten informieren können.

Transjakarta ist derzeit bezogen auf die Länge des Streckennetzes das größte Schnellbussystem der Welt und ein gutes Beispiel dafür, wie ein effizientes öffentliches Verkehrssystem die Lebensqualität in den Megacitys verbessern und gleichzeitig zum Klimaschutz beitragen kann.

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