23.11.2021

Nachhaltigkeit beim wirtschaftlichen Neustart mitdenken

Foto: Binh Dang, GIZ

Wirtschaftliche Hilfen zur Erholung von den Folgen der COVID-19-Pandemie nachhaltig auszurichten, kann zum Klimaschutz, zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels sowie zu einem gerechten Übergang beitragen.

Wirtschaftliche Hilfen zur Erholung von den Folgen der COVID-19-Pandemie nachhaltig auszurichten, führt zu höheren Renditen. Gleichzeitig trägt dies zum Erhalt der Biodiversität, zum Klimaschutz, zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels sowie zu einem gerechten Übergang bei. Das haben zwei Workshops zum Thema nachhaltiger Neustart der Wirtschaft gezeigt. Die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen sind oft ähnlich – unabhängig von unterschiedlichen Regionen.

Über einen nachhaltigen Neustart der Wirtschaft

„Wir sollten alle voneinander lernen, wie wir Biodiversität und Klimaschutz zum Nutzen der gesamten Gesellschaft, einschließlich künftiger Generationen, in Konjunkturpakete integrieren können“, zu diesem Schluss kam Dr. Christiane Paulus, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), in ihrer Eröffnungsrede zu den Workshops über einen nachhaltigen Neustart der Wirtschaft. Obwohl sich die COVD-19-Pandemie weltweit negativ auswirkt, bietet sie dennoch auch eine Chance, unsere Volkswirtschaften im Sinne von mehr Nachhaltigkeit neu zu gestalten und umzuwandeln. Regierungen auf der ganzen Welt haben zu diesem Zweck Mittel bereitgestellt, um Maßnahmen für eine wirtschaftliche Erholung mit nachhaltigen Zielen in den Bereichen Anpassung an den Klimawandel, Biodiversität und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Übergeordnetes Ziel ist es, einen nachhaltigen Neustart der Wirtschaft – eine Green Recovery – zu erreichen.

Will man einen tiefgreifenden Wandel herbeiführen, muss die Gestaltung von Interventionen neu überdacht werden, da die derzeitigen Strategien nur selten die Biodiversität, den Klimawandel und die soziale Gerechtigkeit in die Planung einbeziehen. Ohne einen ganzheitlichen Ansatz dürften Maßnahmen für eine Green Recovery zu kurz greifen. Andererseits wird davon ausgegangen, dass ihr Nutzen bei erfolgreicher Umsetzung weit über den reinen Schutz der Umwelt hinausgeht. Oftmals sind die Kapitalrenditen im Vergleich zu konventionellen Konjunkturprogrammen wesentlich höher. Dieser Aspekt wurde auch von Dr. Christiane Paulus hervorgehoben: „Eine naturverträgliche Wirtschaft kann weltweit bis zu 395 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen, insbesondere in ländlichen Gebieten.“

Initiativen zur Konjunkturbelebung können ganz unterschiedliche Formen annehmen. Erfolgreiche Beispiele reichen von spezifischen Maßnahmen wie der Einführung von Pop-up-Radwegen in Südamerika, die für eine umweltfreundliche urbane Mobilität und mehr Platz zur Wahrung der räumlichen Distanzierung im Fahrradverkehr sorgen, bis hin zu gezielten Investitionen in eine nachhaltige Abfallwirtschaft und Kreislaufwirtschaft in Äthiopien, Ghana oder Kenia.

Zwei Workshops zum Thema nachhaltiger Neustart der Wirtschaft von DUH und GIZ

Im Rahmen der vom BMU finanzierten Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kooperation mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zwei virtuelle Workshops mit über 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Thema nachhaltiger Neustart der Wirtschaft in verschiedenen regionalen Kontexten durchgeführt. Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, internationalen Organisationen und des privaten Sektors aus Lateinamerika, der Karibik, Asien, Afrika und Europa tauschten ihre Perspektiven hinsichtlich der Chancen und Herausforderungen einer Umsetzung von Maßnahmen für eine Green Recovery aus.

Teilnehmende definierten wesentliche Aspekte für einen erfolgreichen nachhaltigen Neustart der Wirtschaft

Im Verlauf der Workshops kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den folgenden wesentlichen Schlussfolgerungen:

  • Ein elementarer grüner Wandel hin zu einer naturverträglichen Wirtschaft und unternehmerischen Praxis wirkt sich nicht nur positiv auf die Umwelt aus, sondern bietet auch große wirtschaftliche Vorteile.
  • Eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen ist unerlässlich, um das Wirtschaftswachstum zu erhalten, das Klima zu schützen und Pandemien zu vermeiden.
  • Der Wert der Natur sollte bei der Entscheidungsfindung angemessen berücksichtigt werden, und sich in Marktpreisen niederschlagen, die Klimarisiken und Umweltkosten einschließen.
  • Durch den Abbau von Subventionen, die zu Störungen im ökologischen Gleichgewicht führen, kann Kapitel in nachhaltige und ökologisch sinnvolle Wirtschaftsaktivitäten wie Agroforstwirtschaft oder nachhaltigen Tourismus umgelenkt werden.
  • Die strategische Inklusion von gefährdeten und entrechteten Gruppen wie indigenen und lokalen Gemeinschaften ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass eine Green Recovery zu einem sozial gerechten Übergang beiträgt.
  • Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, die auf Abfallvermeidung, Recycling und Wiederverwendung beruht, ist von entscheidender Bedeutung, um den Druck auf die natürlichen Ressourcen und die Umwelt zu verringern. In diesem Zusammenhang sollte die Kunststoffproblematik vorrangig behandelt werden.

Alles in allem stellen Programme für eine wirtschaftliche Erholung eine große Chance dar, um einen Wandel weg vom „Business-as-Usual“-Ansatz zu erreichen, der uns in eine Klimakrise, den Verlust von Biodiversität und künftige Pandemien führt und notwendige Veränderungen behindert. Die Workshops zeigten, wie wichtig Kooperation und der Austausch verschiedener Standpunkte sind, wenn es darum geht, neue Interventionen zu gestalten oder anzuwenden. Die Workshops waren auch ein guter Beleg dafür, wie sich in der Zusammenarbeit zwischen IKI-Projekten deren Kräfte durch den Austausch von Informationen und den Aufbau von Kapazitäten bündeln lassen, um für zukünftige Herausforderungen gewappnet zu sein. Die an den GIZ-Projekten beteiligten Parteien freuen sich auf eine aktive Zusammenarbeit mit den Ländern und Initiativen, die an den Workshops teilgenommen haben, um Möglichkeiten einer künftigen Kooperation zu unterstützen.

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