20.02.2020

Wie Papier aus Reisstroh das Klima schützt

Pickup und Häcksler mit Reisstroh
Aus dem Stroh der abgeernteten Reispflanzen macht Fang Thai umweltfreundliches Papier. Foto: Deutsche Welle

So spart ein thailändisches Unternehmen mit landwirtschaftlichen Abfällen Treibhausgasemissionen ein und schafft neue Einkommensquellen für die Bevölkerung.

Im Rahmen der Seed-Awards werden ausgewählte klimafreundliche Start-ups prämiert. Die Gewinner erhalten neben dem Preisgeld auch technische Begleitmaßnahmen wie die Unterstützung bei der Entwicklung von Businessplänen. Über die öffentlichkeitswirksame Verleihung des Preises sollen Unternehmen zur Nachahmung ermutigt werden. In einer Serie stellen wir im Laufe des Jahres eine Auswahl an Gewinnern vor. Den Auftakt macht das Unternehmen Fang Thai aus Thailand.

Die Idee: Papier aus Reisstroh

Die Fang Thai Factory Limited Partnership mit Sitz in der thailändischen Provinz Lampang hat eine Technologie zur Herstellung von Papier aus Reisstroh entwickelt. Reisstroh fällt bei der Reisernte als Abfallprodukt an und wird bisher verbrannt.

Das Unternehmen stellt hochwertige, biologisch abbaubare Papiere und Verpackungen ohne Zusatz von gefährlichen Chemikalien her. Außerdem plant das Unternehmen, aus Reisstroh hergestellten Nasszellstoff an andere Papierhersteller zu verkaufen, die ebenfalls auf Nachhaltigkeit setzen. Nach den Berechnungen des thailändischen Ministeriums für natürliche Ressourcen und Umwelt kann Fang Thai die CO2-Emissionen in der Papierbranche um ca. 28.000 Tonnen pro Jahr verringern und damit zur Lösung eines der größten Probleme der Papierindustrie beitragen.

Das Unternehmen hat durch seine Geschäftstätigkeit dazu beigetragen, dass die am Standort des Unternehmens lebenden Bäuerinnen und Bauern neue Einkommensmöglichkeiten haben – gleichzeitig verbrennen immer weniger Bäuerinnen und Bauern ihre Ernterückstände, wodurch sich die Luftqualität bereits verbessert hat.

„Eine echt Alternative – und 100 Prozent biologisch abbaubar“

Wie sind Sie auf die Idee für Ihr Projekt gekommen?

Jaruwan Khammuang: Ich komme aus Bann Samkha in der Provinz Lampang in Thailand. Bann Samkha ist ein kleines Dorf, dessen Bewohnerinnen und Bewohner ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit dem Reisanbau bestreiten. Trotz der Erträge, die wir als Reisbäuerinnen und -bauern erzielen, stehen wir vor zwei zentralen Herausforderungen: Erstens haben viele Familien nach der Erntesaison ein zu geringes Einkommen, so dass viele auf der Suche nach Arbeit in die Großstädte abwandern. Zweitens wird das Reisstroh verbrannt, wodurch die Luftverschmutzung und der CO2-Ausstoß steigen.

Jaruwan Khammuang, CEO Fang ThaiAuf der Suche nach einer Lösung dieser Herausforderungen kamen Nathapol Khammuang (der Geschäftsführer der Fang Thai Factory Limited Partnership) und ich auf die Idee, das anfallende Reisstroh für die Papierproduktion zu nutzen. Angesichts der enormen Umweltprobleme, die die Verpackungsindustrie durch die Abholzung von Wäldern, hohe CO2-Emissionen und ein unzureichendes Abfallmanagement verursacht, sehen wir in der Herstellung von Papier aus Reisstroh, das zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist, eine echte Alternative.

Die entsprechenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie die Produkttests haben etwa zwei Jahre gedauert. In dieser Zeit haben wir nach Partnerinnen und Partnern sowie und Expertinnen und Experten gesucht, uns von ihnen beraten lassen und von anderen bekannten Beispielen gelernt.

Warum ist Ihnen dieses Thema ein ganz persönliches Anliegen?

Ich bin in einer Familie und Gemeinde von Reisbäuerinnen und -bauern aufgewachsen. Die Herausforderungen, die ich gerade beschrieben habe, bestehen schon seit langem, haben sich im Laufe der Zeit verschärft und haben deutliche Auswirkungen auf die Gemeinden. Ich hatte immer den Wunsch, in mein Heimatdorf zurückzukehren und seine Entwicklung mitzugestalten.

Was waren die größten Herausforderungen bisher?

Die erste Herausforderung besteht darin, das Geschäft auszuweiten, um eine ausreichende Kundennachfrage und einen wettbewerbsfähigen Preis zu erreichen. Die zweite Herausforderung besteht darin, Kunststoffprodukte weltweit durch Produkte aus Reisstrohpapier zu ersetzen, die nicht teurer und für alle erschwinglich sind. Und drittens geht es darum, die Bäuerinnen und Bauern aufzuklären und sie davon zu überzeugen, dass es nicht sinnvoll ist, das Reisstroh zu verbrennen. Wenn dies gelingt, kann auch auf ein gesetzliches Verbot der Verbrennung von Reisstroh verzichtet werden.

Was haben Sie bereits erreicht?

Nach der Gründung haben wir zunächst kunsthandwerkliche Erzeugnisse und Verpackungen in geringen Stückzahlen verkauft. Später gelang uns ein Durchbruch, als ein großes Unternehmen an uns herantrat, das größere Stückzahlen benötigte. Leider konnten wir den Bedarf des Unternehmens aufgrund unserer begrenzten Produktionskapazitäten nicht decken. Allerdings wurden so etliche andere Interessenten auf uns aufmerksam.

Fast-Food-Verpackungen aus ReisstrohpapierMit unserer Idee tragen wir zur wirtschaftlichen Entwicklung von Bann Samkha bei. In diesem Dorf leben etwa 160 Familien vom Reis- und Obstanbau. Reisstrohverpackungen sind eine umweltfreundliche Alternative für die Sekundärverpackung von verderblichen und nicht verderblichen Lebensmitteln, Kosmetika und Getränken. Das Material hat eine ganze Reihe von positiven Eigenschaften. Es sich relativ günstig herstellen und das Verpackungsdesign kann individuell gestaltet werden. Außerdem tragen wir mit unserem Projekt zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung bei, insbesondere zu Ziel 1 (Keine Armut) und Ziel 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz). Gleichzeitig bringen wir durch unsere Arbeit auch die Ziele 3 (Gesundheit und Wohlbefinden), 5 (Geschlechtergleichstellung), 8 (menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) sowie 12 (nachhaltiger Konsum und Produktion) voran.

Wie sehen die zukünftigen Pläne aus?

Im Jahr 2020 wollen wir die Produktionskapazitäten auf 1.000 Tonnen pro Monat ausbauen. Denn je größer unsere Produktionskapazität, desto besser größer der Beitrag, den wir zur Stärkung der Lebensgrundlagen in unserem Dorf und weltweit leisten können. Außerdem müssen wir gegen die Verbrennung von Ernterückständen vorgehen, denn diese Praxis ist nach wie vor weit verbreitet. Wir brauchen realistische Alternativen, da durch die Verbrennung von Reisstroh die Luft in Dörfern und Städten stark belastet wird.

Was bedeutet der SEED-Award für Sie und Ihr Projekt?

Mit dieser Auszeichnung im Rücken können wir das Marktvolumen ausweiten und uns besser mit anderen Menschen vernetzen. Erst mit der Unterstützung und dank der Ermutigung durch das Programm konnte unser Unternehmen überhaupt so schnell wachsen.

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Kontakt

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Foto: DW / Stefan Möhl

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