18.05.2021

Blockchain für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft

Felder
Für den Klimaschutz brauchen wir innovative Lösungen. Die Blockchain-Technologie ist eine davon und kann für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft sorgen. Foto: FAO/IFAD/WFP/Petterik Wiggers

Für den Klimaschutz brauchen wir innovative Lösungen. Die Blockchain-Technologie ist eine davon – aber was genau ist das und wie kann diese Technologie eingesetzt werden? 

Der Klimawandel ist eine der größten Bedrohungen für die Ernährungssicherheit, die Armutsbekämpfung und die nachhaltige Entwicklung auf der ganzen Welt. Um mit den Folgen des Klimawandels fertig zu werden, brauchen wir innovative Lösungen. Die Blockchain-Technologie ist eine davon – aber was genau ist das und wie kann diese Technologie eingesetzt werden? 

Die Vereinten Nationen definieren Innovation als eine treibende Kraft, um der Welt zu helfen, Ernährungssicherheit und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDG) zu erreichen. Obwohl es bei Innovation nicht nur um Technologie geht, werden digitale Lösungen immer wichtiger.  

Sie haben sicher schon von der Kryptowährung Bitcoin gehört, einem der bekanntesten Systeme, das auf der Blockchain-Technologie basiert. Die Verbindung zwischen diesem viel diskutierten „digitalen Geld“ und dem Klimaschutz mag weit hergeholt erscheinen. Doch die Blockchain-Technologie kann für deutlich mehr als nur die Aufzeichnung von Transaktionen angewendet werden. Das Interesse an Blockchains ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, und viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus den unterschiedlichsten Branchen konzentrieren sich auf mögliche Anwendungen dieser innovativen Technologie. In der Tat machen die wichtigsten Eigenschaften von Blockchains – Effizienz, Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Informationsaustauschs – sie im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Landwirtschaft besonders nützlich. 

Transparentes digitales Kassenbuch

Obwohl oft die Bezeichnung „die Blockchain“ in der Einzahl verwendet wird, handelt es sich nicht um eine einzelne Technologie, sondern um eine Kombination mehrerer digitaler Technologien. Einfach ausgedrückt kann sie als Kassenbuch beschrieben werden; eine Art Datenbank mit Informationen, die von verschiedenen Akteuren geteilt, kopiert und synchronisiert werden. Ein großer Vorteil ist, dass die Daten über ein komplettes Netzwerk verteilt sind, ohne dass ein zentraler Administrator die Einheiten bzw. Blöcke verwaltet. Außerdem ist es unmöglich, die eingefügten Daten oder Informationen zu manipulieren. Die Blockchain-Technologie ist für die Landwirtschafts- und Lebensmittelindustrie relevant, da Geschäfte in diesen Sektoren oft mit mangelndem Vertrauen und Problemen beim Informationsmanagement zu kämpfen haben. Dank der eingebauten Kontrollmechanismen, die die Sicherheit der aufgezeichneten Daten garantieren, gilt diese Technologie als einzigartige Möglichkeit für einen effizienten, transparenten und nachvollziehbaren Informationsaustausch. 

Allerdings wird auch die Anwendung der Blockchain-Technologie im Zusammenhang mit dem Klimawandel kontrovers diskutiert. Zum Beispiel gibt es Bedenken, dass der Energieverbrauch bestimmter Arten von Blockchain-Technologien zu erhöhten CO2-Emissionen und damit zu negativen Auswirkungen auf die Umwelt führt. Doch Blockchains wie Bitcoin werden heute nicht mehr als besonders klimaschädlich angesehen, auch weil die Energieeinsparungen, die sich durch die damit einhergehende Digitalisierung ergeben, den Energieverbrauch dieser Blockchains mehr als aufwiegen. Insgesamt ist auf diesem Gebiet mehr empirische Forschung nötig; daher suchen Forscherinnen und Forscher sowie Spezialistinnen und Spezialisten nach Möglichkeiten, das Konsumverhalten zu verbessern und sparsamere Lösungen zu finden.

Neue Studie erforscht Möglichkeiten

Laut dem neuen Bericht zur Anwendung von Blockchains für Klimaschutz in der Landwirtschaft (Applying blockchain for climate action in agriculture: state of play and outlook) der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Wageningen University & Research (WUR) hat die Blockchain-Technologie viel Potenzial, um eine effektive Klimapolitik in der Landwirtschaft zu unterstützen und die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen zu messen. Der Bericht skizziert die Grenzen und potenziellen Anwendungen von Blockchains in der Landwirtschaft und wie sie im Kontext des Klimawandels eingesetzt werden können. 

„Die Blockchain-Technologie kann beispielsweise den Grundstein für ein weltweites Netzwerk mit zuverlässigen Daten zum Kohlendioxidausstoß legen. Eine andere mögliche Anwendung ist, dass man mit Hilfe einer Blockchain genau nachverfolgen kann, was mit dem „Plant-a-Tree-Zuschlag“ passiert, den man beim Kauf eines Flugtickets bezahlt. Oder denken Sie an Blockchains als eine Möglichkeit für Kleinbäuerinnen und -bauern in Entwicklungsländern, Crowdfunding oder Mikrokredite mit einem Token – einer Art digitalem Gutschein – zu beantragen“, erklärt Lan van Wassenaer, WUR, einer der Autoren. 

Die Studie zeigt, dass die Blockchain-Technologie helfen kann, die Transparenz und Verantwortung sowohl bei Klimaschutz- als auch bei Anpassungsmaßnahmen zu verbessern. Mit dieser Technologie können nämlich nicht nur Treibhausgasemissionen überwacht werden. Sie kann auch helfen, Investitionen und Ergebnisse verbesserter Managementpraktiken zu verfolgen und somit Landwirtinnen und Landwirte dabei unterstützen, sich an den Klimawandel anzupassen. Blockchains können auch dabei helfen, gender-relevante SDG-Indikatoren bei Anpassungs- und Klimaschutzaktivitäten zu verfolgen. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Blockchain-Technologie als Werkzeug verwendet werden kann, um weltweite Maßnahmen im Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens und der SDGs der Agenda 2030 zu beschleunigen. 

Blockchain als Pilotprojekt bei FAO und UNDP

Die Blockchain-Technologie wird im Rahmen des Unterstützungsprogramm zur nachhaltigen Landnutzung und Landwirtschaft durch die Umsetzung von NDCs und NAPs testweise eingesetzt, das von der FAO und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) gemeinsam geleitet und von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanziert wird. Dabei wird die Wertschöpfungskette für Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsysteme digitalisiert und die Nachhaltigkeit durch Key Data Elements (KDE) verfolgt.

„Die Blockchain-Arbeit in SCALA soll durch eine Arbeitsgruppe mit mehreren Blockchain-Dienstleistern in der Wertschöpfungskette für Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsysteme erfolgen, die sich auf die Gestaltung von KDEs als klimafeste Verfahrensweisen konzentrieren. Ziel ist es, politischen Entscheidungstragenden, Lebensmittelproduzierenden und Prüfstellen dabei zu helfen, die Akzeptanz von klimafesten, in der Blockchain festgeschriebenen Verfahrensweisen, zu fördern“, sagt Erik van Ingen, FAO.

Darüber hinaus ist es das Ziel von SCALA, mit dem privaten Sektor zusammenzuarbeiten, sowohl weltweit als auch in den zwölf Partnerländern, um nicht nur Investitionen zu erhöhen, sondern auch innovative Richtlinien und Technologien einzuführen. Gerade heute, da sich die Welt mit den Folgen der aktuellen Covid-19-Pandemie auseinandersetzen muss, sind Investitionen in innovative Lösungen in Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsystemen wichtiger denn je, damit der Weg in eine bessere Zukunft eingeschlagen werden kann.

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