Maßnahmen für eine nachhaltige Zukunft
Am 22. Mai, dem Tag der Biologischen Vielfalt, rückt jedes Jahr die Bedeutung der Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten ins Rampenlicht. Der Schutz der biologischen Vielfalt ist ein Eckpfeiler im Kampf gegen den Klimawandel und für eine nachhaltige Entwicklung.
Als Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) hat sich die Förderung von Biodiversitätsschutzprojekten zu einem zentralen Anliegen entwickelt. Diese Projekte erhalten nicht nur die Artenvielfalt, sondern verringern auch die Emissionen von Treibhausgasen und machen die Ökosysteme und ihre Bewohner widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels.
Passend zum aktuellen Motto „Be Part of the Plan“ am Tag der biologischen Vielfalt, soll im Folgenden nicht nur die Schönheit und Vielfalt der Natur hervorgehoben werden. Vielmehr liegt der Fokus auf den entscheidenden Maßnahmen, die im Rahmen des Biodiversitätsschutzes ergriffen werden können und werden, um den Herausforderungen des Klimawandels entgegenzuwirken. Im Vordergrund steht dabei das „Mainstreaming“ von Biodiversität in verschiedenen Sektoren, das die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitäts- und Klimaschutz berücksichtig und nutzt sowie dessen Synergiepotentiale ausschöpft.
Mainstreaming von Biodiversität: die Wichtigkeit von sektorübergreifendem Biodiversitätsschutz
Die Convention on Biological Diversity (CBD) beschreibt das Mainstreaming von Biodiversität, als die Integration und Berücksichtigung der biologischen Vielfalt und der von ihr erbrachten Ökosystemleistungen in Politikmaßnahmen verschiedener Wirtschaftssektoren sowie deren Umsetzung in der Praxis. Dabei geht es sowohl um Sektoren, die stark von Biodiversität abhängig sind, als auch um solche, die einen bedeutenden Einfluss auf diese Vielfalt haben. Das Mainstreaming von Biodiversität ist für den Kampf gegen den Klimawandel von großer Bedeutung, da die biologische Vielfalt in verschiedenen Bereichen entscheidend dazu beiträgt, die Folgen des Klimawandels zu regulieren und die Anpassung an den Wandel zu erleichtern.
Gesunde und biodiversitätsreiche Ökosysteme wie Moore, Wälder und Feuchtgebiete sind außerdem wichtige Kohlenstoffsenken, in denen CO2 gebunden und langfristig gespeichert wird. Aber auch im marinen Bereich gibt es wichtige Kohlenstoffsenken, wie Seegraswiesen und Mangrovenwälder, die sowohl in ihrer Biomasse, wie auch im umliegenden Sediment für die Einlagerung von großen Mengen CO2 sorgen.
Darüber hinaus kann die Wirkungsweise bestimmter Ökosysteme auch aktiv in Klimaschutz-und Anpassungsmaßnahmen mit eingeplant werden, um die Natur nachhaltig zu schützen und gleichzeitig eine langfristige Anpassung zu ermöglichen sowie die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Diese sogenannten naturbasierten Lösungen (Nature-based Solutions, NbS), kommen sowohl der Natur, wie auch uns zu Gute. Ein Beispiel hierfür sind ökosystembasierte Anpassungen (Ecosystem-based adaptation, EbA). Mit EbA-Maßnahmen können zum Beispiel intakte Feuchtgebiete an Flüssen und Küsten vor Überschwemmungen schützen und werden zeitgleich als wichtige Lebensräume für Flora und Fauna erhalten und geschützt. Der Ausbau grüner und blauer Infrastruktur in Städten (wie beispielsweise Grünflächen, Parks, urbane Wälder und Wasserstellen) kann unter anderem dafür genutzt werden, um den Auswirkungen des Klimawandels im urbanen Raum, wie verstärkten Hitze- und Trockenheitsperioden und Überschwemmungen, entgegenwirken und erhöht gleichzeitig die Biologische Vielfalt im Stadtraum.
Mainstreaming von Biodiversität in der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI)
Die IKI unterstützt den "Schutz der biologischen Vielfalt" im gleichnamigen Förderbereich durch Projekte, die sich als Hauptziel dem Schutz der biologischen Vielfalt in den IKI Partnerländern widmen. Zusätzlich fördert die IKI in auch ihren anderen Förderbereichen vermehrt Projekte, die neben dem Klimaschutz auch Biodiversitätsschutz und Wiederherstellung als Ziel haben (Themenseite Biodiversität und Klimaschutz in der IKI). Mit diesen geht die IKI die Herausforderungen an, die positiven Wirkungsweisen der Biodiversität in Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen zu integrieren und somit nachhaltige und biodiversitätsfreundliche Entwicklungen anzustoßen und zu unterstützen.
Beispiel: Biodiversitätsmainstreaming in der Klimapolitikentwicklung Thailands
Thailand gilt als zweitgrößter CO2-Emittent Südostasiens und ist aber aufgrund seiner 2.420 Kilometer langen dicht besiedelten Küsten auf Rang 13 in Bezug auf seine Verwundbarkeit (Vulnerabilität) gegenüber dem Klimawandel. Das IKI-Projekt „Klimapolitik und Biodiversität in Thailand“ verbessert die Synergien zwischen Klimaschutz und Meeres- und Küstenbiodiversität, um eine verstärkte Umsetzung von Klima- und Biodiversitätszielen in Thailand zu fördern.
Um eine nachhaltige Verbindung zwischen Klimaschutz und Biodiversität herzustellen, entwickelt das Projekt entsprechende Politiken und Instrumente für Klima-, Meeres- und Küstenschutz mit Fokus auch auf nachhaltige Tourismusplanung. Darüber hinaus fördert es „Monitoring & Evaluation“ sowie interministerielle und fachliche Austauschaktivitäten und die Entstehung von Netzwerken von Expertinnen und Experten. Zudem führt das Projekt Pilotprojekte zur Integration von Klima-, Meeres- und Küstenbiodiversitätszielen durch und entwickelt Kompetenzen auf nationaler und subnationaler Ebene. Workshops und Dialoge dienen der Sensibilisierung und Wissensvermittlung. Durch diese breit angelegten Aktivitäten strebt das Projekt, eine nachhaltige Integration von Klima- und Biodiversitätsschutz in verschiedene Wirtschaftssektoren Thailands an, insbesondere in den Bereichen Meeres-, Küsten- und nachhaltiger Tourismusplanung. Das Projekt legt seinen Fokus auch auf effektives Stakeholder-Management, Möglichkeiten der Beteiligung des Privatsektors und Optionen zur Mobilisierung der Bürgerwissenschaft, um den Herausforderungen des Klimawandels und dem Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken.
Beispiel: Biodiversitätsmainstreaming in der Landnutzung
Der Landwirtschaftssektor ist weltweit ein wesentlicher Verursacher von Treibhausgasemissionen, gleichzeitig aber als Sektor auch signifikant vom Klimawandel betroffen. So leidet die landwirtschaftliche Produktion beispielsweise unter Extremwetterereignissen, Dürren und Überschwemmungen. Das IKI-Projekt „Landnutzungsplanung und innovative Finanzierung zur Stärkung der Resilienz Mexikos“ führt in neun mexikanischen Bundesstaaten Maßnahmen durch, die eine nachhaltige Landnutzung unter Berücksichtigung des Klimawandels, der sozioökonomischen Entwicklung und des Erhalts der Biodiversität ermöglichen.
Ein Hauptziel des Projekts ist es, die Fähigkeiten von Kleinbauern und ihren Organisationen sowie regionalen Institutionen auszubauen, um landwirtschaftliche Produktionssysteme an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen. Dabei sind vor allem steigende Temperaturen und häufigere Dürreperioden in den meisten Projektregionen die größten Herausforderungen für Kleinbauern. In den kommenden Jahren unterstützt das Projekt ausgewählte Produktionssysteme durch den EbA-Ansätze und den Erhalt der biologischen Vielfalt in diesen Systemen. Zu den geplanten Anpassungsmaßnahmen gehören die Wiederherstellung von Flussufern, die Aufforstung von Wäldern mit einheimischen Arten, die Einführung von Agroforstsystemen zur Verbesserung des Mikroklimas und die Förderung einer besseren Bodenstruktur durch den Einsatz von Grün- und organischen Düngemitteln.
Beispiel: Biodiversitätsmainstreaming in Städten
Klimaschutzmaßnahmen mit Biodiversitätsmainstreaming in urbanen Räumen bieten diverse Lösungen, die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von Städten zu stärken und zum verbesserten Wohlbefinden von Bewohnerinnen und Bewohnern beizutragen. Gerade Städte stehen vor einer einzigartigen Herausforderung im Zusammenhang mit dem Klimawandel, der sich zum Beispiel durch ansteigende Hitzewellen und Überschwemmungen auswirken kann. Das IKI-Projekt „Unterstützung der nationalen Agenda für nachhaltige Stadtentwicklung in Brasilien (ANDUS)“ arbeitet im Bereich der in Brasilien daran, mit Blick auf das stetig zunehmende Städtewachstum und die damit einhergehenden Umweltprobleme, die Stadtentwicklung nachhaltiger zu gestalten.
Das Projekt unterstützt föderale, bundesstaatliche und lokale Akteure dabei, Strategien zur integrierten Planung und zum Management nachhaltiger Stadtentwicklung umzusetzen. Es sollen langfristig städtischen und ländlichen Ökosysteme genutzt und geschützt werden, um die Städte an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen, den Ausstoßes von Treibhausgasen zu verringern und zum Wasserschutz beizutragen. Neben Minderungs- und Anpassungsstrategien werden auch die Verbindungen zwischen Stadt und Umland sowie die Bedeutung intakter Ökosysteme als „grüne Dienstleister“ für Städte miteinbezogen.
Chancen für die Zukunft
Das Mainstreaming von Biodiversität bietet große Chancen in der Schnittstelle von Klima- und Biodiversitätsschutz. Einerseits können durch gezielte Maßnahmen die Artenvielfalt des Planeten erhalten und geschützt werden, andererseits unterstützt das Mainstreaming von Biodiversität verschiedene Sektoren bei der Anpassung an den Klimawandel und der Reduktion von Treibhausgasemissionen.
Die IKI setzt das Mainstreaming von Biodiversität bereits in einigen Projekten aus unterschiedlichen Förderbereichen erfolgreich um, wie die Beispiele aus den Bereichen Entwicklung und Umsetzung von Klimapolitik, nachhaltige Landnutzung und Stadtentwicklung zeigen. Jedoch ist das Potential im Bereich Mainstreaming von Biodiversität aktuell noch nicht ausgeschöpft und die IKI arbeitet daran dies in seinem Portfolio auszubauen. Insbesondere mit Blick auf den voranschreitenden Verlust von biologischer Vielfalt und immer stärkerer bemerkbarer Auswirkungen des Klimawandels birgt das Mainstreaming von Biodiversität große Möglichkeiten, um sowohl Klima- als auch Biodiversitätsschutzziele in der Zukunft zu erreichen.
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